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zu finden. Über diesen
Künstler und großen Men¬
schen Beethoven schrieb er
1903 eine Biographie. Die
Studien hierzu gaben dann
den Anlaß zu dem großen
Roman Johann Christof, der
der schon vor dem Kriege
vollendet wurde.
Dieser Roman ist ein un¬
sterbliches Denkmal für Beet¬
hoven. In diesem Standard¬
werk, das dem Verfasser den
Nobelpreis brachte, versucht
Romain Rolland das Leben
und das Wirken dieses gro¬
ßen Musikers und Menschen
Beethoven nachzuzeichnen.
Ein von Idealen Beseelter,
durch Sturm und Drang Zer¬
wühlter und Erschütterter,
von Leidenschaften Zerquäl-
ter, jagt einem „Unfa߬
baren" nach, um nach
langem, furchtbaren Ringen
zu der weisen Abgeklärtheit
zu kommen, die die bedin¬
gungslose und grenzenlose
Liebe als das einzige, unver¬
gängliche Gut erkennen läßt.
Die Überwindung alles Bö¬
sen, und die völlige Hingabe
an Gott, läßt die Furcht vor
dem Tode schwinden und den
Tod selbst überwinden. In
Beethovens 9. Symphonie
fand der Wissenschaftler und
Künstler Romain Rolland
die wunderbar in brausen¬
den Akkorden niedergeschriebene Tragik des
kämpfenden, irrenden, leidenden und schließlich
in Liebe duldenden, gütigen Menschen. Durch
Kampf zum Sieg, zum Sieg der alles verstehen¬
den und verzeihenden Liebe.
Die symbolische Darstellung des künstlerischen,
sentimentalen Franzosen in der Person des
Olivier, (dem Freunde Joh. Christofs) und dem
idealistischen, kriegerisch robusten, treuen und
freigebigen Deutschen in Johann Christof Kraft,
sollte die Bereinigung von Frankreich und
Deutschland darstellen, die er beide vor dem
sich breitmachenden, erstickenden Imperialismus
der Vorkriegszeit retten wollte. In der frei¬
eudwig vau Beethoven.
(^'Illustration, Paris.)
willigen Zusammenarbeit dieser beiden großen
Völker sah Romain Rolland die Rettung der
Freiheit.
Nach dem Kriege aber ließen ihn die Er¬
eignisse des großen Völkerringens über sich
selbst hinauswachsen. Nun diente er nicht mehr
der Kunst um ihrer selbst Willen, sondern sein
künstlerisches Schaffen sollte nun der ganzen
Menschheit dienen. Er verlangt jetzt von sich
und den Künstlern, daß die wahre Kunst nichts
anderes sein kann, als der Dienst am Ganzen,
im ewigen Suchen nach der Wahrheit. „Der
Geist des Wahren ist das wahre Ideal; voll¬
kommener Mensch und Künstler wird der, dem