Full text: 63.1935 (0063)

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zu finden. Über diesen 
Künstler und großen Men¬ 
schen Beethoven schrieb er 
1903 eine Biographie. Die 
Studien hierzu gaben dann 
den Anlaß zu dem großen 
Roman Johann Christof, der 
der schon vor dem Kriege 
vollendet wurde. 
Dieser Roman ist ein un¬ 
sterbliches Denkmal für Beet¬ 
hoven. In diesem Standard¬ 
werk, das dem Verfasser den 
Nobelpreis brachte, versucht 
Romain Rolland das Leben 
und das Wirken dieses gro¬ 
ßen Musikers und Menschen 
Beethoven nachzuzeichnen. 
Ein von Idealen Beseelter, 
durch Sturm und Drang Zer¬ 
wühlter und Erschütterter, 
von Leidenschaften Zerquäl- 
ter, jagt einem „Unfa߬ 
baren" nach, um nach 
langem, furchtbaren Ringen 
zu der weisen Abgeklärtheit 
zu kommen, die die bedin¬ 
gungslose und grenzenlose 
Liebe als das einzige, unver¬ 
gängliche Gut erkennen läßt. 
Die Überwindung alles Bö¬ 
sen, und die völlige Hingabe 
an Gott, läßt die Furcht vor 
dem Tode schwinden und den 
Tod selbst überwinden. In 
Beethovens 9. Symphonie 
fand der Wissenschaftler und 
Künstler Romain Rolland 
die wunderbar in brausen¬ 
den Akkorden niedergeschriebene Tragik des 
kämpfenden, irrenden, leidenden und schließlich 
in Liebe duldenden, gütigen Menschen. Durch 
Kampf zum Sieg, zum Sieg der alles verstehen¬ 
den und verzeihenden Liebe. 
Die symbolische Darstellung des künstlerischen, 
sentimentalen Franzosen in der Person des 
Olivier, (dem Freunde Joh. Christofs) und dem 
idealistischen, kriegerisch robusten, treuen und 
freigebigen Deutschen in Johann Christof Kraft, 
sollte die Bereinigung von Frankreich und 
Deutschland darstellen, die er beide vor dem 
sich breitmachenden, erstickenden Imperialismus 
der Vorkriegszeit retten wollte. In der frei¬ 
eudwig vau Beethoven. 
(^'Illustration, Paris.) 
willigen Zusammenarbeit dieser beiden großen 
Völker sah Romain Rolland die Rettung der 
Freiheit. 
Nach dem Kriege aber ließen ihn die Er¬ 
eignisse des großen Völkerringens über sich 
selbst hinauswachsen. Nun diente er nicht mehr 
der Kunst um ihrer selbst Willen, sondern sein 
künstlerisches Schaffen sollte nun der ganzen 
Menschheit dienen. Er verlangt jetzt von sich 
und den Künstlern, daß die wahre Kunst nichts 
anderes sein kann, als der Dienst am Ganzen, 
im ewigen Suchen nach der Wahrheit. „Der 
Geist des Wahren ist das wahre Ideal; voll¬ 
kommener Mensch und Künstler wird der, dem
	        
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