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Horn. Diese Bahn erreicht die größte Höhe
bei einer Fahrt unter freiem Himmel von allen
Bergbahnen Europas (die übrigen haben ihre
Endstation im Tunnel). Bereits im Jahr 1898
eröffnet, hat die Gornergratbahn ihre End¬
station in 3018 Meter Höhe liegen. Bei der
Fahrt auf der Bahn auf die R o ch e r s de
Naye erlangen wir 2045 Meter Höhe mit
wunderbarer Aussicht auf Eenfersee, Savoyer-
alpen und Monte Nosagebiet, die M oute
Generosobahn bringt uns auf den höchsten
Aussichtsberg der Südschweiz, direkt an die
italienische Grenze, die Bahn bei Chamonix
strebt zur vollsten Pracht des M o n t - B l a n c-
Gebietes (A i g u i l l e du M i d i-S ch we¬
ll e b a h n), die Nietzenbahn erschließt das
Alpeninnere zwischen Berner Alpen und Sa¬
voyer Alpen dem Schauenden. Überall geht es
hoch hinauf, und das Geheimnis der Berge ent¬
hüllt sich uns.
Die meistbefahrenen Bergbahnen der Schweiz
sind neben den Rigibahnen die Bahnen am
Vierwald st ättersee. Vom größten
Fremdenzentrum der Schweiz, Luzern und Um¬
gebung, steigen sie auf; Pilatusbahn.
Stanserhornbahn, Bürgen st ock-
bahn, Axen st einbahn). Der Veteran
unter ihnen und heute noch eine der belieb¬
testen Bergbahnen, ist die 1888 eröffnete kühn-
steile Pilatusbahn, wo waghalsig steil bis zu
48 % Steigung genommen werden. Die im
Jahre 1893 entstandene Stanserhornbahn hat
sich mit dieser Steigung noch nicht einmal be¬
gnügt und trägt uns mit stellenweise 62 "/»
zum 1901 Meter hohen Stanserhorn, dieses
Gipfels, der noch weiter als der 2122 Meter
hohe wuchtige Pilatus von „Tells See" abge¬
rückt ist und sich ins Gebirge hinein, zum Titlis
hin, geschoben hat. Eine andere Gruppe beliebter
und berühmter Bergbahnen finden wir bei Jn-
terlaken im Berner Oberland, dem schönsten
Platz der Alpen. Die Niesenbahn, die eine
wundervoll weite Aussicht eröffnet, klettert bis
auf 2366 Meter Höhe, die Harderbergbahn, die
hoch über dem wundervollen „Bödeli" Jnter-
lakens aufsteigt, bringt uns im Angesicht der
Riesen der Berner Alpen (Jungfrau, Eiger.
Mönch. Wetterhorn) 725 Meter höher als der
Talgrund, und zur Schynigen-Platte gelangen
wir mit langsam bergwärts surrenden elek¬
trischen Zahnradzügen noch einmal so hoch in
rund 2000 Meter Höhe und nahe an die in
augenblendender Pracht stehenden Verggigan-
ten heran.
Die meisten dieser Bergbahnen sind Zahn¬
radbahnen, und von diesen ist wieder die
Mehrzahl Zahnradbahnen mit S e i l be¬
trieb, bei denen der eine Wagen hinauf, der
andere hinabläuft. Je neuer die Bahn, desto
eleganter sind die Einrichtungen der Bahn. So
sind z. V. die Drahtseil-Zahnradbahnen zum
Monte Bre (933 Meter) und Monte San Sal-
vatore (915 Meter) überm Luganersee, gegen¬
über von Lugano, die Harderbergbahn in
Jnterlaken und die in den Rahmen dieser Plau¬
derei eigentlich nicht mehr fallenden Drahtseil¬
bahnen von Davos, St. Moritz, Engelberg.
Locarno usw., da sie nicht zu Gipfeln streben,
sondern zu Vorhöhen, höheren Ortsteilen usw.,
elegant und bequem. Bergbahnen dieser
Systeme finden sich natürlich nicht nur in der
Schweiz, sondern auch in Italien (Genua), an
der französischen Riviera, bei Monte Carlo,
Cannes, in der großen Seidenstadt Lyon und
im Zentralmassiv; in Deutschland u. a. zum
sagenreichen Drachenfels und Petersberg am
Rhein (325 bezw. 332 Meter hoch und 1883
eröffnet; noch heute mit Dampflokomotiven)
zum Mahlberg über Bad Ems, zum Neroberg
über Wiesbaden, zum Heidelberger Schloß und
zum Königsstuhl, 544 Meter hoch überm ge¬
mächlichen Gleiten des Neckar.
Wie in der Schweiz, wo sich natürlich die
meisten und die großartigsten Bergbahnen
finden, so sind auch in den anderen Ländern
eine stattliche Zahl von Bergbahnen nach
Kriegsende neu erbaut worden. Wir nennen
hier unter anderen die Wendelsteinbahn,
Fichtelbergbahn, Predigtstuhlbahn, Wank-,
Kreuzeck-, Nebelhorn- und endlich Schauinsland-
bahn.
Die zur 1839 Meter hohen zerklüfteten
Wendelsteinpyramide führende Wendel-
st e i n b a h n steigt kühn und waghalsig steil,
in nur 9780 Meter Länge, davon über 6 Kilo¬
meter Zahnstange, zu dem aussichtsreichsten
bayrischen Voralpenberg als üblicher, bereits
hier geschilderter Bergbahntyp hinauf. Kühn
und luftig sind die übrigen nach dem Kriege
entstandenen Bergbahnen, die wie die 1927 er¬
öffnete Pfänderbahn bei Bregenz am
Bodensee und die österreichische Zug¬
spitz b a h n auf dem direktesten Wege vom
Tal zum Gipfel streben.
Drahtseile, feste Stützen, starkes Zugseil
und zwei Kabinen sind die ganzen äußeren
Vehelfsmittel dieser in Italien und Frankreich,