50
und zu nicken, als würde er durch im Innern heftig
arbeitende Gedanken in Bewegung gesetzt, welche ver¬
gebens die Erlösung des lebendigen Wortes suchten.
Die gute Madame Hennefeder wurde von der un¬
heimlichen Vorstellung befallen, die alte Caroline
könne sich am Ende noch den schweren Kopf vom
Rumpf herunternicken. Allein plötzlich hatte diese
ihre Sprache wiedergefunden. „So," sagte sie, „so wird
man aus dem Hause gestoßen! Aber mein Abschied
ist heute noch geschrieben!"
-Er wurde nicht geschrieben. War es nun
die Macht der Tatsachen oder die Liebe für ihren
kleinen Christian und für die Wände seines Hauses,
die alte Caroline blieb als zwar grimmiger, aber ge¬
treuer Hausdrachen auf ihrem Posten.
Dann, im wunderschönen Monat Mai, im Hause
des Onkels, gab es eine Hochzeit. Mit Goldregen und
Syringen war das Haus geschmückt, auf allen Wänden
lag der Frühlingssonnenschein; im Hafen flaggten alle
Schiffe. Und niemand war vergessen; Küster und
Organisten, Nachtwächter und Armenvogt, alle hatten
ihren silbernen Freudengruß empfangen; an der Hoch¬
zeitstafel aber waltete, zur besonderen Genugtuung
des Onkels und aus aller Dienerschaft hervorragend,
die alte Caroline in ihrer Rosaflügelhaube. Die Braut
durfte keine Schüssel aus einer anderen als aus ihrer
Hand empfangen; weiter jedoch dehnte sich ihre Gunst
nicht aus; die kleine Madame Hennefeder, die strah¬
lend an des Onkels Seite saß — sie gönnte ihr alles
Gute; im übrigen — das konnte niemand von ihr
verlangen!
-Und die Stunden flogen. Lind war die Nacht;
drüben in der anderen Straße um das alte Familien¬
haus stand einsam und dufterfüllt der Garten. Da
klirrte die Pforte; es war der Vetter mit seinem
jungen Weibe. Der Nachthauch säuselte in den Zwei¬
gen, oder waren es nur die Blüten, die aus der
Knospenhülle drängten? Wie durch Adams Bäume
vor Tausenden von Jahren, so schien auch heute noch
der Mond.
Als Hand in Hand das junge Paar die Schwelle
seines Hauses überschritt, hörten sie draußen von der
Gasse den alten Matthias singen:
„Wie schön ist Gottes Welt
Und jedes seiner Werke!"
Vier Jahre sind seitdem verflossen. In dem alten
Hause springt jetzt zwischen Christian und Julie ein
kleinerer Vetter über Treppen und Gänge, ein aller¬
liebster Bursche. Freilich ist er nicht ganz wie seine
Mutter, denn er bittet nicht immer und hat oft sehr
viel dagegen. Auf der alten Caroline reitet er sogar,
wie Amor auf dem Tiger; man sieht es leicht, er hat
sie ganz und gar gezähmt. Es tut ihr gut, der Alten,
daß sie ihren Überwinder gefunden hat, sie ist ganz
heiteren Gemüts geworden; ja, wem? die Sonne in
das Küchenfenster scheint, so kann man mitunter von
dort aus einen grunzenden Gesang vernehmen, der
zu dem Sausen des Teekessels keine üble Begleitung
macht.
-Aber es ist acht Uhr! Frau Julie erwartet
mich an ihrem Teetisch; ich soll ihr beistehen gegen
ihren Mann, damit er sich nicht auch noch in die
Volksbank wählen lasse. Er wird ihr gar zu regsam,
der Vetter, er hat seine Augen und Hände jetzt allent¬
halben. Frau Julie in ihrer Herzensunschuld ahnt
vielleicht nicht, daß sie der Urquell dieses Lebens ist;
aber, nichtsdestoweniger, für ein paar Abende der
Woche meint sie doch das Recht auf ihren Mann zu
haben.
Und also, lieber Leser, gehab dich wohl!
Des Saarlands Höhen und Tiefen.
Von Obermarkscheider Schlicker.
a) Wichtige Höhenpunkte.
Wahlschiederhöhe 444,2 m NN
Neunkirchen (Hütte Stumm Eingang) . . . 442,0 „ „
Stennweiler Kipp . 419,5 „ „
Littremont . . . . . 413,3 „ „
Höhe südlich Hangard, Ltchtenkopf 408,9 „ „
Bildstockerhöhe 404,7 „ „
Scheidterberg 355,6 „ „
Spichererberg 348,0 „ „
Neuweilerberg 346,1 „ „
Bischmisheimerberg 334,6 „ „
Eschberg . 332,1 „ „
Höhe westlich Püttlingen 320,0 „ „
Winterberg 301,0 „ „
b) Saarhöhc.
Nullpunkt des Saar-Pegels an der Schleuse
zu Blittersdorf 185,22 m NN
Nullpunkt des Saar-Pegels an der Schleuse
zu Saarbrücken . . . . 181,00 „ „
Nullpunkt des Saar-Pegels an der Brücke zu
Saarlouis 174,57 „ „
Nullpunkt des Saar-Pegels an der Steingut-
fabrik zu Mettlach 156,51 „ „
c) Die tiefsten Stollcnlagcn.
n n Ztehwald-Stollens in Neun-
kirchen + 259,68
Diese Tiefenangaben beziehen sich, wohl bemerkt, alle auf den
stets wechselnde Teufe der Gruben selbst ist hier also nicht zu ersehen.
Sohle des Reden-Stollens + 256,50 m N N
„ „ Palmbaum-Stollens in Welles¬
weiler + 238,82 „ „
„ „ Venttz-Stollens + 238,65 „ „
„ „ tiefen Saar-Stollens in Saarbr. + 191,66 „ „
„ „ Veltheim Stollens der Jnsp. 11 -f 191,51 „ „
„ „ Ensdorfer Stollens + 183,21 „ „
d) Die tiefsten Sohlen.
666 m-Sohle im Beaunierschacht II der
Inspektion II . . , . . . . - 456,40 m NN
IV. Sohle im Brefeldschacht II der In¬
spektion XI - 396,01 „ ..
630 m-Sohle im Steinbachschacht I der In¬
spektion III - 362,50 „ „
III. Sohle im Gustavschacht I der Jnsp.XU — 341,61 „ „
III. Sohle im HelenenschachtU der Jnsp. IX — 313,91 „ „
VI. Sohle im Rcdenschacht der Jnsp. VI — 299.87 „
VI. Sohle im Stoleyschacht der Jnsp. IV — 250,19 „ „
VI. Sohle im Wtlhelmschacht I der In¬
spektion VIH . - 237,51 „ „
XII. Tiesbansohle im Duhamelschacht der
Inspektion I - 221,80 „ „
VI Sohle im Altenwaldschacht III der In¬
spektion V - 208,00 „ „
VI. Sohle im Dechcnschacht ll der Jnsp. VI — 170,00 „ „
V. Sohle im Hubertusschacht I St. Ingbert — 64,00 „ „
V. Sohle in, Bexbackschacht I Mittelbexbach 4- 53,16 „ „
Meeresspiegel (NN — Nullpunkt des Amsterdamer Pegels); die eigentliche