Full text: 64.1936 (0064)

Die Stellung des Dergmauns au der Saar 
Von Peter Kiefer, M. d. N. 
Im Kampf um unsere Saarheimat siel den 
Bergleuten eine ganz besondere Bedeutung 
zu. Einmal, weil es sich bei ihnen um die 
größte und geschlossenste Gruppe der werk¬ 
tätigen Bevölkerung an der Saar handelt, 
und zum anderen, weil der französische Staat 
aus Grund des Versailler Diktats alleiniger 
Eigentümer der Saargruben und damit 
Arbeitgeber — oder, wie man damals sagte, 
Brotherr der Saarbergleute mit ihren An¬ 
gehörigen geworden war. Nachdem Frank¬ 
reich in Versailles auch in Bezug auf das 
Saargebiet sein Ziel nur teilweise erreicht 
hatte, versuchte es dessen Bevölkerung im 
Laufe der vorgesehenen 15 Jahre bis zur 
Volksabstimmung, mit allen Mitteln, die 
einem großen Staate und mächtigen Arbeit¬ 
geber zur Verfügung stehen, für sich zu ge¬ 
winnen. Daß dieser Versuch bei den Saar¬ 
bergleuten in erster Linie und mit größter 
Wucht und Ausdauer gemacht wurde, ist nach 
Lage der Verhältnisse erklärlich. Aber alle 
Lock-, Droh- und Druckmittel, die angewendet 
wurden, um die Saarbergleute Frankreichs 
Saarplänen gefügig zu machen, sind geschei¬ 
tert; gescheitert an dem unverrückbar fest¬ 
stehenden Willen des Saarbergmanns, um 
jeden Preis wieder zurück zu 
seinem deutschen Vaterlande zu 
kommen. 
Viele — und nicht nur Franzosen — haben 
die eindeutige deutsche Einstellung der Saar¬ 
bergleute nicht so ohne weiteres verstehen 
können. Sie wußten teilweise, daß es sich 
beim Saargebiet um ein sehr dicht bevölker¬ 
tes Industrieland handelt, in dem auf einem 
Quadrat-Kilometer 434 Menschen wohnen, 
während der Reichsdurchschnitt nur 139 Ein¬ 
wohner aufweift — und glaubten demzu¬ 
folge, daß auch hier die marxistische Inter¬ 
nationale einen sehr großen Anhang habe 
und Einfluß ausüben könne. Auch war man 
vielfach der Ansicht, daß wir es an der 
Saar, ähnlich wie in den meisten anderen 
Industriegebieten, mit einer viel wechseln¬ 
den und stark mit Ausländern durchsetzten 
Arbeiterschaft zu tun hätten. Clemenceaus 
unwahre Behauptungen von den 150 000 
Saarfranzosen, die es bei uns geben sollte, 
haben sehr wahrscheinlich die Auffassung ge¬ 
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nährt, daß es Frankreich infolgedessen nie 
schwer fallen dürfe, auch bei den Saarber. 
leuten politische Eroberungen zu mach! 
Jedenfalls bestanden solche Ansichten m 
Hoffnungen in großem Umfange. Seile 
aber sind sie so widerlegt und zu Was, 
geworden, wie es in diesem Falle durch d 
Abstimmung am 13. Januar 1935 geschch 
ist. 
Von jeher war die Arbeiterscha 
der Saargruben rein deutsch. £ 
ist auch unter der Franzosenherrschaft u 
deutsch geblieben. Wohl waren die Fm 
zosen in der Lage, die oberen Beamte 
stellen mit ihren Leuten zu besetzen. $ 
den mittleren und unteren Stellen aus d 
Saargruben war diese Möglichkeit aber sch 
ganz außerordentlich gering. Und franz 
fische oder andere ausländische Berglen 
nach hier zu bringen, ist nicht einmal ve 
sucht worden; wohl, weil die Erfolglosigke 
eines solchen Versuches — namentlich i 
politischer Hinsicht — von vornherein ei: 
deutig feststand. Die rein deutsche Zufar 
mensetzung der Belegschaft der Saargrubi 
ist eine Folge der planmäßigen Einstelln! 
der hierfür maßgebenden früheren preui 
schen bzw. bayrischen Staatsstellen. S 
brachte es mit sich, daß der bergmännih 
Nachwuchs fast ausschließlich aus dem Bei 
mannsftande selber und aus den übi 
schlissigen Kräften der dem Grubengebie 
benachbarten ländlichen Bezirke genomm 
wurde. Es war und ist auch heute noch ai 
gemein Sitte an der Saar, daß die Bei 
mannssöhne den Beruf ihres Vaters fei 
führen. Das geht soweit, daß man hier so> 
der Junge hat Vergmannsblut in den Adei 
Für die heutigen Saarbergleute besteht nl 
die Tatsache, daß die meisten von ihnen e 
eine vieljährige, oft 100- bis 150jährige bei 
männische Familiengeschichte zurückblick 
können. 
In einem ganz außergewöhnlich höh 
Maße ist der S a a r b e r g m a n n a ü 
bodenständig. Diese Bodenständig! 
wurzelt in seiner tiefen Heimatliebe. > 
liebt die Scholle, auf der §r geboren wui 
über alles. Er wurzelt in der Dorfgeme 
fchaft, ln der er sich als vollwertiger Bür;
	        
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