48
Den schimmernden Kelch mit des Heilands Blut
In der hoch erhobenen Linken,
Siehst, Häuer, du mit seligem Mut
Sankt Barbara dir winken!
Sie weift dir in der letzten Not
Zum Himmel sichere Pfade: —
Hell strahlt ein Stern in deinen Tod,
Der Stern der göttlichen Gnade!
Wie hier St. Barbara als Trösterin in letzter
Stunde, so erscheint sie allgemein als die Patronin
der Bergleute, und am
4. Dezember pflegen all¬
gemein die Knappenver¬
eine durch gemeinsamen
Kirchgang usw. den Ge¬
dächtnistag der Heiligen
in feierlicher Weise zu be¬
gehen. So ist es ins¬
besondere auch bei uns an
der Saar, und auch in
Frankreich ist unter an¬
derem die Feier des Bar¬
baratages als bergmän¬
nisches Fest allgemein ver¬
breitet.
Nach der Legende betete
die hl. Jungfrau Barbara
kurz vor ihrem Marter¬
tode: „Herr Jesu Christ,
ich bitte dich, datz jeder,
der mich lieb hat und
meine Marter ehrt, vor
seinem Tode deinen hei¬
ligen Leib empfange, und
datz du seiner Sünden
am jüngsten Tage nicht
mehr gedenken mögest!"
— Eine Stimme vom
Himmel antwortete: „Al¬
les, um was Du gebeten,
ist Dir gewährt." — So
wurde die hl. Barbara
unter die Vierzehn
N o t h e l f e r aufgenom¬
men und besonders gegen einen unvorbereiteten
Tod um ihre Fürbitte angerufen. — Nun ist von
allen Berufen der des Bergmanns wohl einer der
gefahrvollsten, und so ist es kein Wunder, datz der
Bergmann, der täglich in die Grube fährt, ohne
sicher zu wisien, datz er lebend wieder das Tageslicht
erblicke, St. Barbara, die Patronin der Sterbenden,
zu seiner besonderen Schutzheiligen erwählt hat.
Deshalb ist auch in bergmännischen Gegenden der
Name Barbara recht verbreitet, mag er auch als
Vorname der jungen Mädchen gegen andere mo¬
disch klingende in den letzten Jahren etwas zurück¬
getreten sein. — In unserer Gegend erinnern aber
verschiedentlich Ortsnamen an die Heilige: „St.
Barbara" heißt ein Vorort von Trier, „Barbara"
ein Dorf im Kreise Saarlouis und „S^5 Barbe"
eins bei Metz. — Auch manche Gruben tragen den
Namen der Heiligen. Bekannt sind durch ihre
Ergiebigkeit beispielsweise die „Reiche Barbara"
bei Marienberg und die Varbaragrube bei Andreas¬
berg im Oberharz geworden. Wir nennen weiter
noch St. Barbaragruben bei Schneeberg, Freiberg,
Bodenweis in Bayern und Carmaux in Frankreich,
sowie den St. Barbarastollen im silberreichen
Klostergrab.
Im Saargebiet hat die Verehrung der hl. Bar¬
bara allzeit eine gute Stätte gefunden. In den
Pfarreien Fremersdorf, Reisweiler, Nunkirchen
(Kr. Merzigj und Wallerfangen ist St. Barbara
Ortspatronin. Zahlreiche Kirchen haben ihr einen
Seitenaltar errichtet, und oft erscheint ihr Bild
auch in den Kirchenfenstern. Und besonders jetzt,
nach dem Jahre der furchtbaren Grubenunglücke, wird
man wahrscheinlich wieder
häufiger das alte fromme
Kindergebet hören:
„St. Barbara, in jeder
Nacht
Fahr mit dem Vater in
den Schacht,
Steh' Du ihm bei in aller
Not,
Bewahr ihn vor dem
jähen Tod!" . . .
Aber auch das Gebet
der Großen, das alte
Familiengebei, hat sich
noch in unserer Heimat
erhalten. Nach R.Kraemer
lautete es im Köllertale
also:
Heilige Barbara, du edle
Braut,
Mein Leib und Seel' sei
dir anvertraut,
Sowohl im Leben als im
Tod!
Steh mir bei in jeder Not,
Steh mir bei an meinem
letzten End',
Datz ich empfang' die
heiligen Sakrament'!
Hilf, datz ich bei Gott so
viel erwerb,
Datz ich in seiner Gnade sterb!
Den bösen Feind weit von mir treib,
Mit deiner Hilf stets bei mir bleib!
Wenn sich mein Seel vom Leibe trennt.
So nimm sie auf in deine Händ,
Schütz sie vor der Hölle Pein
Und führ' sie in den Himmel ein!
Auch in Flandern wird der St. Barbaratag durch
verschiedene Volksgebräuche begangen. An einzelnen
Orten Süddeutschlands holt man am 4. Dezember
Zweige von Obst-, namentlich von Kirschbäumen,
und stellt sie im warmen Zimmer in ein mit
Wasser gefülltes Gefäß; entwickeln sie auch ihre
Knospen und kommen sie zum Blühen, so soll es
ein gutes Obstjahr geben. An manchen Orten
werden diese Zweige zuerst geweiht, weshalb man
sie an den Kirchentüren verkaufen sieht. In der
bayer. Oberpfalz wird am Tage der bl. Barbara
ein Weichsel- oder Kastanienreis geschnitten, bis
Weihnachten im Wasser aufbewahrt und zur Blüte
gebracht; am Christabend wird es dann als „Bar-
5t. Barbara.