90
Sd)(etiftai>J —
Das Schloß Hohbarr ist heute nur noch eine
Ruine. Die Ottrotter Weinberge haben den Be¬
sitzer längst gewechselt. Aber immer noch reifen
dort im Sommerglast pralle Traubendolden, deren
Wein noch den gleichen Duft und den gleichen
sonnengoldenen oder rubinrot schimmernden Glanz
hat.
Aber wer hat noch nicht von den Nürnberger
Lebkuchen gehört? Nun, hier in der Oberehn-
heimer Gegend hat der Lebkuchen, dieses köstliche
Honiggebäck, seine zweite Heimat gefunden. Ganz
in der Nähe, in dem, zwischen dichten Weinbergen
gebetteten Gertoiller, wird der Lebkuchen hergestellt
und geht von da aus in das ganze Land. Sowohl
im ganzen Elsaß wie auch in Lothringen wäre ein
Jahrmarkt, ein Krammarkt oder eine Kirmes ohne
den Gertoiller Lebkuchen einfach undenkbar.
Während mehr als fünfzig Jahren brachte eine
brave Frau von Gertwiller, die „Mama Silber-
eisen" selbsthergestellte „Lebküchle" alljährlich auf
den Christkindchenmarkt nach Straßburg, zur größten
Freude aller Straßburger, groß und klein. Die
t. Georgskirche. (illustration, Paris.)
Nachkommen der Mama Silbereisen setzten diese
Tradition fort, bauten sie aus und heute ist der
„Gertweiler Lebkuchen" zu einem kleinen, aber
blühenden und im ganzen Ländchen bekannten In¬
dustriezweig geworden.
Immer inmitten von Rebbergen führt die Straße
nach Barr. Barr, die Heimat der elsässischen Gerber,
ist der Ausgangspunkt herrlicher Ausflüge in die
nahen Berge und schattigen Waldtäler. Droben
über der Stadt grüßt die trutzige Ruine Lands¬
berg und auf der anderen Seite reckt Schloß
Andlau seinen ehemals kühn ragenden Bergfried
zum Himmel. Durch das St. Ullrichsthal und durch
Barr plätschert die muntere Kirneck, ein kristall¬
klarer Gebirgsbach, dessen Namen keltischen Ur¬
sprungs ist.
Denkt man an Dambach's Wein, läuft einem das
Wasser im Munde zusammen. In den altertüm¬
lichen, meist noch aus dem 16. Jahrhundert stam¬
menden Häusern wohnt ein Geschlecht von stolzen
Weinbauern. Aber weiter geht die Fahrt, vorbei an
der Burg Baerenstein, vorbei an Scherrweiler nach