Full text: 60.1932 (0060)

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der Bahnstrecke Ludwigshafen—Neunkirchen—Saar¬ 
brücken—Stieringen, und nachher ein Glied in der 
Verbindung von der Pfalz nach Metz und Paris. 
Diese Brücke wurde in Bruchsteinmauerwerk er¬ 
richtet. Sie zählt 8 Vogen, die zwar hoch genug,- 
aber verhältnismäßig schmal sind. Zwei ihrer Pfeiler 
stehen im Flußbett. Späterhin wurde die Brücke 
an der flußabwärts gelegenen Seite erweitert, und 
darnach auf beiden Seiten noch mit einem Fu߬ 
gängersteg versehen. 
Die erste weitere Verkehrsbrücke 
zwischen den beiden Städten wurde erst 1868 erbaut. 
Sie sollte dazu dienen, den Saarbrückern einen 
näheren Zugang zu dem zwar mit dem Namen ihrer 
Stadt geschmückten, infolge der Kurzsichtigkeit der 
Saarbrücker Stadtväter aber im Bann von St. 
Johann errichteten neuen Bahnhof zu gewähren. 
Nebenbei bot sich so auch Gelegenheit, ein bis dahin 
noch gewissermaßen jungfräuliches Gelände *) nun¬ 
mehr durch eine neue Hauptverkehrsstraße zu er¬ 
schließen, wie sich in der Folge zeigen sollte, woran 
allerdings damals sicher die wenigsten Saarbrücker 
gedacht haben mögen, da ihnen der bisherige Um¬ 
fang ihrer Stadt wohl genügte. — Die St. Johanner 
andererseits verspürten im innersten Herzen wenig 
Lust, den Saarbrückern den Weg zu „ihrem" Bahn¬ 
hof zu erleichtern, zumal dann dieser neue Weg sie 
nicht mehr durch das Weichbild St. Johanns 
führen würde. Denn auch auf St. Johanner Seite 
war, wie wir auf unserem Bilde sehen, damals noch 
freies Feld *) mit der durchführenden von Bäumen 
geleiteten Chaussee zum Bahnhof. — So kam es 
denn auch, daß gerade bezüglich des Baues dieser 
Brücke und besonders über die etwaige Kostenver¬ 
teilung auf beide Städte sich endlose Dispute er¬ 
*) Linjam stand damals in der Gegend außer dem Bahnhof nur noch im 
freien Zeld die „Kohlwage", während ;. B. das Direklionsgebäude erst 
IS 2ahrs später errichtet wurde. 
hoben. Und als schließlich die Brücke auf alleinige 
Kosten der Stadt Saarbrücken gebaut worden war, 
und die Stadtverordneten Saarbrückens ihre Kolle¬ 
gen von St. Johann zur Einweihungsfeier ein¬ 
luden, erhielten sie von diesen etwa folgende Ant¬ 
wort: „Wir bedauern, zur Feier nicht erscheinen 
zu können, da uns von einem Brückenbau offiziell 
nichts bekannt ist." — 
Die Brücke, die zum Unterschied von der „alten" 
zunächst nur immer als die „neue Brücke" be¬ 
zeichnet wurde (den Namen „L u i s e n b r ü ck e" 
erhielt sie erst im Jahre 1876 nach Entstehung der 
Luisenanlagen) hat drei gemauerte Pfeiler, deren 
zweiter sich genau in der Mitte des Flußbettes be¬ 
findet. Der Oberbau ist in Eisen ausgeführt. 
Allmählich wuchsen dann die Städte: St. Johann, 
das noch in den 60er Jahren in der Gegend des 
„Rheinischen Hofes" aufgehört hatte, entfaltete sich 
besonders zum Bahnhof hin, während in seiner 
Nachbarschaft aus den beiden bis 1866 noch von 
dem Bürgermeister in Saarbrücken mitverwalteten 
beiden Dörfern Malstatt und Burbach durch die 
Entwicklung der 1856/58 errichteten Vurbacher 
Hütte eine kräftig aufblühende Arbeiterstadt ent¬ 
standen war, die im Laufe der Zeit die beiden alten 
Städte an Einwohnerzahl überflügeln sollte. Auch 
Saarbrücken hatte sich ausgedehnt. Insbesondere 
war die „Vleichstraße", später „Hohenzollernstraße" 
genannt, entstanden, während die zur Luisenbrücke 
führende „Eisenbahnstraße" sich noch lange nicht zu 
der späteren Hauptgeschäftsstraße der alten Stadt 
entwickelt hatte. Eine Verbindung zwischen Mal- 
statt-Burbach und dem linken Saarufer wurde zum 
dringenden Bedürfnis, und so begann man 1893 
mit dem Bau der Kaiser-Wilhelm-Vrücke 
die 1894 dem Verkehr übergeben wurde. (Übrigens 
hat es auch um die Anlage dieser Brücke lang¬ 
andauernde Auseinandersetzungen gegeben, schlie߬
	        
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