Wasserfall.
brausendes Zischen, Gurgeln, Klingen, Schäumen, Singen.
Rasendes Fallen!
Tosen.
Dämpfe wallen auf und ab. setzen den Stein, den harten, der dann im Gckt
der Sonne silbern glänzt.
Es nagt an die Härte des Granits, die fchäumende Weife des brodelnden Wassers -
und werkt sich im Tosen sein Bett.
Seit Ewigkeit, in Ewigkeit.
Grüner Schleim liegt wie Krankheit auf den Steinen, die losgelost von Mutter ^1
am Rande des Falls träumen; bis daß das tosende Wasser sie zerwaschen.
Auf klüftig zerfurchten Boden, grübeln knorrige, alte, in den Spalten des Gram
verwurzelte Bäume, über den tanzenden, tosenden, ewig jungen Kämpfer dort, in
dem silberschäumenden weichen ganzer.
Ein Strahl der Sonne färbt jetzt den sprübenden Wasserstaub bunt — blau, lilt
rot, schwefelgelb.
Ein Wind weht. Die alten Bäume flüstern lind wundern.
Sind Andacht nun!
Durch die Weite geht ein glockiges Vogelsingen.
Ruhe ist bier, heilig und tief.
Das brausende Tosen ist Ruhe schier! —
Weil es ewiglich ist?-
Wo die Wolken tanzen, vom Sturm zerfetzt, vom Wind gestreichelt — da quellt!
aus dem Schoß der Mutter — der ewigen. Hier ein dünner Strahl, da kaum;
sehen — tausendfach ans tausend Rinnsalen — klein und kraftlos — und sucht eim
das andere. Sie einen sich dann, die Bächlein. Kämpfen wollen Sie — mächtig sei»
Und mehr und mebr werden sie, immer mehr. — Dann stürmen sie, zur .Hfll
geworden, die Mutter, die sie gebar, und wühlen sich in ihr ein — geben ibr Lebt»
Tosen, stießen, plätschern — wallen dann, bis zum Meer sie geeint, aus dem
dann heben die Wolken, die das Haupt streicheln der Mutter, der sie gebar.
Ewig unversiegbarer Fall — tose, du Blut der Erde !
Denn Kampf ist Leben ! Alfred Ras6
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