Wellesweiler ab nimmt der Fluß seinen Weg durch noch
jüngere Schichtglieder, den Buntsandstein, und kommt bei
Blieskastel in das Kalkgebiet. Die Steine, die die Land¬
schaft von hier bis zur Mündung in die Saar aufbauen,
gehören der Muschelkalk-Formation an, die wiederum
jünger ist als der Buntsandstein.
Zur Entstehungs- und Entwickelungsgeschichte dieser
Landschaft sei folgendes gesagt: Als sich in einem Zeit¬
raum von mehreren Millionen Jahren die Flöze des Saar¬
brücker Steinkohlengebirges gebildet und die großen Wald¬
sumpfmoore einer trockeneren Zeit mit kälterem Klima
Platz gemacht hatten, machten sich enorme Erdkräfte be¬
merkbar. Diese verformten die bis dahin abgelagerten
Erdschichten mitsamt den Kohlenflözen derartig, daß ein
großer Teil bis 1000 Meter in die Tiefe gedrückt, andere
Teile zu hohen Sätteln aufgetürmt wurden. Es müffen
dadurch gewaltige Höhenunterschiede entstanden sein. Im
Verlaufe von weiteren Millionen Jahren wurden die ent¬
standenen Senken wieder durch Gerölle, Sande und
Schlämme, die von höher gelegenen Teilen, durch Verwit¬
terung aufgelockert, von den Bächen und Flüsien ver¬
frachtet, angefüllt. So entstand zunächst der Buntsand¬
stein, der besonders gut und markant im Pfälzer Bergland
bis zum Haardtrand zu sehen ist. Auf diesem Buntsand¬
stein lagerte sich dann der Muschelkalk in einem großen
Meere, das fast ganz Südwestdeutschland einnahm und
bis nach Mitteldeutschland reichte, ab. Aus der Tierwelt,
deren Überreste man in den Muschelkalkschichten in Gestalt
von Versteinerungen findet, ist zu schließen, daß es ein Meer
war, ähnlich unseren heutigen großen, offenen Meeren.
Die Zeit, in der die Buntsandstein- und Muschelkalk¬
schichten entstanden sind, liegt über 200 Millionen Jahre
zurück und hat 15 bis 20 Millionen Jahre gedauert.
Während die Buntsandsteinschichten bei uns eine Mäch¬
tigkeit von rund 440 Meter haben, beträgt diese für die
Muschelkalkschichten nur rund 160 Meter. Aus der Abb. i
ist die Gliederung der Buntsandstein- und Muschelkalk¬
schichten und die einzelnen Mächtigkeitszahlen zu ersehen.
Aus diesen Zahlen kann man schon schließen, daß lange
Zeiten erforderlich waren, bis die Absätze im Meere diese
Mächtigkeiten erreicht hatten. In den feineren und grö¬
beren Absätzen sind auch die Überreste der damaligen Tier¬
welt eingebettet worden. Und da diese in der Hauptsache
aus Muscheltieren bestand, hat man der Erdformation
den Namen Muschelkalk-Formation gegeben.
In einer Reihe von Kalksteinbrüchen des Saar- und
Bliestales, so bei Kleinblittersdorf, Blickweiler, Ball¬
weiler, Gersheim, Fechingen, Spichern und anderen Or¬
ten, sind die versteinerten Tierreste in besonderen Schichten
oft maffenhaft zu. finden. Den Arbeitern in den Kalk¬
brüchen sind diese nicht unbekannt, und manches gute Fund-
stück hat die Wissenschaft und die kleineren und größeren
Museen ihnen zu verdanken. Betriebsdirektor S ch e d -
l e r vom Blickweiler Kalkwerk konnte mir gelegentlich
eines Besuches daselbst eine ganze Kiste voll mitgeben,
die in den geologischen Sammlungen der Bergschule zu
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