40
Mit ehernem Griffel hat das Schicksal die
Jahreszahl 1930 in die Erinnerungstafeln des
Bergbaues eingegraben, als ein Jahr furcht¬
barer Massenunglücke, geeignet, der Menschheit
einzuschärfen, wie schwach und unvermögend alle
menschliche Kraft, alle kluge Voraussicht und
alle sorgfältigen Vorkehrungen auch heute noch,
wo wir gar stolz von unserem „Jahrhundert
der Technik" sprechen, sind gegenüber dem
blinden Wüten unbändiger Naturgewalten!
Wie sagt doch so recht der Dichter: „Tand ist
alles Gebilde von Menschenhand" . . .
Da war zunächst die furchtbare Katastrophe
auf der Wenzeslausgrube bei N e u r o d e, am
9. Juli 1930, mit ihren 151 Toten; da folgte
im Aachener Revier auf Grube Anna des
Eschweiler Bergwerksvereins die
furchtbare Katastrophe vom 21. Oktober, bei
der auch einige Söhne der Saar das Leben
ließen. Und, kaum hatte man die 262 Opfer
dieses Unglücks in die Erde gesenkt, noch hatten
die Gräber sich nicht geschlossen, da hielt der
unerbittliche Schnitter Tod seine Massenernte
auch hier im Saargebiet.
Unser heimatliches Revier war seit dem
Jahre 1907 von Massenkatastrophen verschont
geblieben. Damals riß ein jähes Geschick in
der Unglücksnacht vom 27. auf den 28. Januar
in der Grube R e d e n 150 Knappen auf einmal
in den jähen Tod, und bald darauf, am
10. März, suchte es noch einmal die Saar¬
gruben heim, als im M a t h i l d e s ch a ch t der
Inspektion Louisenthal 22 Mann durch einen
Seilbruch mit der herabstürzenden Förderschale
den Tod fanden. — *)
Heute stehen wir trauernd an den Gräbern
von 98 Braven; Helden der Arbeit, die in
Maybach dahingerafft wurden, und so das
*) Es war überhaupt ein Unglücksjahr, denn
5 Tage später erfolgte auf Schacht V i l m a i n im
benachbarten Klein-Rosseln eine Schlag¬
wetterexplosion, die 73 Tote forderte, darunter
manchen Saarbrücker, und ein Jahr darauf, am
10 August 1908, kostete eine Schlagwetterexplosion
auf Grube Dudweiler 16 Bergleuten das Leben.