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Blick auf lös Baux. 
„Cucugnan", sagt er, einen langen Seufzer aus¬ 
stoßend ... „Freund Martin, wir haben im Feg¬ 
feuer niemand von Cucugnan." 
„Jesus, Maria, Joseph! Niemand von Cu- 
eugnan im Fegefeuer! Du großer Gott! Wo sind 
sie denn?" 
„Ei, würdiger Mann, dann sind sie im Para¬ 
diese. Zum Kuckuck! Wo willst du denn, daß sie 
sind?" 
„Aber, ich komme ja eben vom Paradiese.. 
„Du kommst dorther? ... Nun also?" 
„Ja, also! dort sind sie nicht!... Ach, gute 
Mutter der Engel!. . 
„Nun, was wollen Sie denn, Herr Pfarrer? 
Wenn sie nicht im Paradiese sind, und auch nicht 
im Fegefeuer, da läßt sich leicht erraten, wo sie 
zu finden sind; sie sind..." 
„Heiliges Kreuz! Jesus, Davids Sohn! Ach, ach, 
ach! Ist es denn möglich?... Ach, wir Armen! 
Wie soll i ch denn in das Paradies kommen, 
wenn meine Cucugnaner nicht darin find?" 
„Höre, mein armer Martin, weil du um jeden 
Preis Sicherheit haben und dich mit eigenen 
Augen überzeugen willst, wie die Sache steht, so 
laufe auf diesem Fußweg abwärts, aber laufe, 
was du laufen kannst. Linker Hand wirft du 
ein großes Tor finden. Da kannst du über alles 
genaue Erkundigungen einziehen. Gott helfe dir!" 
Und damit schloß der Engel die Tür. 
* * 
Es war ein langer Pfad, ganz gepflastert mit 
glühenden Kohlen. Ich wankte, als wäre ich be¬ 
trunken; bei jedem Schritte strauchelte ich; ich 
war wie aus dem Wasser gezogen, an jedem 
Haare meiner Haut hing ein Tropfen Schweiß 
und ich keuchte vor Durst... Aber Dank der 
Sandalen, die mir der gute heilige Petrus ge¬ 
liehen hatte, verbrannte ich mir wenigstens nicht 
die Füße. 
Als ich von einem Fuße auf den andern sprin¬ 
gend genug falsche Schritte zurückgelegt hatte, sah 
ich zu meiner Linken eine Tür... nein, ein Tor, 
ein gewaltiges Tor, welches mir wie die Tür 
eines großen Backofens entgegen gähnte. Ach, 
meine Kinder, welcher Anblick! Hier fragte man 
nicht nach meinem Namen; hier gibt's kein Re-
	        
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