In dem berüchtigten „Vertrag" von Versailles
hatten unsere Feinde auch die Bestimmung nicht
vergessen, daß alle deutschen Festungen und be¬
festigten Plätze westlich und innerhalb einer Zone
von 50 Kilometer Breite auch östlich des Rhei¬
nes geschleift werden müßten. In dieser „ent¬
militarisierten Zone" durften keine neue Be¬
festigungen angelegt werden, ebensowenig wie
Deutschland in ihr Garnisonen unterhalten durfte.
Der Zweck dieser Bestimmung war einleuchtend
und klar: die westlichen Gaue des Reiches —
Baden, die Pfalz, das Saar- und Rheinland
— sollten schutzlos der Willkür eines bis an die
Zähne bewaffnet gebliebenen Feindes preisgegeben
bleiben. Deutschlands Kohlengruben im Saar¬
land lagen ebenso wie die im Aachener und Ruhr-
Revier ungeschützt, jederzeit dem Zugriff der
Franzosen preisgegeben. Das Gleiche galt für
die Eisenhütten der Saar, des Rheines und der
Ruhr.
Ein wiedererstarktes Deutschland konnte die¬
sen Zustand nur solange dulden, bis seine Kräfte
eben reichten, um das verhaßte Joch abzuschüt¬
teln. Der Protest, mit dem die Westmächte auf
den am 7. März 1936 erfolgten Einmarsch deut¬
scher Truppen in die „entmilitarisierte" Zone ant¬
€ingang zu einem Kampfwerk an der deutschen
WestgTenze Presse-Ji ustrationen fioffmann, Berlin
worteten, war von Neuem mit der Forderung
verknüpft, das Reich müffe auch in Zukunft auf
die Anlage von Befestigungen an seiner west¬
lichen Grenze verzichten. Wer gab den Erbauern
der Maginot-Linie das Recht zu solchen Forde¬
rungen? Der Führer jedenfalls glaubte sich nicht
berechtigt, derart lebenswichtige Jntereffen des
deutschen Volkes länger preiszugeben, und be¬
fahl wenige Wochen nach der Besetzung des
Rheinlandes den Beginn der Vorarbeiten für
eine Befestigung der westlichen Reichsgrenze. Als
einige Monate später der Bau einer durchlaufen¬
den Befestigungslinie am Oberrhein und zwischen
Mosel und Rhein befohlen wurde, waren bereits
über 100 Kampfanlagen von den Festungsbau¬
dienststellen des Heeres errichtet worden. Ihre
Zahl erhöhte sich im Jahre 1937 um ein Viel¬
faches und alle Vorbereitungen waren getroffen,
um im Frühjahr 1938 den Bau einer abermals
vielfachen Zahl von Kampfwerken zu beginnen,
als im Mai die Zuspitzung der politischen Lage
den Führer veranlaßte, den in seiner Rede vor
dem Parteikongreß erwähnten Befehl zum be¬
schleunigten Ausbau eines Befestigungswerkes
zu geben, das die westliche Grenze des Reiches
in kürzester Zeit gegen ein feindliches Eindringen
sicherte für den Fall, daß die Lösung der sudeten¬
deutschen Frage zu einer bewaffneten Ausein¬
andersetzung führen sollte. Nicht ganz dreieinhalb
Monate waren seit Ergehen dieses Befehles bis
zum Tage der Führerrede vor dem Parteikongreß
ergangen. Was war in dieser verhältnismäßig
kurzen Zeit geschafft worden? Der Führer selbst
gab in der gleichen Rede eine erste Antwort auf
diese Frage: „Die deutsche Westbefestigung wird
noch vor dem Einbruch des Winters vollkommen
fertig sein. Ihre Abwehrkraft ist schon jetzt im
vollen Ausmaß gesichert." —
In kameradschaftlicher Zusammenarbeit der
Beteiligten war eine gewaltige Leistung vollbracht
worden. Der wichtigste Teil der Aufgabe, die
Planung der gesamten Anlage sowie die Aus¬
arbeitung der Entwürfe für die Konstruktion der
einzelnen Werke, war Sache der Festungs-Bau-
Dienststellen des Heeres, in deren Bereich 90000
Arbeiter an dem Bau von Panzerwerken ar¬
beiteten. Da über die ausreichenden menschlichen
und maschinellen Arbeitskräfte zur beschleunigten
Ausführung der vorgesehenen umfangreichen Erd-
und Betonierarbeiten — unter anderem mußten
mit Hilfe von Großbaggergeräten viele Kilo¬
meter von Kampfwagengräben ausgehoben wer¬
den — nur die Organisation des Generalinspek¬
tors für das deutsche Straßenwesen, Dr. Todt,
verfügte, wurde diese vom Führer kurzerhand für
die vordringliche Aufgabe des Westwall-Baues
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