Full text: 53.1925 (0053)

unter den Füßen 
und gab deshalb 
mit der Signalleine 
das verabredete 
Haltezeichen nach 
oben. Die Berech¬ 
nungen der Offi¬ 
ziere mußten 
äußerst peinlich ge¬ 
wesen sein: denn 
wie ich nach kurzer 
Prüfung feststellte, 
befand ich mich tat¬ 
sächlich auf dem 
Großdeck der Ne- 
nown. Vorsichtig, 
Schritt vor Schritt, 
bahnte ich mir einen 
Weg nach Achter. 
Die alte Fregatte 
hatte bei dem Zu¬ 
sammenstoß bös ge¬ 
litten. Ein wüstes 
Durcheinander 
herrschte an Deck, 
und bald stolperte 
ich über eine Spiere, 
bald über eine im 
Wege liegende 
Trosse. 
Nur mit Mühe 
unterdrückte ich einen 
Jubelruf, als ich 
mich endlich auf 
dem Achterdeck an¬ 
gesichts der heißbegehrten Kassette sah. Sofort 
machte ich mich mit Schraubenschlüssel und 
Stemmeisen mit fieberhafter Eile an die Arbeit; 
denn der zunehmende Druck in den Schläfen be¬ 
lehrte mich darüber, daß ich es nur kurze Zeit in 
dieser Wassertiese aushalten würde. Wie lange ich 
so arbeitete, weiß ich nicht mehr; jedenfalls wurden 
die Schmerzen im Kopf bald unerträglich. Noch 
einmal raffte ich alle Kraft zusammen, und es 
gelang mir wirklich, auch die letzte Schraube los¬ 
zusprengen. Hastig befestigte ich die kostbare 
Kassette in der Schlinge eines zu diesem Zweck 
herabhängenden Taues und gab das Signal zum 
Aufheißen. Ich selbst befand mich schon im höchsten 
Die Burgruine in Kirkel-Neuhäusel. 
Stadium der ner¬ 
vösen Erregung. 
Das Blut hämmerte 
in meinen Schläfen, 
der Atem ging sto߬ 
weise, keuchend, und 
vor den Augen 
drehten sich bunte 
Feuerräder. 
Da, wie ich mit 
letzter Anstrengung 
den Arm heben 
will, um auch für 
mich das Auffahrts¬ 
zeichen zu geben, 
verdunkelt plötzlich 
ein großer Schatten 
die grüne Dämme¬ 
rung um mich her. 
Unwillkürlich wende 
ich die Augen und 
das Blut erstarrt 
mir plötzlich in den 
Adern; denn dicht 
hinter mir sehe ich 
»ein Gewimmel von 
dunkeln Schlangen, 
die sich auf mich zu 
bewegen, und euren 
ungeheuern, 
schwarzklumpigen 
Körper, aus dem 
zwei grünlich schil¬ 
lernde Augen mich 
anstarren. Wie ein 
Blitz durchzuckt mich der Gedanke, daß ich einem 
jener Kraken gegenüberstehe, von denen die Be¬ 
wohner der Küsten uns wahre Schauermären er¬ 
zählt hatten. Die Angst gab mir für Sekunden die 
Besinnung zurück. Verzweifelt riß ich an der 
Signalleine, damit meine Kameraden über Wasser 
wußten, daß ich mich in Lebensgefahr befand. 
Darauf zog ich das scharfgeschliffene Veil und 
führte einen wohlgezielten Hieb nach dem nächsten 
der sich heranschlängelnden Arme. Aber die 
Schneide prallte machtlos an dem lederzähen 
Fangarm ab. Für einen Augenblick zog sich der 
furchtbare Arm wohl zurück; aber im nächsten 
Augenblick schoß er wieder vor und heftete sich an
	        
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