Full text: 58.1930 (0058)

Das Jagdschloß des Fürsten Ludwig zu Neunkirchen. 
ito st, daß die Geschichte seines Märtyrer-Todes 
verewigt wird und die Wand eines Fürsten-Pallastes 
ziert. 
Auch die teutsche Jagd und die R e y her- 
Beitze liebte vormals der Fürst von Nassau sehr 
und zu jeder dieser Arten von Jagd 
wird vom ganzen Hofe eine besondere 
Uniform getragen. Zuweiler verirren sich Wölfe 
durch die vogesischen Gebürge in das Saarbrücksche 
und werden dann aufgetrieben und geschossen." 
Hier haben wir gleich auch ein neues Steckenpferd 
des Fürsten.gesehen; seine Leidenschaft für Unifor¬ 
men und Soldatenspielerei. Knigge, der als fremder 
Reisender natürlich' die Dinge nur von außen sah, 
erzählt uns hier u. a.: „Außer dem Kreis-Contin- 
gente unterhält der Fürst eine Garde, die aus 
schönen Leuten besteht und geschmackvoll gekleidet ist, 
und einige Reuter *). Was mich, der ich nichts von 
*) Es waren ein Bataillon Infanterie und eine Schwadron 
Reiter, deren oft wechselnde Uniformierung. Bewaffnung und Exer- 
zierung ihn lebhaft beschäftigte. Die Infanterie hieß das „Leib- 
grenadierkorpS", die Retter bald „Leibdragoncr". bald „Leibjäger zu 
Vferd" und bald „Leibhusaren". Im Sommer 1774 ließ er ferner 
3b Mann auf amerikanische Weise kleiden und bestellte eine kleine 
Musikbande dazu, was einen wunderlichen Eindruck machte. 
(Ruppersberg. 
Soldatenwesen verstehe, am mehrsten dabey interes¬ 
siert, ist die vorzüglich gute türkische Musik 
auf der Parade. Sie ist besser und vollständiger be¬ 
setzt, wie die, welche die französischen Schweizer- 
Reginienter ehemals hatten. Unter andern sind 
Posaunen und Serpents dabey, die herrliche Wür- 
kung machen." 
In diesen Worten Knigges „herrliche W ü r - 
kung machen" sehen wir den Fürsten Lugwig so 
recht charakterisiert. S i e waren das Leitmotiv bei 
seinem ganzen Handeln. Hier verließ ihn jeder 
Gedanke an „Sparsamkeit", die gegenüber den ge¬ 
werblichen Unternehmungen seines Vaters immer 
wieder geltend gemacht wurde. Da beispielweise die 
Versuche, Eisen mit Koks zu schmelzen, die „herrliche 
Wirkung" nicht machten, so wurden sie kurzer 
Hand aufgegeben. Goethe fand 1770 die Dudweiler 
Oefen kalt liegen, und Staud klagte ihm, daß die 
Regierung auch die Harzhütte verfallen ließ *). 
1776 wurde auch die Sulzbacher Schmelze 
ganz aufgegeben und die Gebäude teils zu Wohnun¬ 
gen eingerichtet, teils versteigert. Tie Halberger 
H ü t t e, wie die Eisen- und Stahlwerke 
*) Siehe Bergmann-kalender 1926, Seite 65 ff.
	        
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