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vom Vmitrog zur ZMttklrutsslir.
Von I. Schauß.
ie älteren Bergleute erinnern sich noch mit ge¬
mischten Gefühlen an ihre Schlepperzeit, als
von der maschinellen Abbauförderung noch
keine Rede war und der Schlepper stöhnend, den
schweren Schlitten auf dem Kopfe, den schwebenden
Streb hinaufkeuchen mußte. Heute hat die Schüttel¬
rutsche diese Arbeit übernommen und führt sie, aller¬
dings mit mehr Lärm, aber mühelos für die Beleg¬
schaft, zu aller Zufriedenheit aus.
Bis vor wenigen Jahrzehnten geschah also die För¬
derung der hereingebrochenen Kohlen vom Gewin¬
nungspunkte bis zur Förderstrecke ganz von Hand,
wobei man die tragende, schleppende und rollende Ab¬
bauförderung zu unterscheiden hat. Da die Art der
Förderung einen großen Einfluß auf die Kosten des
Bergbaubetriebes ausübt, muß die Förderung so voll¬
kommen sein, als es unter den speziellen Verhältnissen
möglich ist. Daher wurde auch und wird noch heute die
unvollkommenste Art, die tragende und die schleppende
Förderung, im allgemeinen nur mehr in Notfällen
oder da angewendet, wo zufällig sich ein Nutzen der¬
selben herausstellt.
Die zur tragenden Förderung und zumeist nur bei
der Wegfüllarbeit benutzten Geräte waren der
B e r g t r o g und die zugehörige Kratze. Anstatt
der Tröge aus Holz oder aus Eisenblech (Ober¬
schlesien) wurden im böhmischen Braunkohlenbergbau
leichte Gefäße aus Weidengeflecht und im mittelfran-
zösischen Bergbau an der Loire sogar Säcke benutzt,
anderseits kamen für schwerere Lasten mancherorts
auch Körbe zur Anwendung. Der flache, mulden¬
förmige Trog wurde mit der Kratze auch da ange¬
wendet, wo die wegzufüllenden Massen nicht nahe
beim Fördergefäß lagen oder durch Werfen mit der
Schaufel zu sehr zerkleinert wurden. Bei der Be¬
nutzung wurde der Trog mit der Vorderkante etwas
unter das wegzufüllende Material geschoben und so
auf den einen Fuß gelegt, daß die Vorderkante gerade
auf dem Boden auflag, so daß mit Hilfe der Kratze
das Fördergut leicht eingefüllt werden konnte.
Die schleppende Förderung mit Schlepp-
trögen oder Schlitten fand früher im Stein¬
kohlenbergbau ausgedehnte Anwendung. Während
beim Schlepptroge die Schlittenkufen an den Längs¬
seiten des Tragekastens angebracht sind, stehen beim
Schlitten die Kasten auf besonderen Kufen. Im hie¬
sigen Revier wurden die Schlepptröge auch Schlitten
genannt. Der Kasten aus Eichen- oder Kiefern-
Brettern war 1,25 m lang, 0,63 m breit und ca.
0,26 in hoch. Die Längsseiten traten in der Mitte
10 ein unter dem Boden hervor und bildeten bogen¬
förmige, eisenbeschlagene Kufen. Der Kasten faßte
0,2 ebrn, er konnte aber durch Aufsatzbretter auf
0,5 cbm Fassungskraft vergrößert werden, so daß man
mit 2 Fahrten einen Förderwagen voll hatte. An den
beiden kurzen Seiten befand sich ein eiserner Haken,
an dem das Sielzeug zum Fortziehen befestigt wurde.
Der entleerte Schlitten wurde vom Schlepper auf dem
Kopfe auswärts getragen. Man fuhr mit dem Schlit¬
ten meist auf dem natürlichen Liegenden, vielfach
wurde auch ein Gestänge mit Spurlatten benutzt, wo¬
bei der Schlepper nach abwärts rückwärts ging und
bei schlechtem Rutschen etwas nachhelfen mußte. In
der Förderstrecke war beim Ausgang der geneigten
Abbaustrecke eine Sturzbühne angebracht, um den
Schlitten bequem entleeren zu können.