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durch seinen Glauben an die soziale Gerechtig¬
keit der Spiritus rector war jener methodischen
Evolution in der Arbeitsgesetzgebung, die ein
Merkstein des beginnenden 20. Jahrhunderts
in Frankreich darstellt; er schilderte ihn in
seiner Tätigkeit als Unterhändler bei den
ersten Arbeitsvertrügen und bei den ersten
diesbezüglichen internationalen Vereinbarun¬
gen, wie auch als den bedeutenden Verfasser
des Xlll. Abschnittes des Friedensvertrages,
durch den die „Internationale Organisation der
Arbeit" geschaffen wurde; er zeichnete seine
Tätigkeit als Präsident der verschiedenen Ver-
waltungsräte: des der französischen Staats¬
bahnen, des der Saargruben und des der au¬
tonomen Pensionskasse der französischen Berg¬
leute, welch allen er durch seine außergewöhn¬
lichen Vorzüge den Stempel seiner Persönlich¬
keit aufdrückte.
Herr O e r st e d , der Vizepräsident des Ver¬
waltungsrats des Internationalen Arbeits¬
amts, wies in seiner Gedächtnisrede besonders
auf die Verdienste des Toten um dieses Amt
hin. Er sprach von Arthur Fontaine als dem
hochgeschätzten Präsidenten dieser Organisation,
dessen Wort stets aufmerksame Hörer fand, den
seine Mitarbeiter, gleichgültig, ob es sich um
Regierungs-, Arbeitgeber- oder Arbeitnehmer¬
vertreter handelte, einstimmig immer wieder
in den verflossenen 12 Jahren zu dieser Würde
wiedergewählt haben. Er rühmte seinen Takt
und seine Courtoisie, die Vornehmheit seiner
Gesinnung und sein unerschütterliches Ver¬
trauen in den endlichen Sieg der sozialen Ge¬
rechtigkeit.
Herr Albert Thomas, der Direktor des
Internationalen Arbeitsamts (dessen jähen
Tod wir heute ebenfalls beklagen müssen!) rief,
voll tiefer Wehmut erfüllt, den Versammelten
die so gewinnende Persönlichkeit Arthur Fon¬
taines ins Gedächtnis zurück. Er erinnerte
daran, wie der Verblichene in Frankreich, dank
seiner Geistesgaben und seiner edlen Seele, eine
jener seltenen Erscheinungen unserer Gesellschaft
verkörpert habe: die eines Mannes, der nicht
bloß ein „hoher Beamter" war, sondern in
Wahrheit ein „Beauftragter des Volkes", das
rhn betraut hatte mit der Verteidigung seiner
wirtschaftlichen Interessen, mit der Führung
seiner Unternehmungen, ihm Vollmacht gegeben
zu selbständiger Entscheidung in freier Ver¬
antwortung gleich einem modernen Wirt-
schaftsführer. — Hauptgesichtspunkt der Rede
des Herrn Thomas aber war dabei, ins rechte
Licht zu stellen die bedeutsame Rolle, die Arthur
Fontaine bei jenem großen Werk spielte, das
sein Leben beherrschte, für das er sich mit allen
Fasern seines Seins einsetzte, und das seinen
Namen in die Tafeln der Geschichte einmeißeln
sollte: das große Werk der „Internationalen
Organisation der Arbeit". Herr Thomas legte
dar, wie nach Owen und Le Grand, und wahr¬
haftig mehr noch wie diese seine Vorläufer,
Arthur Fontaine der Schöpfer der internatio¬
nalen sozialen Gesetzgebung gewesen ist.
Dann kam in Herrn Paul Valery, Mitglied
der ^.caciemie Française, der Kreis der persön¬
lichen Freunde zu Wort. Der Redner grüßte
in dem Gedächtnis Arthur Fontaines einen
jener seltenen Geister, in denen unsere gesamte
Zivilisation, unsere Wissenschaft und unsere
Technik, unsere Ahnungen und unsere Schöp¬
fungen, unser Wille, der schwankt Zwischen dem
Guten und Bösen der Vergangenheit und den
Versprechungen und Drohungen der Zukunft —
ihr getreues Spiegelbild finden.
Gebet der Bergknappen.
Du, Heiliger Herr, der die Berge gemalt,
Daß unser LÄliiHen gelingen!
B)ir roollen deine verborgene P)ra>Ht
Ä.us der Tiefe zu Tage bringen.
BesiPütz uns auf unsrer gefäHrliGen Bahn!
B)ir Habens zu deiner Ehre getan. Lkeodor Körner.