Full text: 68.1940 (0068)

Groß-Rippeln, daß diese, die man vorerst nur aus dem 
Auftauchbereich genauer kennt, mit den fossilen oder 
versteinerten nur beschränkt bezeichnen kann. Am Strand 
der ostfriesischen Inseln treten Formen auf, die sich 
durch starke Asymmetrie und besonders durch ihre 
örtliche Entwickelung in schmalen Rinnen hinter Bran- 
dungswellen von den versteinerten unterscheiden. Uber 
symmetrische Groß-Rippeln aus der Jetztzeit hat Profes¬ 
sor Dr. von F r e y b e r g vor mehreren Jahren aus dem 
Küstengebiet Brasiliens berichtet. Eine Deutungsmöglich¬ 
keit besteht nach Häntzschel darin, daß die Felder 1—5 
als Restflächen eines Systems aus anderer Höhenlage 
angesehen werden können und zu einer anderen Zeit in 
anderer Richtung überflutet wurde. Dabei könnte ent¬ 
weder eine alte Rippelung noch erhalten geblieben, oder 
diese durch neue, anders gerichtete ersetzt worden sein. Es 
müßten sich dann die Nippeln unter sehr geringer Waffer- 
bedeckung gebildet haben. Es können aber auch sehr ver¬ 
wickelte Strömungsverhältnisie die verschieden gerichteten 
Rippelungs-Systeme hervorgerufen haben. Vorerst ist die 
Kenntnis von heutigen Rippel-Bildungen noch nicht so¬ 
weit fortgeschritten, um eine eindeutige Erklärung der ver¬ 
schieden gerichteten Groß-Rippeln von Gersheim geben 
zu können. 
Jedenfalls haben wir in demGersheimerWellenfurchen- 
Feld eine Erscheinung, die man in dieser Ausdehnung und 
Ausbildung bis jetzt von keinem anderen Ort der Erde 
kennt. Die Verhandlungen mit der Naturschutzbehörde 
wegen der Sicherstellung des Wellenfurchen-Feldes als 
Naturdenkmal sind noch im Gange. Es läßt sich viel¬ 
leicht doch noch ein gangbarer Weg, nicht zuletzt durch 
Entgegenkommen des Kalkbruchbesitzers finden, der geeig¬ 
net ist, das Wellenfurchen-Feld für längere Zeit zu er¬ 
halten. Gründe hierfür sind die Einmaligkeit des Vor¬ 
kommens und die Möglichkeit eines weiteren Studiums 
von versteinerten Wellenfurchen. 
Ein geologisches Naturdenkmal 
in der Grube Wellesweiler (Saar) vor 120 Jahren 
Von Dr. phil. nat. h. c. P. G 
Vor einiger Zeit trat der Bezirksbeauftragte für Na¬ 
turschutz im Saarland an mich heran mit der Bitte, be¬ 
merkenswerte geologische Aufschlüffe oder dergleichen in¬ 
nerhalb des Saarbrücker Steinkohlengebirges, und zwar 
unter Tage, namhaft zu machen, zwecks Erklärung des 
einen oder anderen Gegenstandes zum geologischen Na¬ 
turdenkmal. Diese Anregung habe ich sehr begrüßt, hatte 
aber dennoch meine Bedenken hinsichtlich der Verwirk¬ 
lichung. Wohl hat man in den einzelnen Gruben ab und 
zu Aufschlüffe beziehungsweise Gegenstände, bei denen es 
sich schon lohnen würde, sie als Naturdenkmale sicher zu 
stellen. Ich denke z. B. an einen wunderbaren Aufschluß 
in einer Grundstrecke im Flöz 17 der Grube Jägersfreude, 
wo das Hangende des Flözes auf einer Länge von etwa 
30 Metern und einer Breite von 4 Metern fast einen 
wahren botanischen, richtiger gesagt, paläobotanischen 
Garten darstellte. Eine Menge von Pflanzenarten, wie 
Farne, farnähnliche Gewächse mit Stämmen, Bärlapp¬ 
gewächse und vielerlei anderes waren in schönster Er¬ 
haltung zu sehen. 
