Full text: 50.1922 (0050)

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schiedensten Warenhäuser und die für amerikanische Ver¬ 
hältnisse so wichtigen Schuhputzer haben ihr Heim in 
den Wolkenkratzern aufgeschlagen. 
Großer Wert ist selbstverständlich auf die Fundamen¬ 
tierung derartiger Riesenbauten zu legen, da das Ge¬ 
wicht außerordentlich geschickt verteilt werden muß. Ge¬ 
wöhnlich werden diese Wolkenkratzer auf Betonpfeilern 
fundiert, die so tief mittels Caissons in die Erde hinein¬ 
getrieben werden, bis sie auf den Felsuntergrund kommen. 
Caissons sind Stahlzylinder, in die unter ungeheurem 
Druck Beton hineingefüllt wird. Falls man nicht in 
genügender Tiefe auf Fels stößt, wird ein Betonbett 
hergestellt, in das dann die Caissons verankert werden. 
Die Hauptschwierigkeit macht die Verankerung der Stahl- 
gebäude in den Caissons. Ist diese einmal geschehen, 
geht die übrige Arbeit außerordentlich schnell vorwärts. 
Nach Vollendung der Fundamente beginnt die Aufstellung 
des eigentlichen Stahlgerüstes. 
Die Anlage der großen Neuyorker Wolkenkratzer hat 
eine neue Kategorie von Arbeitern herangebildet, die 
zwischen Himmel und Erde ihre Tätigkeit verrichten. 
„Sky-Workers" nennt man in Neuyork diese Leute. Sie 
sind eine unerschrockene Gesellschaft, die die Furcht nicht 
kennen, gewöhnt, über ungeheuren Abgründen auf kaum 
fußbreiten Stahlplanken zu balancieren und dort ihre 
Tätigkeit zu verrichten. Wenn man die City in Neuyork 
durchwandert, und einen dieser himmelanstürmenden Ge¬ 
bäuderiesen im Bau sieht, so erblickt man in schwindelnder 
Höhe auf den Pfeilern des Eisengerüstes diese Leute, 
die nicht größer erscheinen als Ameisen. Je höher das 
Das höchste Gebäude der Welt: Das Woolworthgebäude 
(30 Etagen unten, im Turm 26, zusammen 66 Stockwerke). 
Das zweithöchste Gebäude (46 Stockwerke) in Neuyork: 
Das Haus der Metropolitan-Lebensversicherungs-Gesellschaft, das 
durch seine im 27. Stockwerk angebrachte kolostale und nachts 
erleuchtete Uhr besonders populär in Neuyork ist. 
Stahlgerüst wächst, um so sorgsamer muß der Wolken¬ 
kratzerarbeiter vorgehen, da von seinen Bewegungen oft 
das Leben fall der gesamten auf dem Bau arbeitenden 
Mannschaft abhängt. Der gewöhnliche Sterbliche kann 
sich kaum ein Bild davon machen, welche Tätigkeit auf 
den schmalen Stahlgerüsten herrscht. Rotglühende Nieten 
fliegen hin und her, Gitterpfeiler werden aufgerichtet, 
zusammengeschraubt und mit Hilfe von Kranen in die 
richtige Lage gebracht. Die größte Vorsicht muß ob¬ 
walten, damit keine Werkzeuge oder glühende Bolzen 
hinunterfallen, da sie durch die Fallgeschwindigkeit wie 
Geschützkugeln wirken. Wie das Gebäude der Metro- 
politan-Lebensversicherungs-Gesellschaft gebaut wurde, 
fiel ein kaum 2 Kilo schwerer Bolzen vom Dach her¬ 
unter, traf das Dach eines Straßenbahnwagens und 
schlug dieses glatt durch. 
Die Wolkenkratzerarbeiter arbeiten stundenlang auf 
einer kleinen, kaum fußgroßen Plattform, während zu 
ihren Füßen ein jäher Abgrund von mehreren hundert 
Fuß Tiefe gähnt. Mit der einen Hand klammern sie 
sich am Gerüst fest, das im Winde hin und her schlvankt, 
mit der anderen schlagen sie die Bolzen ein; oder sie 
hängen über einem Pfeiler, der ihre einzige Stütze bildet, 
während sie die Stahlplatten, die heraufgezogen werden, 
mit der Hand an den richtigen Platz dirigieren. 
Die Höhe macht diesen Leuten absolut nichts aus. 
Gefährltcher für sie sind dagegen Stürme und Gewitter,
	        
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