Full text: 56.1928 (0056)

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Für die Förderung 
hat man, wie gesagt, neuer¬ 
dings an Stelle der Gru¬ 
benwagen gleich normale 
Eisenbahnwaggons genom¬ 
men, wie wir es auf ver¬ 
schiedenen unserer Bilder 
ja sehen können. Auch hat 
man neuerdings fahrbare 
Förderbrücken kon¬ 
struiert, die bei einer 
Stützweite von 125 m und 
mehr die Entfernung von 
der Abbaustelle, über den 
übrigen Tagebau hinweg, 
zur Halde oder direkt zur 
Brikettfabrik überspannen. 
Denn, damit kommen wir 
zu dem wichtigen Schlußka¬ 
pitel — ohneBrikett- 
f a b r i k a t i o n wäre die 
Braunkohle zu nichts Be¬ 
sonderem zu verwenden. In 
der Brikettfabrik aber wird 
die Kohle sortiert, zerklei¬ 
nert, getrocknet, endlich der 
so erhaltene trockene Kohlen¬ 
staub gepreßt zu den jedermann bekannten Briketts 
fürs Haus, wie sie die rheinischen Gruben im Union- 
Brikett von genau 1 Pfund Gewicht auf den Markt 
werfen, oder zu den kleineren Jndustriebriketts. 
Was den rheinischen Braunkohlen¬ 
bau weiterhin auszeichnet, ist die großzügige Form 
seiner Nebenanlagen. — 
Eine der lebenswichtigsten Aufgaben der Welt¬ 
wirtschaft ist es ja heute, die Verwendung der für 
chemische Prozesse so wertvollen Steinkohle als ge¬ 
wöhnliches industrielles Brennmaterial zu verhüten. 
Gerade im rheinisch-westfälischen Wirtschaftsgebiet, 
Abb. 5. 
Krupp'scher S> 
Abtraghöhe 
hrämkettenbagger. 
36 m. 
Abb. 6. Kleiner Schaufelradbagger der Maschinenbauanstalt Humboldt. 
wo beide nebeneinander 
vorkommen, verdient ihr 
Ersatz durch die Braun¬ 
kohle besondere Beobach¬ 
tung. Das bedeutete natür¬ 
lich eine Umwälzung auf 
dem Gesamtgebiet der 
Energiewirtschaft, weil die 
grubenfeuchte Rohbrauin- 
kohle ein ungünstiges 
Transportgut ist und da¬ 
her möglichst an Ort und 
Stelle verbraucht werden 
muß. So entstand denn 
das Großkraftwerk 
in der Nähe der Braun¬ 
kohlengruben, das durch 
Fernleitungen hochgespann¬ 
ten Strom (100.000 Volt 
sind heute etwas altge¬ 
wohntes und man denkt 
schon an die Ausführung 
von 220.000 Voltprojekten) 
den Abnehmern, den ein¬ 
zelnen Industrien wie den 
Städten, bringt. — Da 
kommt vor allem das 
Rhein.-Westfälische Elektrizitätswerk 
(NWE) in Frage, das mit seinem Goldenbergwerk in 
Knapsack bei Köln die Fernversorgung zahlreicher 
Großstädte Rheinlands und Westfalens übernommen 
hat. Die Stadt Köln bezieht ferner ihre elektrische 
Energie von Fortuna in Quadrath (Rheinisches 
Elektrizitätswerk im Braunkohlenrevier Aktien-Ge- 
sellschaft, siehe Abb. 7 und 8). Die zu der in Bild 1 
gezeigten Grube Zukunft bei Eschweiler gehörige 
Uberlandzentrale beliefert Aachen, Stolberg und 
Eschweiler. 
Zum Schluß wird noch manch einer unserer Leser 
fragen nach der Möglichkeit der 
chemischen Verwertung 
der Braunkohle. Hier muß nun 
gesagt werden, daß bei der heute 
noch üblichen Art der Destillation 
mittels des „Verschwelens" der 
Erfolg in erster Linie von dem 
B i t u m e n g e hal t der Braun¬ 
kohle abhängt, und daß daher fast 
ausschließlich nicht die rheinische, 
sondern die mitteldeutsche Braun¬ 
kohle in Betracht kommt. — Dar¬ 
auf näher einzugehen, würde über 
den Rahmen unseres jetzigen Ans¬ 
atzes hinausgehen. — Erwähnt 
ei nur noch.neben der Teer¬ 
destillation die Montan¬ 
wachs gewinnung, die erfolgt, 
indem getrocknete und entstaubte, 
bitumenhaltige Braunkohle unter 
ein Lösungsmittel gesetzt, dieses 
nachher niedergeschlagen, und als 
Rückstand das Montanwachs ge¬ 
wonnen wird. Es dient zur Her¬ 
stellung von Leder-' und Sch uh - 
lituren, Schmieren aller Art, 
apier- und Harzleim, Siegel-
	        
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