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Schlösser an -er Loire.
(Hierzu 6 Zeichnungen von Skyrianos.)
er Künstler, der diese 6 Bleistiftskizzen entworfen
hat, die wir mit Genehmigung der Zeitschrift
„L'Illustration" (Paris, 13, Rue St. Georges)
veröffentlichen, der Architekt Skyrianos, hat trotz der
fehlerlosen Wiedergabe der Wirklichkeit den Bildern
mit einer wohltuenden Feinfühligkeit eine ganz per¬
sönliche Note aufgeprägt.
Diese herrlichen Schlösser liegen an den Ufern der
Loire, meist im „Garten Frankreichs", der Touraine.
Das Schloß Blois ist zum Teil von Louis XII. er¬
baut worden, der dort eine sparsame, bürgerliche
Existenz führte. Sein Schwiegersohn und Nachfolger,
Franz I., ließ einen neuen Flügel anbauen und ver¬
schwendete dabei die gange Pracht der Renaissance.
Gleichzeitig wurden von ihm in der Umgebung von
Paris die Schlösser Fontainebleau, St. Germain, Bil¬
lers Cotterets, Madrid und ein Teil des Louvre er¬
richtet. Der König liebte die Abwechslung, daher setzte
er sich nirgends fest, weder zu Blois noch zu Amboise;
noch weniger hielt er sich in den anderen Schlössern
aus, die er an der Loire erbauen ließ: Chenonceaux
und Chambord.
Mit dem schönen Prunkschlosse Chambord ist sein
Name auf das innigste verbunden. In diesem sehr
kostspieligen, aber unvergleichlichen Kleinod lebte der
König während seiner kurzen Aufenthalte mit einer
zahlreichen und glanzvollen Hofgesellschaft, und wenn
er die Absicht hatte, seine Gäste — wie den Kaiser
Karl V. im Jahre 1539 — durch blendenden Glanz
zu verblüffen, entfaltete er hier eine Pracht, die sich
schon mit der unter der Herrschaft Louis XIV. ent¬
falteten messen konnte.
Das Beispiel des Königs Franz I. brachte mehr
feste Burgen zu Fall, als es bis zu seiner Zeit die
Gewalt fertig gebracht hatte. So ließ z. B. der Rat
des Königs, Gilles Berthelot, das alte Schloß Azay
niederreißen und mitten auf einer von dem Jndre
umschlossenen Insel das heutige Schloß erbauen, das
eins der zierlichsten Werke der Renaissance darstellt.
Hier hat eine Frau den Architekten beeinflußt und
ihm den Reiz dieser Behausung eingegeben. Die
Pfeiler, die Friese, die Giebelfenster, alles das spiegelt
die italienische Kunst wieder, aber ohne die Origina¬
lität des Ganzen zu beeinträchtigen.
Zu Loches, dem königlichen Schlosse, wohnten
Karl VII., Louis XI., Louis XII., Heinrich III. und
Karl IX. — Luhnes, das aus dem 16. Jahrhundert
stammt, wurde Schloß de Mailliö genannt, bevor es
dem Favoriten des Königs Louis XIII. angehörte.
rechts:
L u y e n s.
links:
Loche
s.