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Für die Förderung
hat man, wie gesagt, neuer¬
dings an Stelle der Gru¬
benwagen gleich normale
Eisenbahnwaggons genom¬
men, wie wir es auf ver¬
schiedenen unserer Bilder
ja sehen können. Auch hat
man neuerdings fahrbare
Förderbrücken kon¬
struiert, die bei einer
Stützweite von 125 m und
mehr die Entfernung von
der Abbaustelle, über den
übrigen Tagebau hinweg,
zur Halde oder direkt zur
Brikettfabrik überspannen.
Denn, damit kommen wir
zu dem wichtigen Schlußka¬
pitel — ohneBrikett-
f a b r i k a t i o n wäre die
Braunkohle zu nichts Be¬
sonderem zu verwenden. In
der Brikettfabrik aber wird
die Kohle sortiert, zerklei¬
nert, getrocknet, endlich der
so erhaltene trockene Kohlen¬
staub gepreßt zu den jedermann bekannten Briketts
fürs Haus, wie sie die rheinischen Gruben im Union-
Brikett von genau 1 Pfund Gewicht auf den Markt
werfen, oder zu den kleineren Jndustriebriketts.
Was den rheinischen Braunkohlen¬
bau weiterhin auszeichnet, ist die großzügige Form
seiner Nebenanlagen. —
Eine der lebenswichtigsten Aufgaben der Welt¬
wirtschaft ist es ja heute, die Verwendung der für
chemische Prozesse so wertvollen Steinkohle als ge¬
wöhnliches industrielles Brennmaterial zu verhüten.
Gerade im rheinisch-westfälischen Wirtschaftsgebiet,
Abb. 5.
Krupp'scher S>
Abtraghöhe
hrämkettenbagger.
36 m.
Abb. 6. Kleiner Schaufelradbagger der Maschinenbauanstalt Humboldt.
wo beide nebeneinander
vorkommen, verdient ihr
Ersatz durch die Braun¬
kohle besondere Beobach¬
tung. Das bedeutete natür¬
lich eine Umwälzung auf
dem Gesamtgebiet der
Energiewirtschaft, weil die
grubenfeuchte Rohbrauin-
kohle ein ungünstiges
Transportgut ist und da¬
her möglichst an Ort und
Stelle verbraucht werden
muß. So entstand denn
das Großkraftwerk
in der Nähe der Braun¬
kohlengruben, das durch
Fernleitungen hochgespann¬
ten Strom (100.000 Volt
sind heute etwas altge¬
wohntes und man denkt
schon an die Ausführung
von 220.000 Voltprojekten)
den Abnehmern, den ein¬
zelnen Industrien wie den
Städten, bringt. — Da
kommt vor allem das
Rhein.-Westfälische Elektrizitätswerk
(NWE) in Frage, das mit seinem Goldenbergwerk in
Knapsack bei Köln die Fernversorgung zahlreicher
Großstädte Rheinlands und Westfalens übernommen
hat. Die Stadt Köln bezieht ferner ihre elektrische
Energie von Fortuna in Quadrath (Rheinisches
Elektrizitätswerk im Braunkohlenrevier Aktien-Ge-
sellschaft, siehe Abb. 7 und 8). Die zu der in Bild 1
gezeigten Grube Zukunft bei Eschweiler gehörige
Uberlandzentrale beliefert Aachen, Stolberg und
Eschweiler.
Zum Schluß wird noch manch einer unserer Leser
fragen nach der Möglichkeit der
chemischen Verwertung
der Braunkohle. Hier muß nun
gesagt werden, daß bei der heute
noch üblichen Art der Destillation
mittels des „Verschwelens" der
Erfolg in erster Linie von dem
B i t u m e n g e hal t der Braun¬
kohle abhängt, und daß daher fast
ausschließlich nicht die rheinische,
sondern die mitteldeutsche Braun¬
kohle in Betracht kommt. — Dar¬
auf näher einzugehen, würde über
den Rahmen unseres jetzigen Ans¬
atzes hinausgehen. — Erwähnt
ei nur noch.neben der Teer¬
destillation die Montan¬
wachs gewinnung, die erfolgt,
indem getrocknete und entstaubte,
bitumenhaltige Braunkohle unter
ein Lösungsmittel gesetzt, dieses
nachher niedergeschlagen, und als
Rückstand das Montanwachs ge¬
wonnen wird. Es dient zur Her¬
stellung von Leder-' und Sch uh -
lituren, Schmieren aller Art,
apier- und Harzleim, Siegel-