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und zu nicken, als würde er durch im Innern heftig 
arbeitende Gedanken in Bewegung gesetzt, welche ver¬ 
gebens die Erlösung des lebendigen Wortes suchten. 
Die gute Madame Hennefeder wurde von der un¬ 
heimlichen Vorstellung befallen, die alte Caroline 
könne sich am Ende noch den schweren Kopf vom 
Rumpf herunternicken. Allein plötzlich hatte diese 
ihre Sprache wiedergefunden. „So," sagte sie, „so wird 
man aus dem Hause gestoßen! Aber mein Abschied 
ist heute noch geschrieben!" 
-Er wurde nicht geschrieben. War es nun 
die Macht der Tatsachen oder die Liebe für ihren 
kleinen Christian und für die Wände seines Hauses, 
die alte Caroline blieb als zwar grimmiger, aber ge¬ 
treuer Hausdrachen auf ihrem Posten. 
Dann, im wunderschönen Monat Mai, im Hause 
des Onkels, gab es eine Hochzeit. Mit Goldregen und 
Syringen war das Haus geschmückt, auf allen Wänden 
lag der Frühlingssonnenschein; im Hafen flaggten alle 
Schiffe. Und niemand war vergessen; Küster und 
Organisten, Nachtwächter und Armenvogt, alle hatten 
ihren silbernen Freudengruß empfangen; an der Hoch¬ 
zeitstafel aber waltete, zur besonderen Genugtuung 
des Onkels und aus aller Dienerschaft hervorragend, 
die alte Caroline in ihrer Rosaflügelhaube. Die Braut 
durfte keine Schüssel aus einer anderen als aus ihrer 
Hand empfangen; weiter jedoch dehnte sich ihre Gunst 
nicht aus; die kleine Madame Hennefeder, die strah¬ 
lend an des Onkels Seite saß — sie gönnte ihr alles 
Gute; im übrigen — das konnte niemand von ihr 
verlangen! 
-Und die Stunden flogen. Lind war die Nacht; 
drüben in der anderen Straße um das alte Familien¬ 
haus stand einsam und dufterfüllt der Garten. Da 
klirrte die Pforte; es war der Vetter mit seinem 
jungen Weibe. Der Nachthauch säuselte in den Zwei¬ 
gen, oder waren es nur die Blüten, die aus der 
Knospenhülle drängten? Wie durch Adams Bäume 
vor Tausenden von Jahren, so schien auch heute noch 
der Mond. 
Als Hand in Hand das junge Paar die Schwelle 
seines Hauses überschritt, hörten sie draußen von der 
Gasse den alten Matthias singen: 
„Wie schön ist Gottes Welt 
Und jedes seiner Werke!" 
Vier Jahre sind seitdem verflossen. In dem alten 
Hause springt jetzt zwischen Christian und Julie ein 
kleinerer Vetter über Treppen und Gänge, ein aller¬ 
liebster Bursche. Freilich ist er nicht ganz wie seine 
Mutter, denn er bittet nicht immer und hat oft sehr 
viel dagegen. Auf der alten Caroline reitet er sogar, 
wie Amor auf dem Tiger; man sieht es leicht, er hat 
sie ganz und gar gezähmt. Es tut ihr gut, der Alten, 
daß sie ihren Überwinder gefunden hat, sie ist ganz 
heiteren Gemüts geworden; ja, wem? die Sonne in 
das Küchenfenster scheint, so kann man mitunter von 
dort aus einen grunzenden Gesang vernehmen, der 
zu dem Sausen des Teekessels keine üble Begleitung 
macht. 
-Aber es ist acht Uhr! Frau Julie erwartet 
mich an ihrem Teetisch; ich soll ihr beistehen gegen 
ihren Mann, damit er sich nicht auch noch in die 
Volksbank wählen lasse. Er wird ihr gar zu regsam, 
der Vetter, er hat seine Augen und Hände jetzt allent¬ 
halben. Frau Julie in ihrer Herzensunschuld ahnt 
vielleicht nicht, daß sie der Urquell dieses Lebens ist; 
aber, nichtsdestoweniger, für ein paar Abende der 
Woche meint sie doch das Recht auf ihren Mann zu 
haben. 
