Die Stellung des Dergmauns au der Saar
Von Peter Kiefer, M. d. N.
Im Kampf um unsere Saarheimat siel den
Bergleuten eine ganz besondere Bedeutung
zu. Einmal, weil es sich bei ihnen um die
größte und geschlossenste Gruppe der werk¬
tätigen Bevölkerung an der Saar handelt,
und zum anderen, weil der französische Staat
aus Grund des Versailler Diktats alleiniger
Eigentümer der Saargruben und damit
Arbeitgeber — oder, wie man damals sagte,
Brotherr der Saarbergleute mit ihren An¬
gehörigen geworden war. Nachdem Frank¬
reich in Versailles auch in Bezug auf das
Saargebiet sein Ziel nur teilweise erreicht
hatte, versuchte es dessen Bevölkerung im
Laufe der vorgesehenen 15 Jahre bis zur
Volksabstimmung, mit allen Mitteln, die
einem großen Staate und mächtigen Arbeit¬
geber zur Verfügung stehen, für sich zu ge¬
winnen. Daß dieser Versuch bei den Saar¬
bergleuten in erster Linie und mit größter
Wucht und Ausdauer gemacht wurde, ist nach
Lage der Verhältnisse erklärlich. Aber alle
Lock-, Droh- und Druckmittel, die angewendet
wurden, um die Saarbergleute Frankreichs
Saarplänen gefügig zu machen, sind geschei¬
tert; gescheitert an dem unverrückbar fest¬
stehenden Willen des Saarbergmanns, um
jeden Preis wieder zurück zu
seinem deutschen Vaterlande zu
kommen.
Viele — und nicht nur Franzosen — haben
die eindeutige deutsche Einstellung der Saar¬
bergleute nicht so ohne weiteres verstehen
können. Sie wußten teilweise, daß es sich
beim Saargebiet um ein sehr dicht bevölker¬
tes Industrieland handelt, in dem auf einem
Quadrat-Kilometer 434 Menschen wohnen,
während der Reichsdurchschnitt nur 139 Ein¬
wohner aufweift — und glaubten demzu¬
folge, daß auch hier die marxistische Inter¬
nationale einen sehr großen Anhang habe
und Einfluß ausüben könne. Auch war man
vielfach der Ansicht, daß wir es an der
Saar, ähnlich wie in den meisten anderen
Industriegebieten, mit einer viel wechseln¬
den und stark mit Ausländern durchsetzten
Arbeiterschaft zu tun hätten. Clemenceaus
unwahre Behauptungen von den 150 000
Saarfranzosen, die es bei uns geben sollte,
haben sehr wahrscheinlich die Auffassung ge¬
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nährt, daß es Frankreich infolgedessen nie
schwer fallen dürfe, auch bei den Saarber.
leuten politische Eroberungen zu mach!
Jedenfalls bestanden solche Ansichten m
Hoffnungen in großem Umfange. Seile
aber sind sie so widerlegt und zu Was,
geworden, wie es in diesem Falle durch d
Abstimmung am 13. Januar 1935 geschch
ist.
Von jeher war die Arbeiterscha
der Saargruben rein deutsch. £
ist auch unter der Franzosenherrschaft u
deutsch geblieben. Wohl waren die Fm
zosen in der Lage, die oberen Beamte
stellen mit ihren Leuten zu besetzen. $
den mittleren und unteren Stellen aus d
Saargruben war diese Möglichkeit aber sch
ganz außerordentlich gering. Und franz
fische oder andere ausländische Berglen
nach hier zu bringen, ist nicht einmal ve
sucht worden; wohl, weil die Erfolglosigke
eines solchen Versuches — namentlich i
politischer Hinsicht — von vornherein ei:
deutig feststand. Die rein deutsche Zufar
mensetzung der Belegschaft der Saargrubi
ist eine Folge der planmäßigen Einstelln!
der hierfür maßgebenden früheren preui
schen bzw. bayrischen Staatsstellen. S
brachte es mit sich, daß der bergmännih
Nachwuchs fast ausschließlich aus dem Bei
mannsftande selber und aus den übi
schlissigen Kräften der dem Grubengebie
benachbarten ländlichen Bezirke genomm
wurde. Es war und ist auch heute noch ai
gemein Sitte an der Saar, daß die Bei
mannssöhne den Beruf ihres Vaters fei
führen. Das geht soweit, daß man hier so>
der Junge hat Vergmannsblut in den Adei
Für die heutigen Saarbergleute besteht nl
die Tatsache, daß die meisten von ihnen e
eine vieljährige, oft 100- bis 150jährige bei
männische Familiengeschichte zurückblick
können.
In einem ganz außergewöhnlich höh
Maße ist der S a a r b e r g m a n n a ü
bodenständig. Diese Bodenständig!
wurzelt in seiner tiefen Heimatliebe. >
liebt die Scholle, auf der §r geboren wui
über alles. Er wurzelt in der Dorfgeme
fchaft, ln der er sich als vollwertiger Bür;