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eins" das Eisen wie¬
der seine alte Stellung
ein. In der K u n st
sollte es diese voll¬
ständig e r st im
20. Jahrhundert wie¬
der erobern, wenig¬
stens für größere
Objekte, während
haudgeschmie-
detes Kleinge¬
rät, hauptsächlich
künstlich als „Alteisen"
patiniert, teilweise auch
in Verbindung mit
handgehämmertem
Kupfer,Altmessing und
dergleichen, wie Lam¬
pen, Leuchter und
Ähnliches, schon län¬
gere Zeit wieder sei¬
nen gebührenden Platz
im Kunstgewerbe sich
zurückerobert hatte.
Heute hat die
Kunst des Schmiedens
eine neue hohe
Blüte erreicht. Der
„Werkbund" in
Deutschland hat in
dieser Hinsicht ebenso
bahnbrechend gewirkt,
wie in anderen Län¬
dern die Arbeit der
dortigen Erneuerer des
Kunstgewerbes, so in
Frankreich der «Union
Lontrals clo8 Art«
D6coratifs», deren
Bedeutung wir in un¬
serem Aufsatz über ihr
letztes großes Werk, mit dem sie vor die O
trat, die Pariser Ausstellung 1925 *), eingehend wür
digten. Unter den Künstlern, die auf ihr als Er¬
neuerer altfranzösischer geschmackvoller Qualitäts¬
arbeit glänzten, steht in erster Linie ein Kunstschmied,
der inailrs-ktzri'Onnier Edgar Brandt. Vor
allem sein A u s st e l l u n g s st a n d, in der Form
einer Halle oder Diele, die den Durchgang von
draußen zum Vorzimmer und Empfangszimmer ver¬
mittelt, groß, licht, macht einen prächtigen Eindruck
(Bild 3). Die Wände zeigen zwischen Marmor
*) Siehe BergmannStalender 1926, Seite 150 ff.
JltNentüoAlteiseN patiniert. (Photo : L’Illustration, Paris.)
statt etwaiger Holz.
täfelungen oder Leder¬
tapeten prunkvolle
Eisentreibar¬
beit e n. In den schön
gezierten Nischen stehen
große eiserne Vasen
antiker Form. Ein ge¬
waltiger Tisch mit
fein geschwungenen
Konsolfüßen, steht vor
der großen Spiegel¬
wand. Der L ü st e r ist
ebenfalls eine wunder¬
volle Schmiedearbeit.
Prächtig ist die Ju¬
ne n 1 ü r, von der wir
auch noch eine beson¬
dere Ausnahme brin¬
gen (Bild 5), mit ih¬
rem fein geschwunge¬
nen Rankenwerk aus
patiniertem Eisen und
ihrent schönen Relief.
Weiter fallen zwei
Feuerschirme ins
Auge, betitelt «Iss
plumes» und «le nid»
(Bild 1 u. 2). Während
die tamburinschlagende
Tänzerin im Mittel-
relief des ersten aus¬
gezeichnet in dem gra¬
ziösen Spiel ihrer
Glieder mit dem leich¬
ten Schwung der „Fe¬
dern" harmoniert, zeigt
der zweite mit dem
stilisierten Vogelrelief
im „Nest" inmitten
der Blumenranken eine
gewisse Verwandschaft mit dem Stil der Tapisserien
aus der Zeit Louis XIII. Als Hauptausstellungsstück
endlich ist der große fünfteilige Wand¬
schirm anzusehen (Bild 4). Der mittlere Teil zeigt
einen stilisierten Springbrunnen. Oberhalb der
Wasserstrahlen erblühen Riesenblumen, deren Blät¬
ter, inkrustiert mit Kupferplatten, sich von dem aus
engem Spiralwerk bestehenden Untergrund prächtig
abheben.
So ist der Geist des „Königs der Schmiede" in
unserer Zeit wieder lebendig geworden, würdig des
„Zeitalters des Eisen s".
3221;
Der Sternenhimmel.
„Zwei Dinge," sagt der große Philosoph Kant,
„sind es, die das Menschenherz mit immer neuer Be¬
wunderung und Ehrfurcht erfüllen: das moralische
Gesetz in uns und der gestirnte Himmel
über u n s."
Es ist dies eine tiefe Wahrheit, die von altersher
die Menschen bewegt hat, so sehr, daß sie den Gestirnen
Einfluß auf ihr Leben und Wirken zuschrieben. Im
ganzen Altertum war die „A st r o l o g i e", die Stern-
tz e u t e r e i", eine heilige Wissenschaft, und noch im
Mittelalter erlebte sie vom 14.—17. Jahrhundert einen
solchen Aufschwung, daß selbst große Astronomen und