Full text: 53.1925 (0053)

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Abb. 5. Schematische Darstellung 
des Resonanzhammers. 
Abb.'6 a. 
stellten Falle einen kleinen Kohlenwagen, auf der 
Strecke /V—B hin und her zu bewegen. Der 
Arbeiter wird den Wagen dann unter nicht un¬ 
beträchtlichem Aufwand von 
Arbeit bei B erst in 
Schwung bringen und ihn 
bei A unter neuem Arbeits¬ 
aufwand wieder abbremsen 
müssen. Die Sache wird 
anders, wenn man die 
Masse des Wagens durch 
Hinzufügung paffender Fe¬ 
dern F und Fi zu einem 
schwingungsfähigen System 
entwickelt. Wenn der Wagen 
jetzt etwa aus der Mittel¬ 
stellung bis zum Punkte B 
geschoben wird, so speichern 
die Federn Arbeit. Läßt 
man den Wagen bei B los, 
so wird ihn die Federarbeit 
in der Richtung nach A hin 
in Bewegung setzen, bei A 
wird er umkehren und in 
der Richtung nach B zurück¬ 
schwingen. Wenn die ganze 
Anordnung vollkommen rei¬ 
bungslos vor sich ginge, so 
würde diese Hin- und Her¬ 
bewegung zwischen A und B 
bis in alle Ewigkeit ohne äußere Energiezufuhr 
weiter dauern, wir hätten dann eine ungedämpfte 
Schwingung. In Wirklichkeit sind alle technischen 
Schwingungen infolge der unver¬ 
meidlichen Reibung gedämpft, d. h. 
der Schwingungsaufschlag nimmt 
von Schwingung zu Schwingung 
ab, und schließlich kommt das 
System in der Mittelstellung zur 
Ruhe, wie wir es an jedem einfachen 
angestoßenen Pendel beobachten 
können. Eine Energiezuführung ist 
daher notwendig. Aber sie braucht 
nicht mehr für nutzlose Beschleuni- 
gungs- und Bremsarbeit geliefert zu 
werden, sondern nur zur Ergän¬ 
zung der Dämpfungsverluste. Dabei 
besteht jedoch nun die Bedingung, 
daß diese Energiezufuhr genau im 
Rhythmus der Eigenschwingung 
des Systems erfolgt. In Fig. 2 
sitzt der Arbeiter, der sich vorher 
quälen mußte, gemütlich auf einem 
Stuhl und hält das ganze System 
durch einen dünnen Strick 8 in Be¬ 
wegung, den er in Resonanz mit 
dem schwingenden Wagen jedesmal 
zu sich hinzieht. In Fig. 3 ist der 
Arbeiter durch eine Maschine, einen 
Abb. 6 b. 
Schematische Darstellung der Uhr. 
Abb. 7. 
Ankerlose, geräuschlos gehende Ubr 
Kurbeltrieb ersetzt. Die Kurbelstange ist durch eine 
leichte Feder mit dem Wagen gekoppelt. Auch hier 
ist für einen günstigen Betrieb selbstverständliche 
Voraussetzung, daß die 
Tourenzahl der Kurbel und 
die Schwingungszahl des 
Wagens übereinstimmen. 
Die erste praktische An¬ 
wendung fand die hier ge¬ 
schilderte Erfindung bei 
einer Mähmaschine. Die 
Mähmaschinen arbeiten, 
ganz ähnlich wie die Haar¬ 
schneidemaschinen, mit zwei 
dicht übereinander stehenden 
Messerkämmen. Bei der 
Mähmaschine steht der un¬ 
tere Kamm fest, während 
der obere mittels eines Kur¬ 
beltriebes sehr schnell hin 
und her gezogen wird. 
Schieferstein verband nun 
den oberen Scherenkamm 
mit einer an der Deichsel 
(s. Fig. 4) befestigten starken 
Feder zu einem schwingen¬ 
den System, welches genau 
die Eigenschwingung besaß, 
die für den Mähbetrieb ver¬ 
langt wird. Er koppelte 
dann dies System durch die unter der Deichsel 
sichtbare, sehr viel schwächere Feder mit dem 
Kurbeltrieb der Maschine. Der praktische Effekt 
bei einem Vergleichsmähen auf der¬ 
selben Wiese und unter sonst 
gleichen Verhältnissen bestand darin, 
daß für die Bewegung der so ver¬ 
besserten Maschine nur eine Zug¬ 
kraft von 60 kg nötig war, wäh¬ 
rend gleiche Maschinen ohne die 
Verbesserung das Dreifache dieser 
Zugkraft verlangten. 
Ähnlich günstige Verhältnisse er¬ 
gaben sich bei der Anwendung der 
Erfindung auf maschinelle Werk¬ 
zeuge, wie Meißel und Bohrer. Alle 
hochtourigen Kraftmaschinen können 
unter Anwendung der neuen Ent¬ 
deckung in ihren Leistungen um ein 
Vielfaches gesteigert werden. Bei 
einer geräuschlos laufenden Uhr 
ohne Werk kommt z. B. der kom¬ 
plizierte Anker in Fortfall, während 
die gleichmäßige Erregung durch 
die umlaufende Welle an seine Stelle 
tritt. Die Tätigkeit des Gangwerks 
übernehmen die Pendelschwingun¬ 
gen. Geradezu ideal läßt sich das 
neue Prinzip beim oszillierenden
	        
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