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Bergmann weiß es, und jedes Kind hat es
P'th in der Schule gehört, daß die Steinkohle aus
^ n Pflanzenstosfen untergegangener Wälder entstan-
Wz ist Hauptsächlich waren es riesige Farne, und
deutliche Abdrücke sind massenhaft im Nebengestein,
besonders in Kohlenschiefer, zu erkennen. Weniger
l"U;a sind sie für das bloße Auge auch in der Stein-
M selbst sichtbar.
Ganz anders ist das mit der Braunkohle. Sie ist
geradezu voll von deutlich erkennbaren ehemaligen
Holzstücken, ja ganze Baumstämme mit ihren Wurzeln
vflegt man massenhaft in ihr zu finden. Vielfach, so
auch auf „Zukunft", liegen derartige, noch holzige
Baumreste in unendlich großer Zahl in Lagern auf¬
einander und beweisen auf das deutlichste, daß es sich
bei der Braunkohle um ehemalige Wälder bzw. Torf¬
more handelt. Sie entstanden zu einer bedeutend
späteren Zeit wie ihre schwarzen Schwestern. Spricht
die Wissenschaft bei jenen von der Steinkohlenzeit,
so spricht sie hier von der T e r t i ä r z e i t.
Obwohl Braunkohlen an vielen Stellen der Erde
vorkommen, wird ihre Ausbeutung bislang erst in
wenigen Ländern außerhalb Deutschlands, eigentlich
nur noch in Böhmen, Frankreich und Italien, betrie¬
ben. Der deutsche Braunkohlenbau ist jedoch der bei
weitem überwiegende, und in Deutschland ist es wieder
der r h e i n i s ch e Braunkohlenbergbau, der gegenüber
den anderen Lagern durch die Mächtigkeit, aber auch
durch die Vorbildlichkeit seiner Einrichtungen, die
erste Stelle einnimmt. — Vergleichsweise wollen wir
hier die anderen Gebiete kurz erwähnen. Von ihnen
hat das sächsische Braunkohlengebiet zwischen Halle,
Leipzig und Altenburg durchschnittlich 10 — 20 m
Flözmächtigkeit, nur westlich von Merseburg im
Geiselthal bis zu 80 na anschwellend. Bei
M a g d e b u r g und Braunschweig baut man
die Braunkohle nur noch in
einzelnen, getrennten Mulden
ab. Ferner wird östlich der Elbe
in der Niederlauersitz
bei Senftenberg, weiter
bei Frankfurt an der
Oder und endlich in Nie-
d e r s ch l e s i e n (in der Ge¬
gend von Görlitz) ein ausge¬
dehnter Bergbau auf dünnere
und stärker gefaltete Braun¬
kohlenflöze, und zwar in den
letzterwähnten Gegenden meist
unterirdisch, betrieben.
Ebenso kommen Braunkohlen¬
lager, jedoch meist mit nur et¬
wa 4 bis 10 an starken Flözen,
bei Kassel vor, erreichen aller¬
dings in der Wetterau,
zwischen Gießen und Frankfurt
am Main, stellenweise auch
größere Mächtigkeit. Auch hier
in Hessen ist Tiefbau nötig.
Technisch recht interessant ist bei
diesem Braunkohlentief¬
bau, daß, wenn man auch ver¬
einzelt im gebirgigen Terrain
mit Stollen auskommt, oder die
Schächte nicht allzu tief zu sein
brauchen — selten über 100 m — doch ihr Ab¬
teufen große Schwierigkeiten macht, da
es vielfach in ganz feinem und wasserdurchlässigem
Sande erfolgen muß. Da kommt man dann oft mit
der bloßen Abtreibezimmerung nicht aus, sondern
muß zu dem auch im Steinkohlenbergbau bekannten
Gefrierverfahren greifen. — Aber auch dem
A b h a u selbst erwachsen aus der losen Beschaffenheit
und der Wasserführung der Schichten im Hangenden
große Schwierigkeiten. Es muß sehr sorgsam verbaut,
und der hangenste Teil des Flözes darf stets nur in
etwa ein Meter Stärke abgebaut werden, damit das
Hangende nicht schon hereinbricht, während noch
Leute dort tätig sind. — Der Abbau selbst ist ein
Pseilerbruchbau. Zwischen den Pfeilern von
etwa 4 m Länge und Breite bleibt zur Sicherung
stets eine Kohlenrippe von etwa 1 m Stärke
stehen. Da der Abbau in der Regel nur 40 bis 60 m
unter der Oberfläche vor sich geht, so sinkt diese beim
Schlagen der Brüche ein. Eine landwirtschaftliche
Nutzung der Oberfläche kann daher erst dann wieder
erfolgen, wenn sämtliche „Brüche gegangen"
sind. Obwohl man nun durch planmäßiges Rauben
der Zimmerung beim Bruchschlagen diese Wartezeit
abzukürzen bemüht ist, muß dennoch zum Schaden der
Rentabilität der Gruben ein außerordentlich hoher
Betrag für „Entschädigungen" in Ausgabe gestellt
werden.
Diese Übelstände lassen den rheinischen
Braunkohlenbau, der keinen Unter-Tage-
Betrieb kennt, schon an sich dem übrigen Deutschland
überlegen sein; hierzu kommt dann noch seine Mäch¬
tigkeit. Ein etwa 40 à langer Höhenzug, das
„V o r g e b i r g e", vom Strom nur wenige Kilo¬
meter entfernt, zieht sich linksrheinisch von Bonn
nach Köln. Dieser Höhenrücken besteht unter einer
Sand- und Kiesdecke von nur 8 —10 m Tiefe fast
Abb. 2. Kruppscher Dampfeimerkettenbagger
(Doppelschütter).