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Blick aus der Loggia eines alten romanischen Bauwerks auf die Stadt Avignon und den Papstpalast.
Zeichnung von M. de Lambert. * L’Illustration, Paris.
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Das Maultier -es Papstes.
(La mûle du Pape.)
Von Alphonse Daudet.
Alphonse Daudet (geb. 1840 zu Nîmes, gest.
1897) nimmt unter den großen Romantikern
der realistischen Schule einen ersten Platz ein.
Deutschen Lesern ist er infolge seiner präch¬
tigen, das sittliche Gefühl erhebenden, mit
warmem Herzen herausgearbeiteten Schilde¬
rungen des menschlichen Lebens in allen seinen
Extremen besonders sympathisch. Daudet ist nt
seinen Schilderungen stets Optimist. Gewiß
geht er in den Nachtseiten der Darstellung ins
Allerkleinste; er sucht aber nicht ausschließlich
den Ruhm in der künstlerischen Gestaltung des
Gemeinen, sondern mit ausgleichender Gerech¬
tigkeit versöhnt er das Böse mit dem Guten
und wirkt so auf das sittliche Gefühl des Lesers
fördernd und veredelnd. Selten hat es ein
Dichter wie Daudet verstanden, Handlung und
Handelnde in spannender Entwickelung bis
zum Schlüsse durchzuführen. Der Zauber einer
glänzenden, immer die richtigen Worte finden¬
den Sprache, die den Leser mitreißt und sich
völlig in den Gegenstand der Erzählung ver¬
senken läßt, erhöht den Genuß der Werke des
Dichters, wenn auch Übersetzungen in fremde
Sprachen nicht ganz leicht den vollen, prickeln¬
den Reiz des Originalwerkes wiederzugeben
imstande sind.
Daudet ist Südfranzose und als jüngster