Förderung von zwei Kohlenqualitäten, nämlich von
Gas- und Fettkohle.
Die vorhin erwähnten Anfänge des St. Ing -
berterBergbauesim18. Jahrhundert verdienten
wohl zunächst'die Bezeichnung Bergbau sehr wenig.
Es waren Kohlengräbereien,'die, ohne System
betrieben, eine regellose Wühlerei darstellten. Manche
längst überwachsene Halde und verschüttete Tagerösche
im Forste des Eisenwerks St. Ingbert erinnern noch
an jene Zeit.
Bezeichnenderweise erhielt sich der Ausdruck
„Kohlengräber" für die Bergleute des Bezirkes
bis in die 50er Jahre des vorigen Jahrhunderts.
Verhältnismäßig früh, schon im Jahre 1838,
ging man dann unter Beibehaltung des bisher ge¬
führten Stoüenbetriebes zum Tiefbau über.
Dem Stollen A, der bei 245 m über N. N. die
Flöze durchörtert, entsprechen in den Tiefbauen seit
1890 vier Hauptquerschläge. Der Hauptquerschlag
der I. Tiefbäusohle liegt 34 m unter Stollensohle A,
während die drei anderen Hauptquerschläge seigere
Abstände von je 60 m haben.
>: Auf der Achse
des Stollen A,
bezw. der
Hauptquer¬
schläge, stehen in
einem Abstand
von 500 m die
zwei Förder¬
schächte Nr. II
und III,die beide
bis zur lV.Tief
bausohle abge¬
teuft sind und
von Tag 250,
bezw. 316 m tief
sind. Sie haben
rechteckigen
Querschnitt und
stehen in Holz.
Die Ausrichtung des Gruben selbes ist
nicht einheitlich durchgeführt. Erst in neuerer Zeit
wurden teilweise die großen streichenden Längen
östlich und westlich der Hauptquerschläge durch soge¬
nannte Teilungsquerschläge in einzelne Bauabteilungen
zerlegt.
r Die Bauabteilungen sind ^größtenteils mittels
Bremsberge vorgerichtet. Die Stapelschächte können
sich nur zögernd Eingang verschaffen.
Der Abbau erfolgt von den Bremsbergen, bezw.
Stapeln aus meist gruppenweise mittels Ortsquer¬
schlägen. Die flachen Höhen zwischen den einzelnen
Sohlen von rund 100 m sind dabei meist 5—8 mal
unterteilt, je nach Kohlenbeschaffenheit, Flözmächtigkeit
und der Möglichkeit der Beschaffung fremder Berge.
Als Abbauart ist durchweg Strebbau mit ab¬
gesetzten Stößen in Anwendung.' Es wird nur mit
Versatz gebaut und zwar mit eigenen oder fremden
Bergen. Dank ihrer vielseitigen Anpassungsfähigkeit
ist die verwendete Abbauart in den verschiedenen
Flözen ganz individuell ausgebildet.
Der Verhieb ist meist schwebend, nur selten
veranlaßt das Streichen der Schlechten zu streichendem
Verhieb. Die Kohle ist vielfach sehr hart, so daß
verhältnismäßig oft auch im Flöz Schießarbeit ange¬
wendet werden muß. Die Bohrarbeit in der Kohle
erfolgt meist von Hand mittels Drehbohrer und Hand¬
bohrmaschine, selten mit Hilfe von Bohrhämmern.
Abbauhämmer haben sich wegen der Härte der Kohle
nicht bewährt, doch haben sich in einigen Flözen
Schrämmaschinen stoßender Wirkungsart' mit gutem
Erfolg eingeführt. Gesteinsbetriebe werden ausschlie߬
lich mit Bohrhäntmern vorgetrieben, wofür ein aus¬
gedehntes Rohrleitungsnetz für Druckluft angelegt ist.
Die Ausbildung mancher Flöze führte zum Scheiben¬
bau, der teils als Scheibenrückbau, teils als unmittelbar
nachfolgender Scheibenbau ausgebildet ist. Mechanische
Abbaufordereinrichtungen konnten sich bislang wegen
des zu starken Einsackens (30—35") noch nicht einführen.
Die Flöze neigen allgemein wenig zu Gasentwicke-
lung; manche so wenig,'daß auf ihnen in den oberen
Sohlen mit offenem Geleucht gearbeitet werden kann.
Die Kohlenstaubentwicklung wird teils durch das viel¬
fach feuchte Nebengestein verhütet, teils tritt der Staub
in so geringen Mengen auf, daß eine systematische
Berieselung vermieden werden kayn.
Trotz der geringen Schlagwettergefahr gestaltet sich
die Wetterführung nicht ganz einfach, da aus
den oben er-
wähnten Grün¬
den die Betriebe
erheblich ver¬
zettelt sind. Als
Wettersohle
dient die erste
Tiefbausohle,
von wo die
Wetter durch
einen Pelzer-
ventilator
von 3000 Lbm
Leistung ange¬
saugt werden.
Die einziehen¬
den Schächte,
bezw. Schächt-
chen sind über
das ganze Grubenfeld verstreut. Die Führung der
Wetter ist also prinzipiell zentral; doch bringen es die
für das Nachholen früher stehen gebliebener Flöze
notwendigen Tagschüchtchen mit sich, daß zeitweise
mancher Teilstrom auszieht, und man kann so hier
die in größeren Tiefbaugruben ganz vergessenen
Unannehmlichkeiten der 'Witterungsumschläge im
Frühjahr rmd Herbst für die Wetterführung noch
genügsam erleben.
Die S o n d e r b e w e t t e r u n g erfolgt größtenteils
mittels verzinkter Blechlutten und P'reß'luftgebläse:
für größere Betriebe bienen Ventilatoren, die mit
schnellaufenden Preßluftmotoren oder Elektromotoren
direkt gekuppelt sind.
Die Wasserhaltung hat mit stark schwankenden
Wasserzuflüfsen zu rechnen, sie bewegen sich zwischen
7,5 und 2,0 cbm minütlich. Bis vor kurzem wurden
sie von einer unterirdischen Dampfwasserhaltung, einer
vierfach wirkenden, liegenden Verbundmaschine mit
einer Normalleistung von 2,8cbm/Min. bewältigt. Als
Reserve diente eine Gestängepumpe aus dem Jahre 1863,
die mit stehendem Zylinder und Balancier arbeitete und
bis Sommer 1914 noch schätzenswerte Dienste leistete.
Jetzt werden die Wasser durch eine elektrisch ange¬
triebene Kreiselpumpe gehoben, während die unter¬
irdische Dampfwasserhaltung in die Reserve einrückte.
»tnapvilvansttaurrnhaus fet. Iugvrrt.
(Architekt Mich. Müller, Kaiserslautern.)