Full text: 56.1928 (0056)

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Nus 
der 
Fürstrn- 
?eit. 
Das Schloß in Zweibrücken. 
Original im Heimatmuseum Saarbrücken. 
on Fürst Ludwigs Heirat mit der „Gänsegretel" 
von Fechingen weiß in Saarbrücken jedermann, 
und doch hatte Fürst Ludwig, als er nach dem 
Tode seiner ersten Gemahlin seine bisherige Geliebte, 
die ihm schon vordem 3 Kinder geschenkt, zur Frau 
. machte, bereits ein Vorbild in Saarbrücken. Schon 
einmal hatte ein Fürst, ein Herzo g sogar, nämlich 
Gustav von Zwei brücken, sich aus Saar¬ 
brücken ein Mädchen aus dem Volke zur Gattin er¬ 
koren, nur daß sie nicht, wie ihr Nachbild, schon vor 
Blick in die Saarbrücker Ludwtgskirche. 
der Ehe die Mätresse des Fürsten gewesen. Stammte 
Luise Hofmann doch aus einem ehrsamen 
Bürgerhause, war ihr Vater doch einst Saarbrückens 
wohlbestallter Stadlbarbier gewesen. 
Hans Philipp H o f m a n n stammte aus altein¬ 
gesessener Bader- und Chiruraenfamilie. Kurz nach 
Beendigung des 30jährigen Krieges, der auch die 
Saarbrücker Lande mit Not und Drangsal erfüllt 
hatte, war er als Handwerksgeselle, wie zunftüb'lich, 
auf die Wanderung gezogen nachdem er vorher im 
Hause seines Vaters die Lehre bestanden. Damals 
und erst recht in der folgenden Zeit, war der Beruf 
des Barbiers und Perrückenmachers ein gar hoch an¬ 
gesehenes Handwerk; kam doch vom französischen Hofe 
die Mode in die Kulturwelt, zu sauber rasiertem 
Gesicht die majestätisch herabwallende Allonge-Per- 
rücke zu tragen. Und desgleichen war die Frisur der 
Damen damals ein großes, und viel Sachkenntnis, 
Geschmack und geschickte Finger erforderndes Kunst¬ 
werk. — Daneben war der junge Hofmann bemüht, 
seine chirurgischen Kenntnisse eifrigst zu erweitern, 
war damals doch der Barbier auch Bader, das heißt 
ursprünglich Inhaber öffentlicher Badestuben, später 
vor allem Heilperson, nicht nur Zähne ziehend, 
Schröpfköpfe setzend und Aderlässe vornehmend, son¬ 
dern auch sonst noch darüber hinaus gar manche 
schwierige Operation vornehmend, zu der die Kriegs¬ 
erfahrung der „Feldscherer" gar manches beigetragen 
hatte. 
Aber als Hofmann nun so offenen Auges durch die 
Welt zog, da machte er vor allem die Bekanntschaft 
eines Instituts, das für sein späteres Leben besonders 
bestimmend sein sollte, der P o st, einer Einrichtung, 
die im Reiche die Fürsten von turn und Taxrs als 
kaiserliches Monopol betrieben, die man aber in 
Saarbrücken nicht kannte. 
Nach Wander- und Lehrjahren in Wien, in Prag 
und Nürnberg, in Augsburg, Ulm und einer Reihe 
anderer deutschen Städte, kam Hofmann zur Zeit des 
Grafen Gustav Adolf wieder nach seiner Vaterstadt 
zurück, wo er sich 1672 als Meister niederließ. Er 
war als solcher wegen seiner Geschicklichkeit und un¬ 
ermüdlichen Hilfsbereitschaft, namentlich auch am 
Krankenbett, überaus beliebt. — 1680 erbaute er sich 
am Fuße des Schloßbergs, „von der Neugeländs-
	        
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