Full text: 43.1915 (0043)

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zählende Menschenmenge hatte sich in den 
Straßen, durch die der Fürst fuhr, eingefunden. 
Ganz besonders groß war die Menschenmasse, 
die sich in der Bahnhofstraße zu beiden Seiten 
angesammelt hatte. Gegen 5 Uhr traf der 
Großherzog Friedrich August und sein Flügel¬ 
adjutant, Herr Oberst v. Jordan, in unserer 
Stadt ein. Das Auto durchfuhr die Lebacher, 
Wald-, Parallel-, Trierer-, Bahnhof-, Markt¬ 
straße, bog vom St. Johanner Markt in die 
Saarstraße ein und fuhr durch die Schiller-, 
Bismarckstraße, Obere Lauerfahrt am Staden 
entlang, durch die Hellwig- 
und Mainzer Straße nach 
dem Schloß Halberg 
zum Besuche der Freifrau 
von Stumm. 
Mittlerweile hatte das 
Infanterie-Regiment Nr. 70 
auf dem Kasernenhof 1 int 
Ordonnanzanzuge Aufstel¬ 
lung zum Empfang feines 
Chefs genommen, die Batail¬ 
lone standen in Kompagnie¬ 
fronten und bildeten ein 
offenes Viereck; auf dem 
rechten Flügel des 1. Batail¬ 
lons standen die Regiments¬ 
musik und die Spielleute, 
dem 2. Bataillon gegen¬ 
über hatten der Verein 
der Oldenburger und 
der Verein ehem. 70er 
Ausstellung genommen. Die 
Kasernen des Regiments 
und der Kasernenhof trugen 
reichen Girlanden- und 
Fahnenschmuck. Gleich nach 
6 Uhrtrafder Großherzog ein. Der Regiments¬ 
kommandeur der 70er, Oberst von Leipzig, 
erwartete den Fürsten am Kaserneneingang, 
machte ihm Meldung und begrüßte ihn im Namen 
des Regiments. Der Großherzog in der 
Uniform eines preußischen Generals reichte dem 
Regimentskommandeur die Hand, dankte für 
den Willkommensgruß und unterhielt sich kurze 
Zeit mit Herrn Oberst von Leipzig. Als der 
Fürst den Kasernenhof betrat, überreichte Frau 
Bergwerksdirektionsfekretär Vogel dem Fürsten 
einen von Schleifen in den Oldenburger Farben 
gehaltenen Blumenstrauß und entbot ihm den 
Willkommen der in Saarbrücken lebenden Olden- 
burgerinnen, betonend, daß diese.auch fern der 
Heimat ihrem Herrscherhause Liebe und Treue 
bewahrten. Großherzog Friedrich August 
dankte herzlich für diese Aufmerksamkeit und 
betrat nunmehr den Kasernenhof. Er schrill 
die Fronten des Regiments ab, jedes Bataillon 
mit einem lauten „Guten Morgen" begrüßend, 
das mit einem kräftigen „Guten Morgen, Kgl. 
Hoheit", beantwortet wurde. Auch den Verein 
der Oldenburger und den der ehem. 70er begrüßte 
der Fürst also. Hierauf trat der Großherzog 
mit seiner Begleitung in die Mitte des Platzes 
vor das Regiment. 
Der Regimentskommandeur Oberst von 
Leipzig wandte sich zur 
Begrüßung des Großherzogs 
zunächst an das Regiment, 
indem er etwa folgendes 
ausführte: 
„Musketiere! Als vor 
Jahresfrist die Nachricht 
beim Regiment eintraf, daß 
Seine Königliche Hoheit, 
Gro ß h erzo g Friedri ch August 
von Oldenburg, zum Chef 
des Regiments ernannt fei, 
da beseelte hohe Freude, 
Jubel und Begeisterung das 
Herz eines jeden braven 
70ers. Diese hohe Aus¬ 
zeichnung soll für jeden im 
Regiment ein Ansporn fein 
zu treuer Pflichterfüllung, 
treuer Hingabe im Dienst 
und tadelloser Führung. 
(An den Großherzog sich 
wendend, fuhr Oberst von 
Leipzig fort): 
Ew. Königliche Hoheit 
wollen gnädigst gestatten, 
daß ich im Namen des Regiments untertänigsten 
und herzlichsten Dank und unsere hohe, allge¬ 
meine Freude zum Ausdruck bringe dafür, daß 
Ew. Königliche Hoheit geruht haben, heute beim 
Regiment zu erscheinen. 
Und nun wollen wir das Gelöbnis treuer 
Liebe und Pflichterfüllung in dem Ruf zusammen¬ 
fassen: Se. Königliche Hoheit, der Großherzog 
von Oldenburg, der hohe Chef unseres Regi¬ 
ments: Hurra, hurra, hurra!" 
Die 70er Kapelle spielte hierauf die olden- 
burgifche Nationalhymne. 
Der Großherzog von Oldenburg hielt 
dann etwa folgende Ansprache: 
„Mein lieber Herr Regimentskommandeur! 
Ich sage Ihnen meinen herzlichsten Dank für 
Grotzherzog Friedrich August an sein Regiment.
	        
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