Und also, lieber Leser, gehab dich wohl! 
Des Saarlands Höhen und Tiefen. 
Von Obermarkscheider Schlicker. 
a) Wichtige Höhenpunkte. 
Wahlschiederhöhe 444,2 m NN 
Neunkirchen (Hütte Stumm Eingang) . . . 442,0 „ „ 
Stennweiler Kipp . 419,5 „ „ 
Littremont . . . . . 413,3 „ „ 
Höhe südlich Hangard, Ltchtenkopf 408,9 „ „ 
Bildstockerhöhe 404,7 „ „ 
Scheidterberg 355,6 „ „ 
Spichererberg 348,0 „ „ 
Neuweilerberg 346,1 „ „ 
Bischmisheimerberg 334,6 „ „ 
Eschberg . 332,1 „ „ 
Höhe westlich Püttlingen 320,0 „ „ 
Winterberg 301,0 „ „ 
b) Saarhöhc. 
Nullpunkt des Saar-Pegels an der Schleuse 
zu Blittersdorf 185,22 m NN 
Nullpunkt des Saar-Pegels an der Schleuse 
zu Saarbrücken . . . . 181,00 „ „ 
Nullpunkt des Saar-Pegels an der Brücke zu 
Saarlouis 174,57 „ „ 
Nullpunkt des Saar-Pegels an der Steingut- 
fabrik zu Mettlach 156,51 „ „ 
c) Die tiefsten Stollcnlagcn. 
n n Ztehwald-Stollens in Neun- 
kirchen + 259,68 
Diese Tiefenangaben beziehen sich, wohl bemerkt, alle auf den 
stets wechselnde Teufe der Gruben selbst ist hier also nicht zu ersehen. 
Sohle des Reden-Stollens + 256,50 m N N 
„ „ Palmbaum-Stollens in Welles¬ 
weiler + 238,82 „ „ 
„ „ Venttz-Stollens + 238,65 „ „ 
„ „ tiefen Saar-Stollens in Saarbr. + 191,66 „ „ 
„ „ Veltheim Stollens der Jnsp. 11 -f 191,51 „ „ 
„ „ Ensdorfer Stollens + 183,21 „ „ 
d) Die tiefsten Sohlen. 
666 m-Sohle im Beaunierschacht II der 
Inspektion II . . , . . . . - 456,40 m NN 
IV. Sohle im Brefeldschacht II der In¬ 
spektion XI - 396,01 „ .. 
630 m-Sohle im Steinbachschacht I der In¬ 
spektion III - 362,50 „ „ 
III. Sohle im Gustavschacht I der Jnsp.XU — 341,61 „ „ 
III. Sohle im HelenenschachtU der Jnsp. IX — 313,91 „ „ 
VI. Sohle im Rcdenschacht der Jnsp. VI — 299.87 „ 
VI. Sohle im Stoleyschacht der Jnsp. IV — 250,19 „ „ 
VI. Sohle im Wtlhelmschacht I der In¬ 
spektion VIH . - 237,51 „ „ 
XII. Tiesbansohle im Duhamelschacht der 
Inspektion I - 221,80 „ „ 
VI Sohle im Altenwaldschacht III der In¬ 
spektion V - 208,00 „ „ 
VI. Sohle im Dechcnschacht ll der Jnsp. VI — 170,00 „ „ 
V. Sohle im Hubertusschacht I St. Ingbert — 64,00 „ „ 
V. Sohle in, Bexbackschacht I Mittelbexbach 4- 53,16 „ „ 
Meeresspiegel (NN — Nullpunkt des Amsterdamer Pegels); die eigentliche
	        
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