Da das Hangende aber schon damals zu Bruch zu 
gehen drohte, ja zum Teil schon zu Bruch gegangen war, 
rettete ich, was zu retten war. Unter den vielen geretteten 
Stücken, die zum Teil beträchtliche Ausmaße haben, ist 
vieles, was wiffenschaftlich so intereffant ist, daß es in 
der Tat bester ist, daß diese Stücke ihren Platz in den 
geologischen Sammlungen der Saarbrücker Bergschule 
haben, als in der Grube an dem ursprünglichen Ort, wo 
sie über kurz oder lang auf die eine oder andere Art doch 
der Zerstörung anheim gefallen wären. Es ist sehr schwer, 
einen solchen Aufschluß, der in der Regel innerhalb des 
Abbaufeldes liegt, als Naturdenkmal sicherzustellen. Wenn 
der Feldesteil endgültig abgebaut ist, wird er zugemacht, 
abgedämmt und so von der Bewetterung abgeschloffen, 
und ein Zugang zu dem Aufschluß ist nicht mehr möglich. 
Wollte man diesen aber dennoch für Besichtigungen er¬ 
halten, so müßte die Zugangsstrecke einschließlich des Or- 
thörl, Kustos an der Bergschule zu Saarbrücken 
tes, an dem sich der Gegenstand befindet, bewettert, das 
heißt dauernd frische Luft zugeführt werden. 2n den 
meisten Fällen wäre dies eine sehr kostspielige Sache, und 
in verhältnismäßig kurzer Zeit würde das Naturdenkmal 
dem Gebirgsdruck doch zum Opfer fallen. Anders wäre 
es schon, wenn man einen solchen Aufschluß in der Nähe 
eines Schachtes oder in einem Stollen, der von Tage aus 
in das Steinkohlengebirge führt, zu sichern hätte. Dann 
könnte es gelingen, ein geologisches Naturdenkmal für 
eine Reihe von Jahren zu erhalten, vorausgesetzt, daß es 
auch an diesen Stellen der Gebirgsdruck nicht allzu schnell 
zerstört, beziehungsweise erheblich beschädigt. 
2n allen Fällen bleibt ein geologisches Naturdenkmal 
unter Tage für die Allgemeinheit so gut wie unsichtbar. 
Die Leute, die es immer wieder sehen können, sind unsere 
Bergleute, die unter Tage beschäftigt sind. Mit Ausnahme 
von Fachleuten und besonders Jntereffierten wird man 
Befahrung, das heißt die Besichtigung desselben, aus 
Gründen der Sicherheit des Lebens und der Beeinträch¬ 
tigung des Grubenbetriebes nicht gestatten, zum mindesten 
aber sehr weitgehend einschränken. 
Da in den Schichten des Steinkohlengebirges oft senk¬ 
rechtstehende Stämme von riesigen Bäumen, wie Schup¬ 
pen-und Siegelbäumen sowie Schachtelhalmen angetroffen 
werden, hat man diese hin und wieder vorsichtig freigelegt 
und über Tage, zum Teil noch mit Wurzelwerk, als Ersatz 
für unterirdische geologische Naturdenkmale aufgebaut. 
Hier kann sich sowohl der Laie wie der Fachmann von 
den riesigen Ausmaßen und den Besonderheiten des Ge¬ 
wächses ein Bild machen. Einer der größten bis jetzt auf¬ 
gefundenen Stämme mit Wurzelwerk stammt aus dem 
Steinkohlengebirge des Biesberges von Osnabrück und 
ist im Geologischen Landesmuseum in Berlin aufgestellt. 
2m Steinkohlengebirge von Schottland hat man einen 
ganzen Waldboden mit Baumstümpfen aus der Stein¬ 
kohlenzeit freigelegt. Auch aus dem Saarbrücker Stein¬ 
kohlengebirge wurden eine Anzahl von Baumstämmen 
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