der Halme führte dagegen fast immer zu Ver¬
sagern und war verpönt.
Auch als — zunächst für Eesteinssprengungen
— das Dynamit und andere brisante Spreng¬
stoffe im Bergbau aufkamen und hierfür Spreng¬
kapseln benutzt werden mutzten — das war nach
Angaben des Dudweiler Bergmanns Dietrich
zwischen 1860 und 1870 — konnte man hierfür
die Halme und Helme gut verwenden. Man
steckte ihr hinteres Ende in die Kapsel und
klemmte sie durch Zusammenbeißen der Kapsel
fest.
Das Ende der Halm- oder Helmzündung kam
erst durch die Einführung der viel bequemeren
und sicheren Zündschnur, die sich schnell der grö߬
ten Beliebtheit erfreute und mit ihrer Pulver¬
seele nur eine verbesserte Form der Halm- oder
Helmzündung darstellt. Allmählich kam dann
auch — zunächst in Schlagwettergruben — die
elektrische Zündung auf. die aber erst in neuester
Zeit die Zündschnur fast ganz verdrängt hat.
Die ersten elektrischen Zündmaschinen waren der
unterbrachte, daß er dieses Geräte mit besonderer
Wertschätzung behandelte und oft reich verzierte.
2a, die Halmbüchse spielte früher im Berg¬
mannsleben eine wichtige Rolle, war das stolze
Kennzeichen eines Hauers. Als Zeichen seiner
neuen Würde hing der zum Hauer beförderte
Schlepper die Halmbüchse an. Sie bedeutete ihm
also nicht nur Arbeitsgerät, sondern war auch
Ausdruck seines Ranges. So sind die reichen
Verzierungen zu verstehen, die oft das Aeutzere
der Büchse ganz bedecken. Vielleicht greift diese
Schmuckgewohnheit tiefer und hängt mit den
Beziehungen der Halmbüchse zum Feuer zu¬
sammen. 2n der deutschen Volkskunde macht
man immer die Beobachtung, daß die Gegen¬
stände, die mit dem Feuer zu tun haben, eine
besonders reiche Schmuckverzierung erfahren
haben. Die magischen Kräfte des Feuers spiel¬
ten hier eine Rolle.
Die Ausschmückung der Halmbüchse ist formal
und technisch sehr merkwürdig. Es wurden im
allgemeinen zwei Techniken angewandt, die
„Teufel" oder die „Schietzkanone". Ein der¬
artiges seltenes Gerät, bei dem der elektrische
Funke durch Drehen einer Hartgummiwalze an
einem Katzenfell erzeugt wurde, bewahrt noch
das Heimatmuseum in Dudweiler, das sich die
besondere Aufgabe der Darstellung bergmänni¬
scher Sitten und Bräuche stellt.
Halme und Helme waren also lange Zeit, wohl
30—60 Jahre, ein sehr wichtiger Gebrauchs¬
gegenstand des Bergmanns. Er mutzte diese zer¬
brechlichen Dinge in knifflicher Arbeit zu Hause
herstellen, sorgfältig aufbewahren und vorsichtig
in die engen Grubenräume bis vor feine Ar¬
beitsstelle mitnehmen. Wenn sie nur etwas be¬
schädigt wurden, war das teure Pulver, die
Arbeit daheim und vor Ort umsonst vertan. So
ist es leicht erklärlich, daß der Bergmann die
zweckmäßigen Halmbüchsen Erfand, in denen er
auch die kleinen Zunderstückchen, Stahl und Stein
meist neben anderen Verwendung fanden: die
Kerbschnitt- und die Ritzoerzierung. Es ist in¬
teressant, daß diese beiden Gewohnheiten, Holz
durch den Messerschnitt zu schmücken. Anwendung
fanden, daß alle anderen Möglichkeiten unbenutzt
blieben. Sie kennzeichnen die Halmbüchse als
ein Erzeugnis der echten Volkskunst, als einen
Gegenstand, der — abgesehen von den zuletzt in
St. Ingbert benutzten, aus Weißblech hergestell¬
ten Helmbüchsen — nicht als Massenware ge¬
werbsmäßig angefertigt wurde. Er entstand
meist von der Hand eines Erubenschreiners oder
Stellmachers als Gelegenheitsarbeit. Oft schnitt
der Bergmann seine Büchse selbst. Die Kerb¬
schnittmotive lösen die Umrandung des Gerätes
in eine bewegte Linie auf. Es wechselt der
Rundschnitt mit scharfen kantigen Dreieckschnitten.
Die so umrandete Fläche wird in dünner Ritz¬
technik belebt, meist durch Zick-Zack-Linien oder
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