48
Blick auf Nossi-Bk.
wartest, schenke ich dir meinen Papagei — der wird
dir von ihm erzählen."
Elemente umarmte den Onkel unter tausend
Dankesworten von neuem und streckte dann die Hände
nach dem Papagei aus, vor dem sie jetzt durchaus
keine Furcht mehr hatte. Joko flog ihr auf die
Schulter und ries dabei: „Guten Tag, Clemence!"
Alle lachten, und das junge Mädchen sprang ent¬
zückt mit dem Papagei hinaus.
„Ta haben Sie eine glücklich gemacht, Schwager,"
sagte die Witwe, während sie ihrer Tochter mit den
Augen folgte. ■
„Ich wünschte wohl, daß sie nicht die einzige
wäre," erwiderte der Seemann, der wieder ernst
wurde. „Auch Ihnen, Schwägerin, habe ich etwas
mitgebracht, ich fürchte aber, eine traurige Erinne¬
rung in Ihrem Herzen wachzurufen."
„sprechen Sie von Tidier, von meinem Sohn?!"
ries die alte Frau mit dem Müttern eigenen schnellen
Verständnis.
„Ja," fuhr Bruno fort. „Als er da unten Schiff-
bruch litt, waren wir leider nicht beisammen... Hätte
der liebe Gott uns auf dasselbe Schiff gebracht... wer
weiß! Ich schwimme ja doch, daß ein Delphin dabei
nicht mitkommt — vielleicht hätte ich ihm mit der
Schulter einen Stoß geben können, wie damals bei
Traport."
„In der Tat, Sie haben ihm ja einmal das Leben
gerettet!" rief die Witwe, die sich nun an einen bei¬
nahe vergessenen Vorfall erinnerte. „Ich hätte das
nie vergessen sollen, Schwager."
Bei diesen Worten streckte sie dem Matrosen die
Hand entgegen, die er ergriff und kräftig drückte.
„Bah, das ist ja nicht der Rede wert," sagte er
gutmütig, „das war ein einfacher Freundschaftsdienst
— weiter nichts. In Indien aber konnte ich ihm
nicht beispringen, denn als unser Schiff ankam, war
Didiers Fahrzeug schon seit vierzehn Tagen gescheitert.
Ich konnte nur noch die Stelle ausfindig machen, wo
er begraben lag, und ein Bambuskreuz auf sein
Grab pflanzen."
„Das haben Sie getan?!" rief die Mutter mit
tränenüberströmtem Gesichte. „Oh, ich danke Ihnen,
Bruno! Tausend Dank, Schwager!"
„Das ist noch nicht alles," fuhr der Matrose fort,
den die Rührung wider Willen übermannte. „Ich
erfuhr, daß die Hallunken von Laskaren die Sachen
der Ertrunkenen verkauft hatten, und da habe ich
denn nach vielem Suchen die Uhr des Neffen wieder¬
gefunden, sie mit meiner ganzen Barschaft zurück¬
gekauft und bringe sie Ihnen nun mit, Schwägerin
— hier ist sie."
Dabei reichte er der alten Frau eine große, silberne
Uhr, die an einem starken, geteerten Bindfaden hing.