war gegen 8 Uhr morgens. Eine Verständi¬
gung durch Zuruf war im Heulen des Stur¬
mes unmöglich, nur knappe Zeichen wurden
gegeben. Jeder stürmte dem Gipfel zu. Ein
Grat mußte im Reitsitz überschritten werden,
stehend wäre man fortgeweht worden. In
der herrschenden Kälte schwanden die Sinne.
Die Augen voller Eisnadeln, war es fast un¬
möglich, vorwärts zu kommen, zumal der
Wind einem den Atem verschlug. Auf dem
Gipfel herrschte die Hölle, der Sturm war
zum Orkan angeschwollen und drohte uns zu
vernichten. Wo war das' soviel gepriesene
Gipselglück? Hier jedenfalls nicht; jetzt gings
ums Leben, ums pure, nackte Leben! Alle
anderen Empfindungen waren erstorben. —
Als wir wieder die Hütte erreicht hatten,
reichten wir uns stumm die Hände, wir waren
vorläufig mal wieder der Hölle entgangen
und konnten mit Goethe sagen: „Die Erde
hat uns wieder."
Nach kurzer Rast und Aussprache in der
Vallothütte trennten wir uns wieder; die
Führerpartie ging den gekommenen Weg
zurück, während ich mit meinem Gepäck
weiter über das Dach Europas wanderte.
Aus der Geschichte des Gr. Jngberter
Kohlenbergbaues
Nordwestlich von St. Ingbert, nach Schnappach
zu, liegen die Kohlenvorkommen der Grube
St.Jngbert, der die Stadt wohl ihre heutige Größe
verdankt. Die Frühgeschichte des St. Ingberrer
Bergbaues reicht bis in das Jahr 1614 zurück.
Aus dieser Zeit spricht ein Brief des Kurfürsten
von Trier von „zwo newen Steinkohlengruben",
die zu St. Ingbert aufgemacht seien. Bis zum
Jahre 1660 ist dann von der Geschichte des St.
Jngberter Bergbaues sehr wenig erhalten. Die
Stürme des 30jährigen Krieges und die Raub¬
züge Ludwig XIV., durch welche der Ort völlig
zerstört und die Bewohner fast gänzlich ausge¬
rottet wurden, brachte das Kohlengraben und
sogar das Andenken daran in Vergessenheit. Im
Jahre 1661 kam St. Ingbert unter die Herrschaft
des Grafen v. der Leyen, und auch die Kohlen¬
gruben wurden wieder aufgemacht. Die meisten
waren noch wirkliche „Gruben", sie gehörten ver¬
schiedenen St. Jngberter Familien in Erbpacht
und wurden sehr verschiedenartig, zum Teil ganz
unbergmännisch betrieben. Der neue Landesherr
als Besitzer der großen Waldungen erhob auch
Anspruch auf die Bodenschätze unter dem Wald.
So war er der Verpächter der Gruben.
Auch von dieser Zeit bis etwa nach 1700 sind,
da das Land bis 1697 eine französische Provinz
war, keine, und selbst aus den folgenden 20 Jah¬
ren nur spärliche Mitteilungen vorhanden. Seit
dem Jahre 1722 war die Aufmachung einer
neuen Grube nur mehr mit der Genehmigung
des Landesherrn möglich. Je nach Güte, Lage
und Förderung mußte eine jährliche Abgabe ge¬
zahlt werden. 1742 gab es 15 solcher privaten
Gruben. Die gewonnenen Kohlen wurden fast
ausschließlich zu gewerblichen Zwecken verwandt,
in Schmieden, Glashütten, Ziegeleien, Kalk-
und Rußöfen. Die meisten der betriebenen Gru¬
ben lagen im oberen Rischbachtal, am Fuße des
Sechseichenberges, wo die Flöze im Tagebau er¬
reicht werden konnten. Noch bis heute haben sich
dort im Walde Ueberreste des früheren Alt-St.
Jngberter Bergbaues erhalten in Form von ver¬
schütteten Stolleneingängen und Grauschiefer¬
schutthaufen. Erst später grub man in 'der Nähe
des Ortes Schnappach Kohlen, da diese in grö¬
ßerem Maße hier zu Tage traten. Eine fach¬
männische Beaufsichtigung der Gruben gab es
noch nicht, es wurde Raubbau schlimmster Art
getrieben. Im Jahre 1748 fand eine Besichti¬
gung der Gruben durch den Bergfachmann Hans
Duhr von Illingen statt. Als Gezäheftücke wur¬
den damals Grubenaxt, Grubenbeil, Gruben¬
schippe, Keilhaue, Handfeustel, Bergeisen und
Klammerhaken verwandt. Da die Eigentümer
sehr ungleich für die Instandhaltung ihrer Gru¬
ben sorgten, erging im Jahre 1771 von Koblenz
für den Betrieb und die Gewinnung von Kohlen
eine Bergwerksordnung. Zu dieser Zeit wurde
auch der erste Steiger namens Christian Fey
aus Wellesweiler von dem Grafen v. d. Leyen
eingestellt. Unter Führung des Steigers Fey
wurde die erste herrschaftliche Grube, die Ma¬
riannengrube, und 2 Jahre später die Philipp¬
stollengrube aufgetan. Beide wurden als erste
nach bergmännischen Richtlinien betrieben. —
Nach der französischen Revolution brach die alte
Herrschaft zusammen und im Jahre 1793 nahm
die französische Regierung die Gruben in eigene
Regie. Von 1797 bis 1808 verpachtete sie jedoch
die Anlagen, um sie dann bis 1813 wieder in
Staatsverwaltung zu übernehmen. Vom 7. 1.
1814 bis 16. 6. 1814 standen die Gruben unter
rusiischer Verwaltung und anschließend 2 Jahre
in k. k. österreichischer, um dann in bayerische
Verwaltung überzugehen.
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