Full text: 56.1928 (0056)

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Bergmann weiß es, und jedes Kind hat es 
P'th in der Schule gehört, daß die Steinkohle aus 
^ n Pflanzenstosfen untergegangener Wälder entstan- 
Wz ist Hauptsächlich waren es riesige Farne, und 
deutliche Abdrücke sind massenhaft im Nebengestein, 
besonders in Kohlenschiefer, zu erkennen. Weniger 
l"U;a sind sie für das bloße Auge auch in der Stein- 
M selbst sichtbar. 
Ganz anders ist das mit der Braunkohle. Sie ist 
geradezu voll von deutlich erkennbaren ehemaligen 
Holzstücken, ja ganze Baumstämme mit ihren Wurzeln 
vflegt man massenhaft in ihr zu finden. Vielfach, so 
auch auf „Zukunft", liegen derartige, noch holzige 
Baumreste in unendlich großer Zahl in Lagern auf¬ 
einander und beweisen auf das deutlichste, daß es sich 
bei der Braunkohle um ehemalige Wälder bzw. Torf¬ 
more handelt. Sie entstanden zu einer bedeutend 
späteren Zeit wie ihre schwarzen Schwestern. Spricht 
die Wissenschaft bei jenen von der Steinkohlenzeit, 
so spricht sie hier von der T e r t i ä r z e i t. 
Obwohl Braunkohlen an vielen Stellen der Erde 
vorkommen, wird ihre Ausbeutung bislang erst in 
wenigen Ländern außerhalb Deutschlands, eigentlich 
nur noch in Böhmen, Frankreich und Italien, betrie¬ 
ben. Der deutsche Braunkohlenbau ist jedoch der bei 
weitem überwiegende, und in Deutschland ist es wieder 
der r h e i n i s ch e Braunkohlenbergbau, der gegenüber 
den anderen Lagern durch die Mächtigkeit, aber auch 
durch die Vorbildlichkeit seiner Einrichtungen, die 
erste Stelle einnimmt. — Vergleichsweise wollen wir 
hier die anderen Gebiete kurz erwähnen. Von ihnen 
hat das sächsische Braunkohlengebiet zwischen Halle, 
Leipzig und Altenburg durchschnittlich 10 — 20 m 
Flözmächtigkeit, nur westlich von Merseburg im 
Geiselthal bis zu 80 na anschwellend. Bei 
M a g d e b u r g und Braunschweig baut man 
die Braunkohle nur noch in 
einzelnen, getrennten Mulden 
ab. Ferner wird östlich der Elbe 
in der Niederlauersitz 
bei Senftenberg, weiter 
bei Frankfurt an der 
Oder und endlich in Nie- 
d e r s ch l e s i e n (in der Ge¬ 
gend von Görlitz) ein ausge¬ 
dehnter Bergbau auf dünnere 
und stärker gefaltete Braun¬ 
kohlenflöze, und zwar in den 
letzterwähnten Gegenden meist 
unterirdisch, betrieben. 
Ebenso kommen Braunkohlen¬ 
lager, jedoch meist mit nur et¬ 
wa 4 bis 10 an starken Flözen, 
bei Kassel vor, erreichen aller¬ 
dings in der Wetterau, 
zwischen Gießen und Frankfurt 
am Main, stellenweise auch 
größere Mächtigkeit. Auch hier 
in Hessen ist Tiefbau nötig. 
Technisch recht interessant ist bei 
diesem Braunkohlentief¬ 
bau, daß, wenn man auch ver¬ 
einzelt im gebirgigen Terrain 
mit Stollen auskommt, oder die 
Schächte nicht allzu tief zu sein 
brauchen — selten über 100 m — doch ihr Ab¬ 
teufen große Schwierigkeiten macht, da 
es vielfach in ganz feinem und wasserdurchlässigem 
Sande erfolgen muß. Da kommt man dann oft mit 
der bloßen Abtreibezimmerung nicht aus, sondern 
muß zu dem auch im Steinkohlenbergbau bekannten 
Gefrierverfahren greifen. — Aber auch dem 
A b h a u selbst erwachsen aus der losen Beschaffenheit 
und der Wasserführung der Schichten im Hangenden 
große Schwierigkeiten. Es muß sehr sorgsam verbaut, 
und der hangenste Teil des Flözes darf stets nur in 
etwa ein Meter Stärke abgebaut werden, damit das 
Hangende nicht schon hereinbricht, während noch 
Leute dort tätig sind. — Der Abbau selbst ist ein 
Pseilerbruchbau. Zwischen den Pfeilern von 
etwa 4 m Länge und Breite bleibt zur Sicherung 
stets eine Kohlenrippe von etwa 1 m Stärke 
stehen. Da der Abbau in der Regel nur 40 bis 60 m 
unter der Oberfläche vor sich geht, so sinkt diese beim 
Schlagen der Brüche ein. Eine landwirtschaftliche 
Nutzung der Oberfläche kann daher erst dann wieder 
erfolgen, wenn sämtliche „Brüche gegangen" 
sind. Obwohl man nun durch planmäßiges Rauben 
der Zimmerung beim Bruchschlagen diese Wartezeit 
abzukürzen bemüht ist, muß dennoch zum Schaden der 
Rentabilität der Gruben ein außerordentlich hoher 
Betrag für „Entschädigungen" in Ausgabe gestellt 
werden. 
Diese Übelstände lassen den rheinischen 
Braunkohlenbau, der keinen Unter-Tage- 
Betrieb kennt, schon an sich dem übrigen Deutschland 
überlegen sein; hierzu kommt dann noch seine Mäch¬ 
tigkeit. Ein etwa 40 à langer Höhenzug, das 
„V o r g e b i r g e", vom Strom nur wenige Kilo¬ 
meter entfernt, zieht sich linksrheinisch von Bonn 
nach Köln. Dieser Höhenrücken besteht unter einer 
Sand- und Kiesdecke von nur 8 —10 m Tiefe fast 
Abb. 2. Kruppscher Dampfeimerkettenbagger 
(Doppelschütter).
	        
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