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Die Brücke zwischen Saarbrücken-Vurbach und Gersweiler.
Saravi" nichts anderes wie die lateinische Über¬
setzung des fränkischen Namens der späteren könig¬
lichen Domäne. — Jener Ort aber, der bei den
Römern schon als „Pons Saravi" bezeichnet wurde,
war in Wirklichkeit kein anderer wie das heutige
Saarburg in Lothringen, das sich übrigens auch
später einmal zeitweise „Saarbrück" nannte.
Die fränkischen Gaugrafen nun, die jedenfalls
zunächst noch auf dem erwähnten königlichen Hof¬
gut gesessen hatten, die aber im Laufe der Zeit,
wie diese Grafen überall im damaligen Reich, aus
ursprünglichen königlichen Beamten zu mehr oder
weniger unmittelbaren Landesherren geworden, die
fanden es dann an der Zeit, ihrer Herrschaft einen
festen Stützpunkt zu geben, sich eine Burg zu bauen.
Das alte Kastell an der Brücke bestand ja nicht
mehr, wäre auch wohl nicht mehr in Betracht ge¬
kommen, da ja jetzt nicht mehr ein festes Soldaten¬
lager, sondern vielmehr ein Herrensitz gewünscht
wurde. So suchten die Grafen denn einen für den
damaligen Stand der Kriegstechnik möglichst gün¬
stigen Punkt und fanden ihn dann auf dem schroff
abfallenden Hügel auf der anderen Saarseile, an
der Stelle des heutigen Schlosses, wo sie sich ihre
Burg erbauten. Diese Burg, die später mehr und
mehr schlotzartig aus- und umgebaut wurde, und
endlich, als dem Zeitgeschmack nicht mehr ent¬
sprechend und auch wohl zu klein, unter dem
Fürsten Wilhelm Heinrich (Mitte des 18. Jahr¬
hunderts) niedergerissen wurde, um Stengels
prächtigem Barockbau Platz zu machen, übernahm
den Namen „Saarbrück" von dem alten Hofgut;
und späterhin wurde mit diesem Namen dann
die neue Ortschaft, die sich nach und nach im
Schutze der Burg gebildet, bezeichnet. Die Burg
selbst wurde im 10. Jahrhundert durch königliche
Schenkung*) dem Bischof in Metz, der gleichzeitig
*) Durch Otto den Großen, bestätigt durch Otto III.
Herr von St. Arnual *) war, übertragen, woraus
späterhin die Ansprüche des Bischofs und seiner
Rechtsnachfolger auf die Lehenshoheit resul¬
tierten. **)
Der Name der Stadt blieb zunächst „S a a r -
b r ü ck". So nannte sich auch offiziell das Fürsten¬
haus „Nassau-Saarbrück" und diese Form blieb auch
bis nach 1815 noch im Gebrauch. Daraus erklärt
sich auch ohne weiteres die französische Form des
Stadtnamens „Sarrebruck", die also keine Über¬
setzung. sondern nur eine Übernahme ist. — Später¬
hin kam man dann zu der heutigen Form Saar¬
brücken. Wer aber nun glaubt, daß die neue Form
damit etwas zu tun habe, daß die Saarstadt nach¬
her zu der einen noch mehr Brücken erhalten hat
(wie das analog 'im Namen „Zweibrücken" der Fall
ist), irrt sich. In Wahrheit ist nämlich die Endung
„en" nichts anderes als eine alte Dativendung.
Das Mittelhochdeutsche gebraucht diese Endung „en"
bei gleichartigen Worten allgemein; man sagte
z. B. „Das Schloß an der Saarbrücken", wir
gehen an die Saarbrück e n usw., wie man z. B.
sagte, „an der Ecken", „an der Seiten", usw.; wie
es denn auch folgerichtig hieß in dem Spruch, der
an der alten Brücke eingemeißelt war . . . „ward
angefangen zu bauen an dies e r Brück e n", woraus
sich klar ergibt, daß es sich in all' diesen Fällen um
Den Singular handelt. ***)
*) 5t. Arnual galt als jroeiter 5itz des Bischofs.
**) Saarbrücken ist also als Ort erst im Mittelalter entstanden und somit be¬
deutend junger wie 5t. Arnual, das auf einen fränkischen Königshof
namens „Merkingen" zurückgeht, welchen der hl. Arnual, damals
Bischof von Wetz, gegen 600 als königliches Geschenk erhielt, um dort
das Stift zu gründen, das späterhin nach seinem Aamen benannt wurde.
Saarbrücken ist auch noch jünger wie St. Johann, das immerhin in die
keltische ¿eit hinaufreicht, während an der heutigen Stätte Saarbrückens
weder zur gallischen noch zur römischen noch auch zur fränkischen Zeit
sich irgend eine Ansiedlung befand.
"*) Erhalten geblieben sind diese Formen in Zusammensetzungen wie Brücken¬
pfeiler, Brückenhaus, Eckensteher, Seitengewehr usw.