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Pyon mil Notre-Dame de Zouroière sim Hintergrund)
und Kathedrale von 5t. Zean (im Vordergrund).
Wallfahrtsorte zu „unserer lieben Zrau".
Mus dem 12. Jahrhundert ist UNS eine Statue
«$4, überliefert, die einen Pilger in seiner Wall¬
fahrtstracht Darstellt. Sein Kleid ist kurz, er preßt
an seine Brust zwei Stöcke mit einem Strick und
trägt einen mit Lederriemen befestigten Sack. Seine
Ausstattung ist beinahe die eines Gebirgswanderers
unserer Zeit. Wäre nicht die Muschel und das auf
fein Kleid genähte Doppelkreuz, so könnte man ihn
für einen modernen Bergsteiger der Alpen halten.
Wie heute die Touristen ins Land hinauswandern,
so zogen die Pilger früher auf den Straßen dahin,
um zu wallfahren, die einen in die Nähe, die andern
in die Ferne. Wochen-, ja Monatelang dauerte
manchmal so eine Fußwanderung, die mit großen
Strapazen und sehr oft mit schweren Gefahren ver¬
bunden war. Aber keine noch so großen Beschwerden
konnten den Wanderer zurückhalten. Sein Glaube
half ihm die größten Schwierigkeiten überwinden,
und seine Belohnung fand er in der Erreichung
seines Wanderzieles, des Wallfahrtortes. An diesen
Wallfahrtsorten fanden die Gläubigen Milderung
ihrer Leiden durch wunderbare Heilung, während
anderen Trost durch Erhörung ihrer Gebete ge¬
spendet wurde.
Die ältesten und ehrwürdigsten Wallfahrtsorte
sind die durch das Leben. Leiden und Sterben des
Heilandes geheiligten Stätten Palästinas, die von
Beginn des Christentums an von einzelnen, nach
Aufhören der Christenverfolgungen von zahlreichen
Pilgern besucht wurden. Auch die Kreuzzüge ver¬
folgten kein anderes Ziel, als den Pilgern zu ge¬
statten, die von den Sarazenen besetzten heiligen
Stätten wieder aufsuchen zu können. Gleichzeitig
waren die Geburtsorte und die Todesstätten der
Mutter Gottes und der Heiligen, zudem die Orte,
an denen Wunder geschahen und kostbare Reliquien
aufbewahrt wurden, das Ziel von Wallfahrten, so
die Todesstätte in Ephesus, die Gräber der heiligen
Apostel Petrus und Paulus in Rom, St. Maria
Maggiore in Rom und das Haus der heiligen