Full text: 67.1939 (0067)

der Halme führte dagegen fast immer zu Ver¬ 
sagern und war verpönt. 
Auch als — zunächst für Eesteinssprengungen 
— das Dynamit und andere brisante Spreng¬ 
stoffe im Bergbau aufkamen und hierfür Spreng¬ 
kapseln benutzt werden mutzten — das war nach 
Angaben des Dudweiler Bergmanns Dietrich 
zwischen 1860 und 1870 — konnte man hierfür 
die Halme und Helme gut verwenden. Man 
steckte ihr hinteres Ende in die Kapsel und 
klemmte sie durch Zusammenbeißen der Kapsel 
fest. 
Das Ende der Halm- oder Helmzündung kam 
erst durch die Einführung der viel bequemeren 
und sicheren Zündschnur, die sich schnell der grö߬ 
ten Beliebtheit erfreute und mit ihrer Pulver¬ 
seele nur eine verbesserte Form der Halm- oder 
Helmzündung darstellt. Allmählich kam dann 
auch — zunächst in Schlagwettergruben — die 
elektrische Zündung auf. die aber erst in neuester 
Zeit die Zündschnur fast ganz verdrängt hat. 
Die ersten elektrischen Zündmaschinen waren der 
unterbrachte, daß er dieses Geräte mit besonderer 
Wertschätzung behandelte und oft reich verzierte. 
2a, die Halmbüchse spielte früher im Berg¬ 
mannsleben eine wichtige Rolle, war das stolze 
Kennzeichen eines Hauers. Als Zeichen seiner 
neuen Würde hing der zum Hauer beförderte 
Schlepper die Halmbüchse an. Sie bedeutete ihm 
also nicht nur Arbeitsgerät, sondern war auch 
Ausdruck seines Ranges. So sind die reichen 
Verzierungen zu verstehen, die oft das Aeutzere 
der Büchse ganz bedecken. Vielleicht greift diese 
Schmuckgewohnheit tiefer und hängt mit den 
Beziehungen der Halmbüchse zum Feuer zu¬ 
sammen. 2n der deutschen Volkskunde macht 
man immer die Beobachtung, daß die Gegen¬ 
stände, die mit dem Feuer zu tun haben, eine 
besonders reiche Schmuckverzierung erfahren 
haben. Die magischen Kräfte des Feuers spiel¬ 
ten hier eine Rolle. 
Die Ausschmückung der Halmbüchse ist formal 
und technisch sehr merkwürdig. Es wurden im 
allgemeinen zwei Techniken angewandt, die 
„Teufel" oder die „Schietzkanone". Ein der¬ 
artiges seltenes Gerät, bei dem der elektrische 
Funke durch Drehen einer Hartgummiwalze an 
einem Katzenfell erzeugt wurde, bewahrt noch 
das Heimatmuseum in Dudweiler, das sich die 
besondere Aufgabe der Darstellung bergmänni¬ 
scher Sitten und Bräuche stellt. 
Halme und Helme waren also lange Zeit, wohl 
30—60 Jahre, ein sehr wichtiger Gebrauchs¬ 
gegenstand des Bergmanns. Er mutzte diese zer¬ 
brechlichen Dinge in knifflicher Arbeit zu Hause 
herstellen, sorgfältig aufbewahren und vorsichtig 
in die engen Grubenräume bis vor feine Ar¬ 
beitsstelle mitnehmen. Wenn sie nur etwas be¬ 
schädigt wurden, war das teure Pulver, die 
Arbeit daheim und vor Ort umsonst vertan. So 
ist es leicht erklärlich, daß der Bergmann die 
zweckmäßigen Halmbüchsen Erfand, in denen er 
auch die kleinen Zunderstückchen, Stahl und Stein 
meist neben anderen Verwendung fanden: die 
Kerbschnitt- und die Ritzoerzierung. Es ist in¬ 
teressant, daß diese beiden Gewohnheiten, Holz 
durch den Messerschnitt zu schmücken. Anwendung 
fanden, daß alle anderen Möglichkeiten unbenutzt 
blieben. Sie kennzeichnen die Halmbüchse als 
ein Erzeugnis der echten Volkskunst, als einen 
Gegenstand, der — abgesehen von den zuletzt in 
St. Ingbert benutzten, aus Weißblech hergestell¬ 
ten Helmbüchsen — nicht als Massenware ge¬ 
werbsmäßig angefertigt wurde. Er entstand 
meist von der Hand eines Erubenschreiners oder 
Stellmachers als Gelegenheitsarbeit. Oft schnitt 
der Bergmann seine Büchse selbst. Die Kerb¬ 
schnittmotive lösen die Umrandung des Gerätes 
in eine bewegte Linie auf. Es wechselt der 
Rundschnitt mit scharfen kantigen Dreieckschnitten. 
Die so umrandete Fläche wird in dünner Ritz¬ 
technik belebt, meist durch Zick-Zack-Linien oder 
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