Full text: 60.1932 (0060)

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Mit ehernem Griffel hat das Schicksal die 
Jahreszahl 1930 in die Erinnerungstafeln des 
Bergbaues eingegraben, als ein Jahr furcht¬ 
barer Massenunglücke, geeignet, der Menschheit 
einzuschärfen, wie schwach und unvermögend alle 
menschliche Kraft, alle kluge Voraussicht und 
alle sorgfältigen Vorkehrungen auch heute noch, 
wo wir gar stolz von unserem „Jahrhundert 
der Technik" sprechen, sind gegenüber dem 
blinden Wüten unbändiger Naturgewalten! 
Wie sagt doch so recht der Dichter: „Tand ist 
alles Gebilde von Menschenhand" . . . 
Da war zunächst die furchtbare Katastrophe 
auf der Wenzeslausgrube bei N e u r o d e, am 
9. Juli 1930, mit ihren 151 Toten; da folgte 
im Aachener Revier auf Grube Anna des 
Eschweiler Bergwerksvereins die 
furchtbare Katastrophe vom 21. Oktober, bei 
der auch einige Söhne der Saar das Leben 
ließen. Und, kaum hatte man die 262 Opfer 
dieses Unglücks in die Erde gesenkt, noch hatten 
die Gräber sich nicht geschlossen, da hielt der 
unerbittliche Schnitter Tod seine Massenernte 
auch hier im Saargebiet. 
Unser heimatliches Revier war seit dem 
Jahre 1907 von Massenkatastrophen verschont 
geblieben. Damals riß ein jähes Geschick in 
der Unglücksnacht vom 27. auf den 28. Januar 
in der Grube R e d e n 150 Knappen auf einmal 
in den jähen Tod, und bald darauf, am 
10. März, suchte es noch einmal die Saar¬ 
gruben heim, als im M a t h i l d e s ch a ch t der 
Inspektion Louisenthal 22 Mann durch einen 
Seilbruch mit der herabstürzenden Förderschale 
den Tod fanden. — *) 
Heute stehen wir trauernd an den Gräbern 
von 98 Braven; Helden der Arbeit, die in 
Maybach dahingerafft wurden, und so das 
*) Es war überhaupt ein Unglücksjahr, denn 
5 Tage später erfolgte auf Schacht V i l m a i n im 
benachbarten Klein-Rosseln eine Schlag¬ 
wetterexplosion, die 73 Tote forderte, darunter 
manchen Saarbrücker, und ein Jahr darauf, am 
10 August 1908, kostete eine Schlagwetterexplosion 
auf Grube Dudweiler 16 Bergleuten das Leben.
	        
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