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Allerlei Ratschläge für Gesunde und Kranke.
Im Saarbrücker Bergmannskalender für 1927
haben wir an dieser Stelle gelesen, wie sich Gemüts¬
und Nervenkranke sowie an Schlaflosigkeit und Ner¬
vosität Leidende zwecks Besserung ihres krankhaften
Zustandes zu Verhalten haben. Wir haben ferner die
lebenswichtigsten Substanzen Lecithin und Vitamin
kennen gelernt. Nachstehend bringen wir eine Plau¬
derei über Badekuren und Ernährung. Manches mag
ja schon mehr oder weniger bekannt sein, aber vieles
wird den Hausfrauen wertvolle Winke geben, wie sie
als treubesorgte Walterinnen auch mit bescheidenen
Mitteln ihre Lieben am vorteilhaftesten und gesun¬
desten verpflegen können.
Das Bad.
So lange das tägliche Bad, dem Bergmann selbst
aus der Grube als Brause ein unentbehrliches Reini-
gungs- und Erfrischungsmittel, nicht Allgemeingut
aller Kulturmenschen geworden ist, müß die Fa¬
milie sich mit häufigen Waschungen des ganzen
Körpers behelfen. Die Haut ist nämuch porös. Diese
Poren sondern nicht nur Schweiß ab und dünsten
aus, sie atmen auch in gewissem Sinne und können
sogar Heil- und Nährstoffe, aber auch Krankheits¬
keime aufnehmen. Noch wichtiger wie das Bad selbst
ist das häufige Wechseln der Leibwäsche, denn diese
saugt den Schweiß und das ausgeschiedene schleckte
Fett auf und frottiert zugleich bei jeder Bewegung die
Haut. Besonders wichtig sind häufige Fußbäder. Es
ist unglaublich, welche Mengen Bakterien, d.h. Krank¬
heitskeime, der Straßenstaub der Ortschaften und
Städte enthält. Kein Schuhleder ist so dicht, daß es
diesen Straßenschmutz namentlich bei Regenwetter
von den Füßen fernhält.
Heiße Bäder sind ein mächtiges Anregungsmittel
für die Blutzirkulation. Den hohen Wert der Bäder
für die Volksaesundheit hatten schon die alten Römer
erkannt, die überall, wo sie hinkamen, herrliche öffent¬
liche Bäder mit Zentralheizung anlegten. Würzige
Essenzen veredeln das Bad. (So erinnert z. B. eine
Mischung von Thymian- und Lavendelöl an sommer¬
liche Haide.) Einige Eßlöffel Salz und ein Eßlöffel
doppelkohlensaures Natron machen das Bad zu einem
Mineralbad. Setzt man diesem Mineralbad
etwas Essig oder einen Kaffeelöffel We in«
steinsäure zu, so hat man ein kohlensaures
Bad. Bei vielen Hautkrankheiten und
namentlich bei Krätze bewirkt ein guter Kaffee¬
löffel Schwefelkalium als Badezusatz manch-
liwrf ausfallend schnelle Heilung^ jedoch muß die Bade¬
bütte von Holz oder emailliert sein, da Schwefelbäder
das Metall angreifen. Derartige Bäder werden auch
bei Rheumatismus und Gicht gute Dienste
leisten.
Die Ernährung
der so vielartigen Menschenrassen der Erde ist zwar
grundverschieden, und trotzdem ist die Menge der täg¬
lichen Nahrungsmittel fast überall dieselbe. Je heißer
die Gegend ist, um so mehr süße Früchte und leichtver¬
dauliches Getreide, wie Reis usw., dienen als Nah¬
rung, während in kälteren Gegenden oder bei Zu¬
nahme der Kälte der Konsum an schwerer verdau¬
lichen Nahrungsmittüu und tierischem Fett zunimmt.
Viele hundert Millionen Menschen leben statt von
Getreide hauptsächlich von Bohnen. In China und
Japan versteht man aus dem kleinen graugrünen
Perlböhnchen Soja sogar Brot, Milch, Butter und
Käse herzustellen. Die von einem erwachsenen Men¬
schen benötigte tägliche Nahrungs¬
mittelmenge verurteilt man nach dem Gehalt
an Eiweiß, an Stärke oder Zucker und an Fett, und
zwar rechnet man als normale Mengen zirka 100
Gramm Eiweiß, 600 Gramm Stärke oder Zucker
und zirka 66—60 Gramm Fett. Zucker, Stärke und
Fett sind die Heizmittel des Körpers. Zucker und
Stärke bilden im Körper wieder Fett als Reserveheiz¬
stoff. Den Heizwert und damit auch den Nährwert
eines Nahrungsmittels bezeichnet und berechnet man
als Kalorie, überaus lehrreich für die Hausfrau ist
die nachstehende Tabelle der wichtigsten
Nahrungsmittel, in der die ungefähren Werte
angegeben sind. Hierin sind jedoch die in den ein¬
zelnen Nahrungsmitteln enthaltenen Nährsalze
nicht berücksichtigt. Es kann also ein Nahrungs¬
mittel, auch wenn es nicht viel von obigen Heiz- urck
Nährstoffen enthält, doch für die Gesundheit von be¬
sonders hohem Wert sein durch seinen Gehalt an
Nährsalzen, Vitaminen und Lecithin, und zwar als
dringend lebenswichtige B e i k o st. Hierzu gehören
alle roh genießbaren Gemüse und Obst -
s o r t e n, z. B. Salate. Rettiche, gelbe Möhren (Gelb¬
rüben), Kohlrabien, Südfrüchte, Tomaten, Sellerie,
alle Sorten Kernobst, Steinobst und Beerenobst und
rohes Sauerkraut. Dieses letztere wird daher
auch in weiten Gegenden Rußlands, wo Obst rar
ist, von der Bevölkerung zum großen Vorteile der
Gesundheit genossen und sogar als Vorbeugungs- und
Heilmittel gegen Tuberkulose und als Blut-
reinigungsmittel gepriesen.
über die wichtigsten Nahrungsmittel sei noch fol¬
gendes bemerkt:
Brot: Frisches Brot ist schwerer verdaulich wie
altes Brot, geröstete Brotscheiben und Zwieback.
Kleiehaltiges Schrotbrot ist viel gesunder wie ge¬
wöhnliches Brot. Man versäume daher nicht, em-
bis zweimal in der Woche Schrotbrot zu essen.
Kartoffeln Men den Magen und sind ein
gutes Heizmittel für den Körper, da sie Fett bilden.
Die Hausfrauen machen den Fehler, die Kartoffel in
Salzwasser zu kochen und das Kochwasser sortzuschüt-
io