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Warum sollte die Hausfrau sich nicht auch als 
Tapeziermeistern bewahren? Bei sorgfältigem Ar¬ 
beiten ist dies gar keine allzu schwierige Aufgabe, und 
Ängstliche können ja zuerst an einem Nebenraum oder 
Korridor ihr Übungsstück leisten, bevor sie sich an die 
„gute Stube" wagen. Wir brauchen dazu eine Papier¬ 
schere, ein Lotmaß, das man sich aus Schnur und 
Schere herstellt, eine alte Bürste, 
Kleister aus Roggenmehl (ge¬ 
kochten, da er besser hält), einen 
breiten Pinsel, einen langen 
Tisch oder Bretter, die man 
über einen solchen legt, eine 
zweite Person als freundlichen 
Helfer, und natürlich Tapete. 
Eine solche mit kleinem 
Muster ist sparsamer im Ver¬ 
brauch, da bei großem Muster 
zuviel weggeschnitten werden 
muß, um die Streifen passend 
zu machen. Zuerst schneidet 
man die rechte glatte Kante 
der Tapete sauber ab, die 
linke bleibt als Untertritt da¬ 
ran. Ist dann alles Werkzeug 
bereitgestellt, kann die Arbeit 
beginnen. Man steigt auf die 
Leiter und legt die Tapete am 
Rande der Decke oder Hohl¬ 
kehle an, eine zweite Person 
rollt die Tapetenbahn auf und 
zwar so weit, daß noch ein 
Schmaler Rand auf der Kante 
der Fußleiste aufliegt und 
schneidet schön gerade ab. 
Diese Bahn legt man mit der 
rechten Seite nach oben glatt 
auf den Tisch und beschwert 
die Enden, zählt ab, wieviel 
Bahnen man braucht, und 
schneidet sie nach diesem Maß 
genau zu, stets darauf achtend, 
daß das Muster beim An¬ 
legen stimmt. Die kurzen 
Streifen über und unter Tür und Fenster schneidet 
man erst, wenn man sie braucht. Sind alle Bahnen 
geschnitten, dreht man den ganzen Stoß um, zieht 
jeweils die oberste Bahn bis dicht an den Tischrand 
und trägt den Kleister gleichmäßig auf (siehe Abb. 1). 
Jetzt faßt man die Tapetenbahn oben an, legt sie 
ein Stück übereinander, so daß die Kleisterseiten sich 
berühren, hält die Bahn oben 
mit dem Zeigefinger undDau- 
men fest, faßt mit den kleinen 
Fingern ungefähr die Mitte 
und hebt sie so vorsichtig 
vom Tisch herunter. Nun be¬ 
steigt man die Leiter, läßt 
die ganze Bahn langsam aus- 
einandersallen und klebt sie 
oben, in der abgemessenen 
Höhe, an. Nun nimmt man 
das Lot zur Hand und prüft, 
ob die Bahn senkrecht, gerade 
sitzt (siehe Abb. 2). Dann erst 
beginnt man mit nicht zu 
weicher Bürste erst die Mitte 
der Bahn senkrecht glatt zu 
streichen (siehe Mb. 3), dann 
von der Mitte aus nach rechts 
und links, bis die Tapete 
hübsch glatt und fest sitzt. Vor 
allen Dingen müssen die Kan¬ 
ten gut festsitzen. Nötigenfalls 
arbeite man mit ein wenig Klei¬ 
ster nach. Sitzt die erste Bahn, 
dann ist das Ankleben der 
weiteren schon leichter. Man 
beginnt mit der linken Fen¬ 
sterecke, weil von rechts nach 
links geklebt werden muß. 
Die Ecken sind nicht immer 
gleichmäßig zu tapezieren, 
man muß sich mit Einschnei¬ 
den oder Überkleben helfen, 
achte nur darauf, daß man die 
Richtung einhält und messe 
mit dem Lot von Zeit zu Zeit 
Abb. 2. Anlegen der Tapete mit 'Hilfe des 
Lotmaßes.
	        
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