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Pforte her gegen die Hohlgasse das
zweite Haus aufwärts", in der heutigen
Altnengasse, ein neues stattliches Haus.
Damals war Saarbrücken französisch
besetzt, und Hofmann, der sich um seine
Mitbürger sehr verdient gemacht hatte,
wurde zum Maire bestellt. Als dann
von Saarbrücken ausgehend über Saar¬
louis, Tromborn, Bouley und Etangs
nach Metz die erste ordentliche Post ein¬
gerichtet wurde, da ward unser Stadt-
barbier der e r st e Postmeister
von Saarbrücken. In dieser
Stellung leistete Hofmann sehr vietes-
zum Wohle seiner Heimat. Indes, als
durch den Ryswijker Frieden das Land
seine Selbständigkeit wieder erlangte,
Saarbrücken demnach nicht mehr Post¬
station der Kal. Franz. Post war, da
war die Herrlichkeit zu Ende. Indes
Hofmann versuchte, indem er auf die
Metzger, die früher manchmal bei ihren
Zügen über Land Briefe besorgt hatten,
zurückgriff, wenigstens die Briefpost
noch zu erhalten. Das brachte ihn in
Verbindung mit dem Zweibrücker Hof;
denn in Zweibrücken bestand wenigstens
noch eine herzogliche Post für das Land.
Eines Tages bot der Graf von Saar¬
brücken, Carl Ludwig, dem von ihm
hochgeschätzten Manne die „Jäger¬
meisterstelle" an. In dieser SteÜung
kam Hofmann des öfteren in die Nähe
des am Fuße des Wörschweiler Kloster¬
hofes gelegenen Wildbads „Guten¬
brunn". Man hatte geplant, es zu
einem vornehmen Badeort nach dem
Muster Schlangenbads auszubauen: doch
den Unternehmern gingen die Gelder
aus und sie ließen die Zweibrücker
Regierung mit dem mißglückten Projekt
im Stiche. Nach längeren Bemühungen
erhielt Hofmann dann das Gut Guten¬
brunn nebst Heilquelle in Erbpacht. —
Damals, am 5. Januar 1719, war der
Karl XII. von Schweden, der gleichzeitig Regent von
Zweibrücken war, auf dem Schlachtfeld gefallen. Sein
Nachfolger wurde Pfalzgraf Gustav Samuel. Dieser
kam häufig nach Saarbrücken, besuchte dann auch
jedesmal den Herrn Jägermeister und lernte dessen
(1700 geborene) Tochter: Louise Dorothea, kennen.
Die Herzen fanden sich. Hofmann, der gegenüber dem
Herzoge ein, offenes Manneswort gefunden, daß es
sich nicht ünt seiner Auffassung von Vaterpflicht und
bürgerlicher Würde vertrüge, eine aussichtlose Lieb¬
schaft zu dulden, hörte, daß es der Herzog durchaus
ehrlich und ernsthaft auf eine regelrechte Heirat ab¬
gesehen habe. Und nach mancherlei Hindernissen
wurde denn auch 1723 in Zweibrücken die Ehe ge¬
schlossen. Das junge Paar nahm seinen ersten
Sommersitz in dem neuerbauten Lustschloß zu Guten¬
brunn, „Louisenthal", zu Ehren der neuen Herzogin
Mannt, in nächster Nachbarschaft des Hofmannschen
Erbgutes, und bezog dann 1725 den großen Schloß-
bau zu Zweibrücken, den unser Titelbild zeigt.
Und nun noch etwas vom Fürsten Ludwig. Da¬
wals, als Fürst Wilhelui Heinrich starb, da hatte
F. I. M. Stengel. Nach einer Pastellzeichnung von Dryander.
man den Regierungsantritt dieses Fürsten mit Freu¬
den begrüßt. Denn des Toten Pläne waren der
Mehrzahl der biederen Saarbrücker zu hochfliegend und
unverständlich. Sie sahen in ihm nichts anderes wie
einen Mann, der Geld ausgab, und vermochten nicht
einzusehen, wie man manchmal große Ausgaben
machen muß, um überhaupt einmal in Zukunft
einen Ertrag erhoffen zu dürfen. — So nahm denn
der neue Herr bei der Taufe der „Ludwigskirche" gern
die seinem Vater gebührende Ehre, aber von dessen
Geist war wenig m seinen Handlungen. Ein Be¬
weis dafür war auch,, daß er, der selbst seine edle
Gemahlin zugunsten ' anderer Frauen zurücksetzte
(bis er endlich in dem Kammermädchen einer der¬
selben, der „Gänsearetel" eine ihm überlegene Frau
gefunden) nicht eiug und schroff genug gegen seines
Vaters Geliebte, die Frau v. Freital, Vorgehen
konnte. Und vor allem war es seine Günstlingswirt¬
schaft, die das Volk erbitterte, so sehr, daß es ihm
sogar in Neunkirchen eins seiner Häuser ansteckte, his
er ihm „aus bloßer Gnade" (!!) seine Forderungen
bewilligte, wie wir dies Seite 104—111 in diesem
Kalender lesen können.