Drei Jahre Aufbau in
Grube Maybach vor 1935
Seit dem Anhauen der Schächte Albert und
Marie im Jahre 1872 nahm der Aufbau der
Grube Maybach eine langsame und stetige Ent¬
wicklung. Es zeigten sich bald mit dem Auftreten
von Schlagwettern und in einer stärkeren Er¬
wärmung der Grubenbaue Schwierigkeiten, die
auf den Nachbargruben in diesem Ausmaße nicht
bekannt waren. Die großen Schlagwetterunglucke
in den Jahren 1898 und 1930 waren die Folgen
dieser Verhältnisse. Wegen der an den meisten
Betriebspunkten herrschenden Wärme war May¬
bach eine der am wenigsten beliebten Arbeits¬
stätten. Trotzdem nahm die Belegschaft zu, auch
die Förderung stieg bis zum Jahre 1930. Dann
setzte ein Rückgang ein. Die Tagesanlagen und
die Aus- und Vorrichtungsarbeiten verharrten
jahrelang im Stillstand.
Als im Jahre 1931 die GrubeHelene in
Friedrichsthal und im Jahre 1932 die Grube
A l t e n w a l d stillgelegt wurden, kamen beide
Anlagen zu Maybach, sonst aber blieb alles beim
alten. So fand die deutsche Verwaltung
bei der Rückgliederung am 1. März 1935
ein großes Erubenfeld vor. Von drei früher
selbständigen großen Schachtanlagen war nur
noch eine im Betrieb. Wohl war ein Teil der
Gefolgschaft der stillgelegten Anlagen nach
Maybach verlegt und hatte die Belegschaft
vergrößert. Das Arbeitsfeld war jedoch nicht
vergrößert worden.
Im Gegenteil: Die Tagesanlagen von He¬
lene und A l te n w a l d waren dem Verfall
überlasten, die Kohlenvorräte blieben ungenutzt,
das weit verzweigte Grubengelände beider An¬
lagen war den zerstörenden Kräften Unterlage
preisgegeben.
Und die Zustände in Maybach selbst? Die
Entwicklung hatte sich immer'nur den jeweiligen
Bedürfnissen angepaßt. So entstand im Tages¬
betrieb ein Gebäude neben dem anderen. Das
eine groß, das andere klein. Neben massiven
Gebäuden aus Stein standen Holzschuppen. Es
fehlte überall die einheitliche Ausrichtung. Es
fehlte der den Neuerungen der letzten 20 Jahre
entsprechende Fortschritt. Dabei war der Tages¬
betrieb in einem Zustand, der auf Ordnung
keinen Anspruch erheben konnte.
Unter Tage waren die Anlagen entsprechend:
Die Schächte konnten größere Fördermengen
nicht mehr zu Tage bringen, die Strecken hatten
sowohl für die Förderung wie für die Wetter¬
führung einen zu engen Querschnitt. Die Ab¬
baumethoden waren veraltet. Vorrichtung war
kaum vorhanden. Man lebte von der Hand in
den Mund und auch das nur in den letzten Jah¬
ren mit Zuschüssen.
Von J. Matheus
Sollte Maybach wieder lebensfähig werden, so
mußten, grundsätzliche Maßnahmen getroffen
werden. Maßnahmen, die auf Jahrzehnte be¬
rechnet waren.
Für die Vetriebsführung und Gefolgschaft ent¬
stand die schwierige Aufgabe, diesen Umbau bei
gleichzeitiger Inganghaltung des Betriebes vor¬
zunehmen. Eine wahrlich nicht leichte Aufgabe,
wenn man bedenkt, daß fast alles zeitweise im
Umbau begriffen war.
Wir wollen auch an dieser Stelle jedem Mit¬
arbeiter unseren Dank und unsere Anerkennung
aussprechen. Die folgenden Zeilen sollen davon
künden, wie die uns vom deutschen Volke zur
Verfügung gestellten Millionen Reichsmark an
den Arbeitsstätten verwandt wurden, damit wir
und unsere Nachkommen unseren Lebensunter¬
halt zu verdienen in der Lage sind. Der Führer
des Steinkohlenbergwerks Sulzbach, B e r g -
assessor Hof mann, hatte seiner Gefolg¬
schaft als Ziel des Aufbaues aufgegeben: „Wir
wollen kein Zuschußbetrieb des dritten Reiches
bleiben. Wir wollen für unser Volk einen Er¬
trag herauswirtschaften." Stolz konnte die Be-
triebsgemeinfchaft Maybach am Ende des Jah¬
res 1937 feststellen,, daß sie als erste im Saar¬
bergbau es fertiggebracht hatte, einen bescheide¬
nen Gewinn zu erarbeiten. Ueber dem Weg zu
diesem Ziele lag anfangs tiefes Dunkel, er
mußte erst durch umfangreiche
Planungsarbeiten
klar gelegt werden.
Die erste Frage nach abbauwürdigen und aus¬
reichenden Kohlenvorräten für die Planung
konnte aus den Erubenbildern von Maybach,
Helene und Altenwald bejaht werden.
Die zweite Frage, ob mit den vorhandenen
Einrichtungen diese Vorräte in größeren Men¬
gen als bisher zu gewinnen seien, war zu ver¬
neinen. Dagegen brachte die neue Betriebs¬
führung von Anfang an das Vertrauen mit, daß
der Saarbergmann wohl in der Lage ist, die
zur Lösung der zweiten Frage erforderlichen ge¬
waltigen Aufbauarbeiten sachlich richtig durch¬
zuführen.
Die dritte und wichtigste Frage, die es vor der
Planung zu beantworten galt, war eine noch
größere Vertrauensfrage und lautete: „Wieviel
wirst Du, Saarbergmann, fördern, wenn wir un¬
sere Anlagen vorbildlich ausgebaut haben?"
Von der Beantwortung dieser Frage hing die
Größe der neuen Schachtanlage ab.
Die Vetriebsführung legte unter Berücksich¬
tigung der natürlichen Verhältnisse den Förder¬
anteil zu Grunde, der unter gleichen Voraus¬
setzungen in anderen deutschen Bergbaugebieten
seit Jahren erreicht wird. Das hieß in Zahlen
ausgedrückt: „Durchschnittlich wird jedes May-
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