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so lehnte auch Luther jedesmal — es war dies
öfter der Fall —, wenn sich ihm die Möglich¬
keit bot, Kuxbesitzer zu werden, dieses Aner¬
bieten rundweg ab.
Manche großen Handelshäuser, so die Fugger,
die Gebrüder Manlich und andere, brachten mit
ihren Verlagsgeldern fast die gesamten Berg¬
werksanteile in den jeweiligen Bergbaurevieren
an sich. Zunächst wurde der Bergbau auch nach
der Anteilsvereinigung in den Händen dieser
Handelshäuser als Kleinbetrieb weitergeführt.
Erft im Verlauf des 16. Jahrhunderts vollzog
sich die Vereinigung der kleineren Bergwerke zu
größeren Betriebskomplexen.
Wie schon vorher gesagt, beginnt Hans Luthers
wirtschaftlicher Aufstieg um das Jahr 1500
herum. Aus dem armen Häuer war allmählich
ein kleiner Unternehmer geworden. Denn aus
einer Urkunde von 1503 geht hervor, daß
„Cyliax mit Ludus Knechte — die Luthers
schrieben ursprünglich ihren Familiennamen
Luder — und ein pater noster gehaddert und
sich demnach undereinander geschlagen". Hans
Luther war an verschiedenen Gewerken betei¬
ligt und zwar betrug sein Anteil ein Drittel
oder ein Viertel der Gewerkschaft. Unter diesen
Verhältnissen war es kein Wunder, daß Zwistig¬
keiten unter den einzelnen Anteilhabern aus-
brachen. Diese Streithändel wurden meisten¬
teils vom Mansfelder Berggericht entschieden.
In einigen Fällen war das Rügengericht zu¬
ständig. Die Rügengerichte tagten am Sitze des
Hochgerichtes. Zu ihren Verhandlungen mutzte
die ganze Berggemeinde erscheinen. Und jeder
Bergmann war verpflichtet, jede ihm bekannt¬
gewordene Übertretung der Bergordnung zu
rügen, d. h. zur öffentlichen Kenntnis zu
bringen. Verschweigen der Rüge wurde ebenso
hart bestraft, wie die schweren Vergehen gegen
die Vergordnung. Als Strafen waren Verlust
des Besitzes in Verbindung mit Leibesstrafen,
Verbannung oder Gefängnis vorgesehen. Auf
leichtere Vergehen stand ein Faß Bier oder
Geldstrafe als Buße.
Die Hütten.
Luthers Vater beteiligte sich nicht nur an
Bergwerken, sondern auch am Hüttenwesen.
Denn nach der Mansfelder Bergordnung waren
dort nicht die Inhaber der Bergwerke, sondern
die Hüttenmeister im Bergwesen ausschlag¬
gebend. In der Bergordnung heißt es: „Wer
die Zumessung von Teilen auf dem Berge ver¬
langte, mußte in der Lage sein, die gewonnenen
Minen selber zu verhütten, oder den Nachweis
erbringen, daß er sie verhütten konnte". Als
Einheitsmaßstab wurde das „Feuer" zugrunde¬
gelegt. In einer Hütte standen meistens zwei,
drei oder mehrere Schmelzöfen. Die Schmelz¬
verrichtungen und der Schmelzprozeß in diesen
Hütten wurden von Agricola in seinem grund¬
legenden Werk „De re Metallica", das zwölf
Bände umfaßt, eingehend beschrieben. Alle
Schmelzöfen wurden an Wasserläufen errichtet,
da man schon damals die Wasserkräfte zum Be¬
dienen der Blasebälge auszunutzen verstand.
Im ganzen war Hans Luther nachweislich an
fünf Hütten beteiligt. Wann von ihm die erste
Hütte in Betrieb genommen wurde, ließ sich
nicht feststellen. Wahrscheinlich hat Hans Luther
schon 1501 mehrere „Feuer" zu Pacht gehabt.
Denn von 1501 —1505 studierte Luther in Er¬
furt. Aus seinen Tischgesprächen wissen wir
aber, daß sein Vater mit der Ausbeute von
zwei „Feuern" das Erfurter Studium bestritten
habe.
Luthers Geschwister.
Martin Luther hatte noch vier Geschwister,
einen Bruder und 3 Schwestern. Der Bruder,
Jakob war sein Vorname, übernahm die väter¬
lichen Bergwerke und Hütten. Er war ein im
ganzen Mansfelder Lande angesehener Hütten¬
meister und Bergmann. Ebenfalls war er
Ratsherr und Schultheiß von Mansfeld, Ehren¬
posten, die sein Ansehen bei seinen Mitbürgern
am besten beweisen. Er überlebte seinen Bruder
Martin Luther um 24 Jahre und starb 1570
zu Mansfeld. Nach Martins Tode hatte sich
Jakob Luther dessen drei Söhne, Hans, Martin
und Paul aufs wärmste angenommen. Er ist
ihnen stets ein treusorgender, hilfsbereiter Vor¬
mund gewesen.
Luthers Schwestern Dorothea, Margaretha
und Maria heirateten gleichfalls ins Berg¬
milieu. Die Ehemänner, Paul Warkenrodt,
Heinz Kaufmann und Klaus Polner, waren
alle drei tüchtige und angesehene Mansfelder
Hüttenmeister.
Das Leben der Bergleute.
Schon seit jeher war der Bergmannsberuf ein
schwerer Beruf. Große Strapazen bei der Ar¬
beit und wenig Lohn war immer das harte Los
des Bergmanns. Da so die braven Kumpels
mit irdischen Gütern nicht allzu reichlich gesegnet
waren, übte Luther ihren menschlichen Schwächen
gegenüber stets eine liebevolle Nachsicht. Manche
ergötzliche Anekdoten sind darüber noch erhalten.
Als einmal ein Pietist Luther gegenüber
äußerte, die Bergleute seien ja sonst brauch¬
bare Kerls, nur würden sie an Sonn- und
Feiertagen wie die Löcher saufen, antwortete
er ihm, warum sollen sie nicht laut und fröhlich
sein, wenn sie sechs Tage in der Woche schwer
und redlich gearbeitet haben. Ich zech' auch.
Und da sie morgens ihre Predigt hören, muß
man ihnen schon etwas nachsehen.