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Luxemburg. Dar Schloß
Lande aus. Tatsächlich gibt es wohl kaum noch
in Europa ein Land mit so demokratischen An¬
schauungen und so idealer Vorurteilslosigkeit wie
Luxemburg. Hier lebt eine Rasse für sich, die selbst
scherzhaft sagt: „Es gibt auf der Welt Gute und
Schlechte und — Luxemburger". Beispielsweise war
der jüngst verstorbene Bürgermeister von Luxem¬
burg und Vizepräsident der Abgeordnetenkammer
zwar Ritter der französischen Ehrenlegion, aber
doch auch Kommunist: die Zei¬
tungen aller politischen Rich¬
tungen brachten ihm die wärm¬
sten und anerkennensten Nach¬
rufe. Nichts charakterisiert die
anständige Gesinnung der Be¬
völkerung mehr als derartige
edle Gesten gegenseitiger Ach¬
tung.
Schauen wir uns die Ge¬
schichte Luxemburgs kurz an.
so erfahren wir, daß das Länd-
chen früher zum hl. römischen
Reich deutscher Nation gehörte,
und daß in Luxemburg auch ein
Kaisergeschlecht seine Wiege hatte.
Wir Saarländer kennen alle den
tatkräftigen Kurfürsten Bal¬
duin von Trier, der ein
Luxemburger war. und der sei¬
nem Bruder die Kaiserkrone zu
gewinnen wußte. — Nach dem
Wiener Kongreß war Luxem¬
burg mit Holland in Personal¬
union unter dem Zepter der
Nassauer vereinigt, und zwar so
lange, bis nach dem Tode
Wilhelm Hl. die jetzige Königin
Wilhelmine in Holland zur Regierung kam. Da
aber in Luxemburg die weibliche Erbfolge nicht
galt, so kam dort der ehemalige Herzog Adolf von
Nassau und nach ihm sein Erbe Wilhelm zur gro߬
herzoglichen Würde. Da aber auch dieser keine
männlichen Erben hatte, so wurde durch Hausstatut
und Landesgesetz die weibliche Erbfolge zugelassen.
Die heutige Großherzogin Charlotte regiert seit
1919.
Luxemburg. Der „Chemin de ia Corniche“ — Weg von der Ober- zur Unierstadt.