Full text: 67.1939 (0067)

Drei Jahre Aufbau in 
Grube Maybach vor 1935 
Seit dem Anhauen der Schächte Albert und 
Marie im Jahre 1872 nahm der Aufbau der 
Grube Maybach eine langsame und stetige Ent¬ 
wicklung. Es zeigten sich bald mit dem Auftreten 
von Schlagwettern und in einer stärkeren Er¬ 
wärmung der Grubenbaue Schwierigkeiten, die 
auf den Nachbargruben in diesem Ausmaße nicht 
bekannt waren. Die großen Schlagwetterunglucke 
in den Jahren 1898 und 1930 waren die Folgen 
dieser Verhältnisse. Wegen der an den meisten 
Betriebspunkten herrschenden Wärme war May¬ 
bach eine der am wenigsten beliebten Arbeits¬ 
stätten. Trotzdem nahm die Belegschaft zu, auch 
die Förderung stieg bis zum Jahre 1930. Dann 
setzte ein Rückgang ein. Die Tagesanlagen und 
die Aus- und Vorrichtungsarbeiten verharrten 
jahrelang im Stillstand. 
Als im Jahre 1931 die GrubeHelene in 
Friedrichsthal und im Jahre 1932 die Grube 
A l t e n w a l d stillgelegt wurden, kamen beide 
Anlagen zu Maybach, sonst aber blieb alles beim 
alten. So fand die deutsche Verwaltung 
bei der Rückgliederung am 1. März 1935 
ein großes Erubenfeld vor. Von drei früher 
selbständigen großen Schachtanlagen war nur 
noch eine im Betrieb. Wohl war ein Teil der 
Gefolgschaft der stillgelegten Anlagen nach 
Maybach verlegt und hatte die Belegschaft 
vergrößert. Das Arbeitsfeld war jedoch nicht 
vergrößert worden. 
Im Gegenteil: Die Tagesanlagen von He¬ 
lene und A l te n w a l d waren dem Verfall 
überlasten, die Kohlenvorräte blieben ungenutzt, 
das weit verzweigte Grubengelände beider An¬ 
lagen war den zerstörenden Kräften Unterlage 
preisgegeben. 
Und die Zustände in Maybach selbst? Die 
Entwicklung hatte sich immer'nur den jeweiligen 
Bedürfnissen angepaßt. So entstand im Tages¬ 
betrieb ein Gebäude neben dem anderen. Das 
eine groß, das andere klein. Neben massiven 
Gebäuden aus Stein standen Holzschuppen. Es 
fehlte überall die einheitliche Ausrichtung. Es 
fehlte der den Neuerungen der letzten 20 Jahre 
entsprechende Fortschritt. Dabei war der Tages¬ 
betrieb in einem Zustand, der auf Ordnung 
keinen Anspruch erheben konnte. 
Unter Tage waren die Anlagen entsprechend: 
Die Schächte konnten größere Fördermengen 
nicht mehr zu Tage bringen, die Strecken hatten 
sowohl für die Förderung wie für die Wetter¬ 
führung einen zu engen Querschnitt. Die Ab¬ 
baumethoden waren veraltet. Vorrichtung war 
kaum vorhanden. Man lebte von der Hand in 
den Mund und auch das nur in den letzten Jah¬ 
ren mit Zuschüssen. 
Von J. Matheus 
Sollte Maybach wieder lebensfähig werden, so 
mußten, grundsätzliche Maßnahmen getroffen 
werden. Maßnahmen, die auf Jahrzehnte be¬ 
rechnet waren. 
Für die Vetriebsführung und Gefolgschaft ent¬ 
stand die schwierige Aufgabe, diesen Umbau bei 
gleichzeitiger Inganghaltung des Betriebes vor¬ 
zunehmen. Eine wahrlich nicht leichte Aufgabe, 
wenn man bedenkt, daß fast alles zeitweise im 
Umbau begriffen war. 
Wir wollen auch an dieser Stelle jedem Mit¬ 
arbeiter unseren Dank und unsere Anerkennung 
aussprechen. Die folgenden Zeilen sollen davon 
künden, wie die uns vom deutschen Volke zur 
Verfügung gestellten Millionen Reichsmark an 
den Arbeitsstätten verwandt wurden, damit wir 
und unsere Nachkommen unseren Lebensunter¬ 
halt zu verdienen in der Lage sind. Der Führer 
des Steinkohlenbergwerks Sulzbach, B e r g - 
assessor Hof mann, hatte seiner Gefolg¬ 
schaft als Ziel des Aufbaues aufgegeben: „Wir 
wollen kein Zuschußbetrieb des dritten Reiches 
bleiben. Wir wollen für unser Volk einen Er¬ 
trag herauswirtschaften." Stolz konnte die Be- 
triebsgemeinfchaft Maybach am Ende des Jah¬ 
res 1937 feststellen,, daß sie als erste im Saar¬ 
bergbau es fertiggebracht hatte, einen bescheide¬ 
nen Gewinn zu erarbeiten. Ueber dem Weg zu 
diesem Ziele lag anfangs tiefes Dunkel, er 
mußte erst durch umfangreiche 
Planungsarbeiten 
klar gelegt werden. 
Die erste Frage nach abbauwürdigen und aus¬ 
reichenden Kohlenvorräten für die Planung 
konnte aus den Erubenbildern von Maybach, 
Helene und Altenwald bejaht werden. 
Die zweite Frage, ob mit den vorhandenen 
Einrichtungen diese Vorräte in größeren Men¬ 
gen als bisher zu gewinnen seien, war zu ver¬ 
neinen. Dagegen brachte die neue Betriebs¬ 
führung von Anfang an das Vertrauen mit, daß 
der Saarbergmann wohl in der Lage ist, die 
zur Lösung der zweiten Frage erforderlichen ge¬ 
waltigen Aufbauarbeiten sachlich richtig durch¬ 
zuführen. 
Die dritte und wichtigste Frage, die es vor der 
Planung zu beantworten galt, war eine noch 
größere Vertrauensfrage und lautete: „Wieviel 
wirst Du, Saarbergmann, fördern, wenn wir un¬ 
sere Anlagen vorbildlich ausgebaut haben?" 
Von der Beantwortung dieser Frage hing die 
Größe der neuen Schachtanlage ab. 
Die Vetriebsführung legte unter Berücksich¬ 
tigung der natürlichen Verhältnisse den Förder¬ 
anteil zu Grunde, der unter gleichen Voraus¬ 
setzungen in anderen deutschen Bergbaugebieten 
seit Jahren erreicht wird. Das hieß in Zahlen 
ausgedrückt: „Durchschnittlich wird jedes May- 
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