22
Im Jahre 1891 wurde dann auch der West¬
schacht bis zur 1. Tiefbausohle abgeteuft, und
von der Grundstrecke Flöz Eilert aus 1100 m
östlich von den Schächten der Querschlag Nr.
„1-Ost" ins Liegende angesetzt, der bis 1894 mit
dem unteren Kohlbachflöz durchschlägig wurde.
In seiner Nähe wurde im Schafwalde an der
Straße Göttelborn—Quierschied ein Ventila¬
torschacht (der heutige Schacht Peter) nieder¬
gebracht, der im August 1894 die Wettersohle
erreichte.
Am Kopf einer Tagesstrecke im Flöz Eilert
(heute Ventilator Sophie) in der Nähe des
Walddistrikts „Am Rösborn" war bereits 1893
ein Ventilator erstellt worden.
Die großen Wasserzuflüsse bedingten ferner¬
hin eine gute Wasserwirtschaft.
Das Bild über Tage hatte sich in der
Zwischenzeit bis 1894 schon sehr stark verändert.
Der Grubenbahnhof war ausgebaut und bereits
erweitert worden. Die Futtermauer ging ihrer
Vollendung in der heutigen Form entgegen.
Im Januar 1893 wurde das westliche System
der alten Separation mit Schiebebühne und
elektrischer Beleuchtung, im Juli 1894 auch das
östliche System in Betrieb gesetzt. Bereits 1892
waren das Seilscheibengerüft sowie die Förder¬
maschine zum Ostschacht fertiggestellt und dem
Betrieb übergeben worden. Ihm folgte am
1 November 1895 die Inbetriebsetzung des
Westschachtes. Ferner waren Dampfkesselanlage,
Zechenhaus (heute Magazin), Magazin, Pferde¬
stall, Werkstätte und sonstiger Zubehör entstan¬
den. Auch das Jnspektionsgebäude und mehrere
Veamtenwohnungen legten den Grundstein zu
der heutigen schönen Beamtenkolonie in der
Nähe der Schachtanlage. Der Ausbau der
Wegestrecken nach Quierschied, Merchweiler,
Holz und Wiesbach sowie auf der Anlage selbst
schufen bessere Verkehrsmöglichkeiten.
Doch nicht immer ging der Betrieb sehr
regelmäßig vor sich. Mehrere kleinere
bezw. größere Schicksalsschläge blieben der jun¬
gen Grube nicht erspart. Absatzschwierig¬
keiten bedingten damals schon das Einlegen
von Feierschichten. Dazu st r e i k t e am
30. 12. 1892 ca. -/° der Belegschaft, was 126
Bergleuten (etwa Vs der Belegschaft) mitder
Abkehr büßen mußte, die dann erst nach
und nach — die letzten im Jahre 1895 — wieder
anfahren durften. Dazu ereignete sich im Mai
1893 in einem Aufhauen im Flöz Eilert über
der 1. Tiefbausohle eine kleine Schlag¬
wetterexplosion, bei der 3 Bergleute,
zwar nicht lebensgefährlich, verbrannt wurden.
Dieser Umstand bedingte jedoch, daß die Grube
Göttelborn durch das Oberbergamt zu Bonn
als Schlagwettergrube erklärt wurde.
Ein weiteres solches Unglück ereignete sich
im Ostfelde des Beustflözes am 26. April 1897,
bei welchem 4 Bergleute den Tod fanden.
Anläßlich der Generalbefahrung im Juni
1896 erhielten dann die bisher nach ihrer
Mächtigkeit benannten Flöze die Namen, die
sie heute noch tragen.
Ein Maschinengebäude für eine Veleuchtungs-
und Luftkompressionsanlage wurde mit seinen
Einrichtungen im Jahre 1897 fertiggestellt und
dem Betrieb übergeben.
Von Jahr zu Jahr nimmt nun die Grube
nach Osten und Westen an Ausdehnung zu. Im
Süden des Abbaufeldes wurde im Jahre 1899
auf dem Steinberg beim Dorf Quierschied eine
einfallende Strecke auf dem Flöz Kallenberg
(untere Flammkohlenpartie) angehauen, die
aber 1904 wieder zum Erliegen kam.
Zur Verbesserung der Kohlengewinnung
wurden im Jahre 1900 Versuche mit der Har-
rison', der Franke' und der Eisenbeis'schen
Schrämmaschine vorgenommen, die jedoch
nicht den gewünschten Erfolg erzielten, so daß
von der Einführung einer dieser Maschinen
abgesehen wurde.
Aus den folgenden Jahren sind noch einige
Daten für die Entwicklung der Grube Göttel¬
born bemerkenswert: 1901 wird mit dem Bau
einer Wasserhaltung in der 2. Tiefbau¬
sohle begonnen, von welcher 1902 der Pumpen¬
raum mit einer Dampfpumpe ausgerüstet fer¬
tiggestellt wird. 1903 wurde die ausgedehnte
Sumpfanlage mit einem Fassungsvermögen von
ca. 4 540 m3 gebaut. 1905 wurde von drei
Arbeitspunkten aus eine Richtftrecke in der
1. Tiefbausohle gegenörtlich in Angriff
genommen, die, streichend von den Hauptförder¬
schächten aus, den Querschlag Nr. 2 - West
als Seilförderstrecke verbinden sollte und im
Jahre 1909 mit 2 420 m Länge dieses Ziel er¬
reichte. Nachdem 1906 der erste Abschnitt dieser
Richtstrecke bis zum Querschlag Nr. 1 - West
fertiggestellt war, wurde neben dem genannten
Querschlag ein saigeres llberbrechen angelegt,
das die 1. Tiefbausohle mit der Wettersohle
verbinden und die Förderung dieser der Richt¬
strecke zuführen sollte; gleichzeitig sollte es auch
der Verbesserung der Wetterführung