Full text: 63.1935 (0063)

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so lehnte auch Luther jedesmal — es war dies 
öfter der Fall —, wenn sich ihm die Möglich¬ 
keit bot, Kuxbesitzer zu werden, dieses Aner¬ 
bieten rundweg ab. 
Manche großen Handelshäuser, so die Fugger, 
die Gebrüder Manlich und andere, brachten mit 
ihren Verlagsgeldern fast die gesamten Berg¬ 
werksanteile in den jeweiligen Bergbaurevieren 
an sich. Zunächst wurde der Bergbau auch nach 
der Anteilsvereinigung in den Händen dieser 
Handelshäuser als Kleinbetrieb weitergeführt. 
Erft im Verlauf des 16. Jahrhunderts vollzog 
sich die Vereinigung der kleineren Bergwerke zu 
größeren Betriebskomplexen. 
Wie schon vorher gesagt, beginnt Hans Luthers 
wirtschaftlicher Aufstieg um das Jahr 1500 
herum. Aus dem armen Häuer war allmählich 
ein kleiner Unternehmer geworden. Denn aus 
einer Urkunde von 1503 geht hervor, daß 
„Cyliax mit Ludus Knechte — die Luthers 
schrieben ursprünglich ihren Familiennamen 
Luder — und ein pater noster gehaddert und 
sich demnach undereinander geschlagen". Hans 
Luther war an verschiedenen Gewerken betei¬ 
ligt und zwar betrug sein Anteil ein Drittel 
oder ein Viertel der Gewerkschaft. Unter diesen 
Verhältnissen war es kein Wunder, daß Zwistig¬ 
keiten unter den einzelnen Anteilhabern aus- 
brachen. Diese Streithändel wurden meisten¬ 
teils vom Mansfelder Berggericht entschieden. 
In einigen Fällen war das Rügengericht zu¬ 
ständig. Die Rügengerichte tagten am Sitze des 
Hochgerichtes. Zu ihren Verhandlungen mutzte 
die ganze Berggemeinde erscheinen. Und jeder 
Bergmann war verpflichtet, jede ihm bekannt¬ 
gewordene Übertretung der Bergordnung zu 
rügen, d. h. zur öffentlichen Kenntnis zu 
bringen. Verschweigen der Rüge wurde ebenso 
hart bestraft, wie die schweren Vergehen gegen 
die Vergordnung. Als Strafen waren Verlust 
des Besitzes in Verbindung mit Leibesstrafen, 
Verbannung oder Gefängnis vorgesehen. Auf 
leichtere Vergehen stand ein Faß Bier oder 
Geldstrafe als Buße. 
Die Hütten. 
Luthers Vater beteiligte sich nicht nur an 
Bergwerken, sondern auch am Hüttenwesen. 
Denn nach der Mansfelder Bergordnung waren 
dort nicht die Inhaber der Bergwerke, sondern 
die Hüttenmeister im Bergwesen ausschlag¬ 
gebend. In der Bergordnung heißt es: „Wer 
die Zumessung von Teilen auf dem Berge ver¬ 
langte, mußte in der Lage sein, die gewonnenen 
Minen selber zu verhütten, oder den Nachweis 
erbringen, daß er sie verhütten konnte". Als 
Einheitsmaßstab wurde das „Feuer" zugrunde¬ 
gelegt. In einer Hütte standen meistens zwei, 
drei oder mehrere Schmelzöfen. Die Schmelz¬ 
verrichtungen und der Schmelzprozeß in diesen 
Hütten wurden von Agricola in seinem grund¬ 
legenden Werk „De re Metallica", das zwölf 
Bände umfaßt, eingehend beschrieben. Alle 
Schmelzöfen wurden an Wasserläufen errichtet, 
da man schon damals die Wasserkräfte zum Be¬ 
dienen der Blasebälge auszunutzen verstand. 
Im ganzen war Hans Luther nachweislich an 
fünf Hütten beteiligt. Wann von ihm die erste 
Hütte in Betrieb genommen wurde, ließ sich 
nicht feststellen. Wahrscheinlich hat Hans Luther 
schon 1501 mehrere „Feuer" zu Pacht gehabt. 
Denn von 1501 —1505 studierte Luther in Er¬ 
furt. Aus seinen Tischgesprächen wissen wir 
aber, daß sein Vater mit der Ausbeute von 
zwei „Feuern" das Erfurter Studium bestritten 
habe. 
Luthers Geschwister. 
Martin Luther hatte noch vier Geschwister, 
einen Bruder und 3 Schwestern. Der Bruder, 
Jakob war sein Vorname, übernahm die väter¬ 
lichen Bergwerke und Hütten. Er war ein im 
ganzen Mansfelder Lande angesehener Hütten¬ 
meister und Bergmann. Ebenfalls war er 
Ratsherr und Schultheiß von Mansfeld, Ehren¬ 
posten, die sein Ansehen bei seinen Mitbürgern 
am besten beweisen. Er überlebte seinen Bruder 
Martin Luther um 24 Jahre und starb 1570 
zu Mansfeld. Nach Martins Tode hatte sich 
Jakob Luther dessen drei Söhne, Hans, Martin 
und Paul aufs wärmste angenommen. Er ist 
ihnen stets ein treusorgender, hilfsbereiter Vor¬ 
mund gewesen. 
Luthers Schwestern Dorothea, Margaretha 
und Maria heirateten gleichfalls ins Berg¬ 
milieu. Die Ehemänner, Paul Warkenrodt, 
Heinz Kaufmann und Klaus Polner, waren 
alle drei tüchtige und angesehene Mansfelder 
Hüttenmeister. 
Das Leben der Bergleute. 
Schon seit jeher war der Bergmannsberuf ein 
schwerer Beruf. Große Strapazen bei der Ar¬ 
beit und wenig Lohn war immer das harte Los 
des Bergmanns. Da so die braven Kumpels 
mit irdischen Gütern nicht allzu reichlich gesegnet 
waren, übte Luther ihren menschlichen Schwächen 
gegenüber stets eine liebevolle Nachsicht. Manche 
ergötzliche Anekdoten sind darüber noch erhalten. 
Als einmal ein Pietist Luther gegenüber 
äußerte, die Bergleute seien ja sonst brauch¬ 
bare Kerls, nur würden sie an Sonn- und 
Feiertagen wie die Löcher saufen, antwortete 
er ihm, warum sollen sie nicht laut und fröhlich 
sein, wenn sie sechs Tage in der Woche schwer 
und redlich gearbeitet haben. Ich zech' auch. 
Und da sie morgens ihre Predigt hören, muß 
man ihnen schon etwas nachsehen.
	        
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