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Hans Peter.
flus öer ^Geschichte einer Kindheit/'
Von Heinrich Zerkau len.
"SfjS ls Kaspar Peter und Lene Fall Mann und Frau
wurden, war der Julitag voller Lindenduft
und Schwalbenjauchzen. "Kaspar Peter war
zwar nur ein Schuhmachermeister, und seine Lene
brachte auch nicht viel mehr mit in die Ehe, als ein
paar leuchtende Augen und rüstige Hände. Und doch
war es eine Königshochzeit.
Eine Festreise konnten sie sich
nicht leisten, aber am ersten
Abend machten sie Arm in Arm
einen weiten Weg zum kleinen
Städtchen hinaus. Auf dem Feld
standen die Garben schon in Bün¬
deln gebunden und hinter jedem
lugte der Mond hervor, schüttete
all sein weißes, gläubiges Licht
auf die beiden, daß sie wie in
lauter Glanz und Strahlen
gingen.
Kaspar Peter wußte das alles
gar schön auseinander zu setzen,
wie es in ihm aussah. Und wenn
die Lene das auch nicht gleich ver¬
standen hätte, sie hätte es schon
an seinem Gesicht ablesen können.
Ein Tag ging wie der andere
vorbei. Die Lene war praktisch
und vernünftig und der Kaspar
allemal voller Stimmung und
stiller Zärtlichkeit. Als das Städt¬
chen eines Morgens zum ersten
Mal eine Schneekapuze wieder
übergezogen hatte und der Förster
so langsam durchs Revier ging,
um die diesjährigen Weihnachts¬
bäume sich auszusuchen, da war
wohl schon durch Kaspar Peters
niedrige Schusterstübe manchmal
ein Rauch gefahren, aber beide
hatten sich viel zu gern, als daß
die kleinen Auseinandersetzungen
gelegentlich sie nicht eigentlich sich
doch nur näher brachten. Es war
halt eine gute Mischung und vor
allem, sie hatten beide etwas von
Herzen lieb: unsern Herrgott! —
Es war an einem windigen
Märzabend, so um die Faschings¬
zeit herum.
Es ging schon tief in die Nacht,
und im „Linderchof" wurde eben
der Kehraus gemacht. Nacht¬
wächter Möller hatte Feierabend
geboten, und da er schon einige
Steinhäger auf ihre Echtheit ge¬
prüft hatte, hielt er eine lange
Rede und zum Schluß ließ er den
Kaiser hochleben. Das tat Möl¬
ler immer, denn er war Veteran
von 70 her.
Mit ,,Hans Peter, die Geschichte einer Kindheit", lassen
wir zum ersten Male im Bergmannskalender einen neueren
rheinischen Dichter, Heinrich Zerkaulen, zu Wort kommen.
Zerkauten ist ein echtes Bonner Kind, ein frohgemuter,
humorvoller Rheinländer, ein Mensch, der das Herz auf
dem rechten Fleck hat. Diese fröhliche Geschichte hatte der
liebenswürdige Poet übrigens seinen Eltern zur silbernen
Hochzeit geschenkt.
Rom - Inneres der sixttnischen Kapelle.