Full text: 56.1928 (0056)

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Pforte her gegen die Hohlgasse das 
zweite Haus aufwärts", in der heutigen 
Altnengasse, ein neues stattliches Haus. 
Damals war Saarbrücken französisch 
besetzt, und Hofmann, der sich um seine 
Mitbürger sehr verdient gemacht hatte, 
wurde zum Maire bestellt. Als dann 
von Saarbrücken ausgehend über Saar¬ 
louis, Tromborn, Bouley und Etangs 
nach Metz die erste ordentliche Post ein¬ 
gerichtet wurde, da ward unser Stadt- 
barbier der e r st e Postmeister 
von Saarbrücken. In dieser 
Stellung leistete Hofmann sehr vietes- 
zum Wohle seiner Heimat. Indes, als 
durch den Ryswijker Frieden das Land 
seine Selbständigkeit wieder erlangte, 
Saarbrücken demnach nicht mehr Post¬ 
station der Kal. Franz. Post war, da 
war die Herrlichkeit zu Ende. Indes 
Hofmann versuchte, indem er auf die 
Metzger, die früher manchmal bei ihren 
Zügen über Land Briefe besorgt hatten, 
zurückgriff, wenigstens die Briefpost 
noch zu erhalten. Das brachte ihn in 
Verbindung mit dem Zweibrücker Hof; 
denn in Zweibrücken bestand wenigstens 
noch eine herzogliche Post für das Land. 
Eines Tages bot der Graf von Saar¬ 
brücken, Carl Ludwig, dem von ihm 
hochgeschätzten Manne die „Jäger¬ 
meisterstelle" an. In dieser SteÜung 
kam Hofmann des öfteren in die Nähe 
des am Fuße des Wörschweiler Kloster¬ 
hofes gelegenen Wildbads „Guten¬ 
brunn". Man hatte geplant, es zu 
einem vornehmen Badeort nach dem 
Muster Schlangenbads auszubauen: doch 
den Unternehmern gingen die Gelder 
aus und sie ließen die Zweibrücker 
Regierung mit dem mißglückten Projekt 
im Stiche. Nach längeren Bemühungen 
erhielt Hofmann dann das Gut Guten¬ 
brunn nebst Heilquelle in Erbpacht. — 
Damals, am 5. Januar 1719, war der 
Karl XII. von Schweden, der gleichzeitig Regent von 
Zweibrücken war, auf dem Schlachtfeld gefallen. Sein 
Nachfolger wurde Pfalzgraf Gustav Samuel. Dieser 
kam häufig nach Saarbrücken, besuchte dann auch 
jedesmal den Herrn Jägermeister und lernte dessen 
(1700 geborene) Tochter: Louise Dorothea, kennen. 
Die Herzen fanden sich. Hofmann, der gegenüber dem 
Herzoge ein, offenes Manneswort gefunden, daß es 
sich nicht ünt seiner Auffassung von Vaterpflicht und 
bürgerlicher Würde vertrüge, eine aussichtlose Lieb¬ 
schaft zu dulden, hörte, daß es der Herzog durchaus 
ehrlich und ernsthaft auf eine regelrechte Heirat ab¬ 
gesehen habe. Und nach mancherlei Hindernissen 
wurde denn auch 1723 in Zweibrücken die Ehe ge¬ 
schlossen. Das junge Paar nahm seinen ersten 
Sommersitz in dem neuerbauten Lustschloß zu Guten¬ 
brunn, „Louisenthal", zu Ehren der neuen Herzogin 
Mannt, in nächster Nachbarschaft des Hofmannschen 
Erbgutes, und bezog dann 1725 den großen Schloß- 
bau zu Zweibrücken, den unser Titelbild zeigt. 
Und nun noch etwas vom Fürsten Ludwig. Da¬ 
wals, als Fürst Wilhelui Heinrich starb, da hatte 
F. I. M. Stengel. Nach einer Pastellzeichnung von Dryander. 
man den Regierungsantritt dieses Fürsten mit Freu¬ 
den begrüßt. Denn des Toten Pläne waren der 
Mehrzahl der biederen Saarbrücker zu hochfliegend und 
unverständlich. Sie sahen in ihm nichts anderes wie 
einen Mann, der Geld ausgab, und vermochten nicht 
einzusehen, wie man manchmal große Ausgaben 
machen muß, um überhaupt einmal in Zukunft 
einen Ertrag erhoffen zu dürfen. — So nahm denn 
der neue Herr bei der Taufe der „Ludwigskirche" gern 
die seinem Vater gebührende Ehre, aber von dessen 
Geist war wenig m seinen Handlungen. Ein Be¬ 
weis dafür war auch,, daß er, der selbst seine edle 
Gemahlin zugunsten ' anderer Frauen zurücksetzte 
(bis er endlich in dem Kammermädchen einer der¬ 
selben, der „Gänsearetel" eine ihm überlegene Frau 
gefunden) nicht eiug und schroff genug gegen seines 
Vaters Geliebte, die Frau v. Freital, Vorgehen 
konnte. Und vor allem war es seine Günstlingswirt¬ 
schaft, die das Volk erbitterte, so sehr, daß es ihm 
sogar in Neunkirchen eins seiner Häuser ansteckte, his 
er ihm „aus bloßer Gnade" (!!) seine Forderungen 
bewilligte, wie wir dies Seite 104—111 in diesem 
Kalender lesen können.
	        
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