Der weiß, wie der, der mißt, sich rühren,
Sich tummeln muß und dennoch bangt,
Ob er nach ungezählten Proben
Mit dem Befund, den er erhoben,
Ans rechte Resultat gelangt.
Nun schwingt den Fäustel! und aufs Eisen
Haut ein! nehmt Pulver, Dynamit!
Zäh ist des Berges Felsgranit,
Läßt Zoll um Zoll sich nur entreißen.
Zwei Jahre hat es schon, gewährt,
Man bohrt und bohrt von beiden Seiten.
Wird man sich nicht Vorübergleiten?
Und ist die Richtung nicht verkehrt?
Man horcht. Jetzt müssen wir uns nähern,
Wenn des Markscheiders Messung stimmt.
Man wird erregt, und täglich nimmt
Die Sorge zu. Der Fels bleibt ehern,
Vom Nachbar dringt durch ihn kein Laut.
„Noch eine Mine legt, ihr Leute,
Das sei der letzte Schuß für heute!"
Hei, wie der kracht! Nun aufgeschaut!
Man pocht. O welch' ein selig Schauern
Ten wackren Steiger überfährt!
Er hört die Antwort und erklärt
Den andern, wie durch Felses Mauern
Herüber zittern fern und dumpf
Des tapfern Bruders Hammerschlägc:
„Glück auf! nun hat es gute Wege,
Wir kommen durch, Triumph, Triumph!"
Und w i e man durchkam? Glatt und eben,
Als wär's im Tageslicht gemacht!
Ja, Freund, tief in des Berges Nacht
Da lebt ein reiches, volles Leben;
Gegrüßt sei mir mit Herz und Hand,
Mög' mancher Durchschlag noch gelingen
— „Glück aus!" — und Segen reich dir bringen:
Gott mit Dir, wackrer Bergmannsstand!
Gleichzeitig begann die Vorrichtung der
V. Sohle.
1896 feierte man das 75jährige Bestehen der
Grube König in schlichter Weise. Die damals
geäußerte Absicht, die 100-Iahrfeier um so glanz¬
voller zu begehen, wurde auch von der neuen
französischen Verwaltung 1921 eingelöst. Ueber
das damalige Fest und die Anbringung der Ge¬
denktafel am Zechenhaus haben wir im Kalender
1922 eingehend berichtet.
Zur Wetterlösung der tieferen Sohle
wurde 1898—99 bei Sinnerthal an der westlichen
Markscheide ein neuer Schacht angehauen,
der mit dem Feld von Oberschmelz zum Durch¬
schlag gebracht wurde und noch heute als aus¬
ziehender Wetterschacht dient.
Im nächsten Jahre wurde die bisher von einem
Unternehmer geleitete Pferdewirtfchast
in die Verwaltung der Inspektion übernommen
und einem Ökonomieverwalter unter¬
stellt.
1901—05 Aufstellen des Humboldt-Ven¬
tilators von 4200 Kubikmeter minütlicher
Leistung. Von diesem Jahre ab gelangte auch
außer dem allgemein üblichen Handversatz das
Spülversatzverfahren in Anwendung,
hauptsächlich in mächtigen Flözen und an Stellen,
an denen wertvolle Tagesanlagen zu schützen
waren.
Die erzielten Ergebnisse waren gut, so daß dies
Verfahren noch weiter ausgebaut wurde.
1908 erreichte die Förderung 1750 Ton¬
nen pro Tag, bei einer Belegschaft von 2433
Mann. Die Jahresförderung von 522 536 Ton¬
nen war die höchste seit dem Bestehen der Grube.
Die Verwendung von Schüttelrutschen im
Flöz Wrangel trug wesentlich zu diesem Ergeb¬
nis bei.
Durch Ausbau der 1906 eingeführten Loko¬
motivförderung und vermehrte Anwen¬
dung mechanischer Hilfsmittel stieg
die Förderung 1913 trotz Verminderung der Be¬
legschaft auf 551 172 Tonnen.
Die Gesamtförderung der Inspektion erreichte
damals den bisherigen höchsten Stand von
1 088 373 Tonnen bei einer Belegschaft von
4737 Mann.
Auch die Uebertageanlagen waren
weiter ausgebaut worden. 1910: Neues Zechen¬
haus und Vergrößerung der Badeanstalt, 1912:
Aufstellen eines Luftkompresiors von 6000 Kubik-.
meter.
Ein neues Ventilatorgebäude wurde am Sin-
nerthalerschacht errichtet.
Zur Lösung der VI. Tiefbausohle
wurde 1913 je eine einfallende Strecke auf den
Flözen 22 und Blücher angehauen und der
Schacht II nach Beendigung des Ueberbrechens
von der V. nach der IV. Sohle bis zur VI. Sohle
abgeteuft. 1916 kam er mit dem im Flöz 22
aufgefahrenen Querschlag auf der
V I. Sohle zum Durchschlag.
1917 wurde eine neue Kläranlage und
1918 die Kohlen sturzbühne errichtet. Das
in diesem Jahre begonnene Ueberbrechen des
Schachtes III von der VI. nach der V. Sohle
wurde kurz vor dem Durchbruch eingestellt.