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Abb. 5. Schematische Darstellung
des Resonanzhammers.
Abb.'6 a.
stellten Falle einen kleinen Kohlenwagen, auf der
Strecke /V—B hin und her zu bewegen. Der
Arbeiter wird den Wagen dann unter nicht un¬
beträchtlichem Aufwand von
Arbeit bei B erst in
Schwung bringen und ihn
bei A unter neuem Arbeits¬
aufwand wieder abbremsen
müssen. Die Sache wird
anders, wenn man die
Masse des Wagens durch
Hinzufügung paffender Fe¬
dern F und Fi zu einem
schwingungsfähigen System
entwickelt. Wenn der Wagen
jetzt etwa aus der Mittel¬
stellung bis zum Punkte B
geschoben wird, so speichern
die Federn Arbeit. Läßt
man den Wagen bei B los,
so wird ihn die Federarbeit
in der Richtung nach A hin
in Bewegung setzen, bei A
wird er umkehren und in
der Richtung nach B zurück¬
schwingen. Wenn die ganze
Anordnung vollkommen rei¬
bungslos vor sich ginge, so
würde diese Hin- und Her¬
bewegung zwischen A und B
bis in alle Ewigkeit ohne äußere Energiezufuhr
weiter dauern, wir hätten dann eine ungedämpfte
Schwingung. In Wirklichkeit sind alle technischen
Schwingungen infolge der unver¬
meidlichen Reibung gedämpft, d. h.
der Schwingungsaufschlag nimmt
von Schwingung zu Schwingung
ab, und schließlich kommt das
System in der Mittelstellung zur
Ruhe, wie wir es an jedem einfachen
angestoßenen Pendel beobachten
können. Eine Energiezuführung ist
daher notwendig. Aber sie braucht
nicht mehr für nutzlose Beschleuni-
gungs- und Bremsarbeit geliefert zu
werden, sondern nur zur Ergän¬
zung der Dämpfungsverluste. Dabei
besteht jedoch nun die Bedingung,
daß diese Energiezufuhr genau im
Rhythmus der Eigenschwingung
des Systems erfolgt. In Fig. 2
sitzt der Arbeiter, der sich vorher
quälen mußte, gemütlich auf einem
Stuhl und hält das ganze System
durch einen dünnen Strick 8 in Be¬
wegung, den er in Resonanz mit
dem schwingenden Wagen jedesmal
zu sich hinzieht. In Fig. 3 ist der
Arbeiter durch eine Maschine, einen
Abb. 6 b.
Schematische Darstellung der Uhr.
Abb. 7.
Ankerlose, geräuschlos gehende Ubr
Kurbeltrieb ersetzt. Die Kurbelstange ist durch eine
leichte Feder mit dem Wagen gekoppelt. Auch hier
ist für einen günstigen Betrieb selbstverständliche
Voraussetzung, daß die
Tourenzahl der Kurbel und
die Schwingungszahl des
Wagens übereinstimmen.
Die erste praktische An¬
wendung fand die hier ge¬
schilderte Erfindung bei
einer Mähmaschine. Die
Mähmaschinen arbeiten,
ganz ähnlich wie die Haar¬
schneidemaschinen, mit zwei
dicht übereinander stehenden
Messerkämmen. Bei der
Mähmaschine steht der un¬
tere Kamm fest, während
der obere mittels eines Kur¬
beltriebes sehr schnell hin
und her gezogen wird.
Schieferstein verband nun
den oberen Scherenkamm
mit einer an der Deichsel
(s. Fig. 4) befestigten starken
Feder zu einem schwingen¬
den System, welches genau
die Eigenschwingung besaß,
die für den Mähbetrieb ver¬
langt wird. Er koppelte
dann dies System durch die unter der Deichsel
sichtbare, sehr viel schwächere Feder mit dem
Kurbeltrieb der Maschine. Der praktische Effekt
bei einem Vergleichsmähen auf der¬
selben Wiese und unter sonst
gleichen Verhältnissen bestand darin,
daß für die Bewegung der so ver¬
besserten Maschine nur eine Zug¬
kraft von 60 kg nötig war, wäh¬
rend gleiche Maschinen ohne die
Verbesserung das Dreifache dieser
Zugkraft verlangten.
Ähnlich günstige Verhältnisse er¬
gaben sich bei der Anwendung der
Erfindung auf maschinelle Werk¬
zeuge, wie Meißel und Bohrer. Alle
hochtourigen Kraftmaschinen können
unter Anwendung der neuen Ent¬
deckung in ihren Leistungen um ein
Vielfaches gesteigert werden. Bei
einer geräuschlos laufenden Uhr
ohne Werk kommt z. B. der kom¬
plizierte Anker in Fortfall, während
die gleichmäßige Erregung durch
die umlaufende Welle an seine Stelle
tritt. Die Tätigkeit des Gangwerks
übernehmen die Pendelschwingun¬
gen. Geradezu ideal läßt sich das
neue Prinzip beim oszillierenden