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bewundern ist in all diesen Schriften die große Sach¬
lichkeit und die ausgezeichnete Beherrschung des chm
als Arzt doch ursprünglich fremden Themas. Sie
trugen ihm die Ehrennamen eines ^meißnerischen
Plinius", „Begründer der Mineralogie in Deutsch¬
land" und „Vater der wissenschaftlichen Hüttenkunoe"
ein. Bemerkenswert ist besonoers, weil der Druck ja
übechaupt noch in die Kindheit der Buchdruckerkunst
hineinfällt, daß die erste Auflage des Buches « vs rs
metallica» einen jo riesigen Absatz fand, daß im
Sachen Jahre des Erscheinens (1666, also nach dem
des Verfassers) noch zwei neue Auftagen gedruckt
werden mußten.
Unsere diesjährigen Bilder zeigen in der Haupt¬
sache Wasserh^bungs- und Bewetterunasanlagen. Die
Kraftübertragung erfolgt in allen Fallen durch ein
sinnreiches Zahnrädershstem, als Kraftantrieb selbst
ist menschliche oder tierische Kraft durch Haspel- oder
Göpelantrieb (Bild 1) angewandt, oder aber auch die
Wasserkraft (Fia. 2, 4 oberschlägige Wasserräder).
Auf Bild 3 sind drei Pumpen F nebeneinander¬
gekuppelt; der Kolben C D wird jeweils dadurch in
Die Höhe gehoben, daß die, an dem über das Pumpen¬
rohr hinausragenden Teil C befindliche Nase A durch
den Zahn B der handgetviebenen Welle gehoben wird.
Das Wasser fließt dann durch den Ausfluß H ab.
Bild 4 zeigt zwei übereinanderliegende Pumpwerke,
die an 'ben gleichen Zahnradantrieb mittels Kurbel-
übertragung gekuppelt sind und das Wasser einander
zupumpen. Eine ähnliche Konstruktion
zeigte Bild 2, nur daß hier der Antrieb
gesondert durch zwei oberschlägioe Räder
erfolgt. Bild 6 zeigt eine der so häufigen
endlosen Schöpfkolbenketten mit Haspel-
antrieb. Solche hatten entweder kleine
runde Kolbenscheiben oder, wie hier auf
dem Bilde, kugelförmige „Püchel" (E),
die das Wasser in den Kolbenrohren
hochförderten. Die „Püchel" waren aus
Roßhaar, das mit Leder überzogen war,
gefertigt. Mit solchen Anlagen wurde
Wasser bis zu 71 m hoch gehoben (Feld-
haus). Bild 7 zeigt ein handgetriebenes
Paternosterwerk mit Schöpfkannen, ge¬
wissermaßen ein Vorläufer eines mo¬
dernen Baggers. Das Bild ist besonders
instruktiv dadurch, daß ein Maschinen¬
bauer gerade mit der Zusammensetzung
eines gleichen Werks, dessen Einzelteile
man sicht, beschäftigt ist. In die Tätig¬
keit eines Pumpenbauers führt uns
Bild 6. Rechts scheu wir eine Saug-
und Druckpumpe in Betrieb. Der auf der
Bühne C sichende pumpende Knappe be¬
tätigt den Kolben H mittels des Hand¬
griffs 7. v ist das Saugmundstück,
G das Ausflußrohr. Wir scheu verschie¬
dene fertige Pumpenrohre (B) und die
einzelnen Bestandteile (K L M N). Bei -
0 wird ein Pumpenrohr aus einem
Baumstämme gebohrt. Die hierzu ver¬
wandten Bohrer sind in P und Q dar¬
gestellt.
Auf unserem Titelbild 1 sehen wir
eine mittelalterliche, unter Tage liegende
Fördermaschine, durch Göpel über Tage
getrieben. Anstatt des Seils ist eine Kette in Ge¬
brauch, die sich auf der Trommel E aufwickelt. Durch
die von einem auf der untersten Etage befindlichen
Knappen betätigte Bremseinrichtung GH wird ein
langsames Ablausen der Kette bewirkt, und mittels
des Sperrhokens 1 wird sie zum Halten gebracht.
Die folgenden Bilder zeigen die Bewetterung.
In Nr. 8 ist ein Knappe bei der Herstellung der ver¬
schiedenen Arten von Bentilatorenflügeln in Form
von glatten Holzschaufeln (wie bei A verwandt oder
unten links auf dem Bilde) oder mit Federgarnituren
berschen (B und C) tätig. D ist das viereckige Mittel-
stück, in dessen Nuten die Flügel eingesetzt werden,
E sind die Zapfen, F die Kurbel; A zeigt ein fertig
montiertes Stück. Ein solches kam dann in tonnen¬
förmige Kisten, und wurde m deren Innern in Um¬
drehung versetzt, und der erzeugte Windstrom durch
Luftkanäle in den Schacht geblasen. Auch diese beiden
Bilder sind durch ihre Zeichnung sehr klar. —
Das Ganze zeigt, daß, wenn auch in noch recht
primitiver, und für den einzelnen Knappen höchst
mühseliger Form, dennoch schon zu Agricolas Zeiten
zwei Grundsätze des modernen Bergbaus, Wasser¬
führung und Bewetterung, durchgeführt wurden. An
ihrer allgemeinen Durchführung^ aber hat Agricola
durch sein für jeden damaligen Techniker höchst wich¬
tiges Werk einen ganz besonderen Anteil.
Ftg. 2. — Pumpenanlage mit Wasserantrteb.