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Grube Oberschmelz.
Gebiete sich noch eine weitere Anzahl von Stein¬
kohlenbergwerken in Betrieb befinden. ■ Am 1. April
1914 beschäftigten sämtliche Steinkohlenbergwerke im
Saarbecken zusammen 74000 Arbeiter, von denen
allein über 51500 auf die Saarbrücker Staats¬
bergwerke entfallen. Diese 51500 Königlichen
Bergleute sind auf 12 Berginspektionen beschäftigt,
welche der Königlichen Bergwerksdirektion in
Saarbrücken unterstellt sind. Jede der 12 Berg¬
inspektionen besitzt 1, 2 oder 3 selbständige Gruben¬
abteilungen. Zurzeit findet die Kohlengewinnung auf
27 solcher selbstänoigen Grubenabteilungen statt. An
der Spitze der Königlichen Bergwerksdirektion zu
Saarbrücken steht als Vorsitzender Herr Geheimer
Oberbergrat Fuchs, dem eme Anzahl bergtechnische,
bautechnische und rechtskundige Mitglieder zur Seite
stehen. Das Handelsbureau, eine besondere Ab¬
teilung der Königlichen Bergwerksdirektion, versieht
den Verkauf der gesamten zum Absatz gelangenden
Kohlen- und Koksmengen, sowie^ der Nebenprodukte
der staatlichen Kokerei Heinitz. Solche Nebenprodukte
sind Teer, Ammoniumsulfat, Benzol, Toluol, Xylol,
Pech, Solventnaphtha, Rohnaphthalin, Kumaronharz
usw. Llußer den 12 Berginspektionen sind der Berg-
werksdircktion noch folgende Verwaltungen unterstellt:
die Königliche Bergfaktorei zu Saarbrücken,
welche den Ankauf und 'die Anlieferung von Materialien
und Geräten für die einzelnen Gruben besorgt. Das
Königliche Hafenamt, welches mitten in der
Großstadt Saarbrücken einen großen Kohlen Hafen
besitzt, von dem aus zahlreiche Dreihunderttonnenschiffe
mit Kohlen beladen von dem Schleppdampfer „Glück¬
auf" des Hafenamts in die Saar geschleppt werden,
um dann von Pferden gezogen, die'deutsche, belaische
oder französische Flagge auf dein Mast, die Reise
saaraufwärts nach Saargemünd anzutreten. Von
Saargemünd ab benutzen die Schiffe den Saarkanal
iind fahren dann durch den Rhetn-Marne-Kanal,
den Rhein-Rhone-Kanal usw. bis nach 'Straßburg,
Paris, Lyon, Toul usw. Manch Fremder ist erstaunt,
hier am Oberlauf der Saar eine schöne Schiffahrts¬
straße anzutreffen und hört zu seiner Verwunderung,
daß — wenigstens bis jetzt — die Saar nur bis
Ensdorf kanalisiert ist. Das Saargebiet war hoffent-
ltch die längste Zeit vom reichsdeutschen Verkehr
abgeschlossen. Als weitere der Königlichen Berg¬
werksdirektion unterstellte Verwaltung ist dann noch
die Verwaltung der Kraft- und Wasserwerke
zu Saarbrücken zu nennen, welche elektrischen
Strom teils in Dampfturbinen, teils in Großgas¬
maschinen erzeugt und zwei große Wasserwerke besitzt.
Ferner sind zu nennen die Bergschule zu Saar¬
brücken nebst vier Bergvorschulen, welche die
Ausbildung der mittleren' und oberen Werksbeamten
des Gruben- und Maschinenfaches zur Aufgabe haben.
Welche Bedeutung der Saarbergbau für
unsere Heimat hat, zeigen kurz folgende Zahlen:
Der Bergfiskus zahlte im letzten Jahre (1912)
913920 Mark Gemeindeeinkommensteuer,
90925 „ Gemeindesteuern vom Grundbesitz,
1108729 „ Gemeindesteuern vom Gewerbebetrieb,
zusammen also 2113574 Mark Gemeindesteuern,
welche mancher armen Gemeinde zu Gute kommen,
denen sonst keine weiteren Einnahmequellen zur Ver¬
fügung stehen. Der Umsatz der zwölf Gruben¬
betrieb skassen der Berginspektionen beträgt 400
Millionen Mark, wovon 1913 allein fast 75Millionen
als Löhne an die Bergleute und weitere viele
Millionen an Handwerker und Lieferanten der
Saargruben zur Auszahlung gelangt sind. Alle auf
Umfang und Bedeutung des 'Saarbergbaues bezüg¬
lichen Zahlen weisen in den letzten Jahren eine stetige
und durchweg beachtenswerte Zunahme auf.
So bildet denn das Saarrevier mit seinen
Steinkohlenbergwerken, zu denen sich noch
mehrere große Eisenhütten, Glashütten, Maschinen¬
fabriken usw. zugesellen, eine Oase industrieller
Ertrags wirtschaft mitten in dem weiten Wald-
und Berggelände Südwestdeutschlands, das durch die
Gebirgsnämen Eifel, Hochwald, Hunsrück, Hardt und
Vogesen gekennzeichnet wird.
Wir begegnen besonders hier an der mittleren
Saar, im weiteren Umkreise von Saarbrücken, einer
regen und mannigfaltigen Großindustrie. Kohle und
Eisen, diese mächtigen Hebel alles wirtschaftlichen
Lebens, bilden, wie am Niederrhein und Westfalen,
so auch hier die Grundlagen der industriellen
Entwickelung des Landes. Sie gaben schon vor
Jahrhunderten'Veranlassung ju lohnendem Bergbau-
und Hüttenbetrieb, die sich 'beide nach und nach und
namentlich, seitdem das Land durch die Erbauung
von Eisenbahnen dem weiteren Verkehr erschlossen