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bedeutendster Publizist, veröffentlichte im
„Rheinischen Merkur" stammende Artikel. Es
hieß darin an einer Stelle, „man habe sich
der Schwarzen in Afrika angenommen, aber
die Saarbrücker der fremden Sklaverei hin¬
gegeben." Der patriotische Dichter Stägemann
sprach in einem Gedicht von der „Tränenflut
der Saar", und Friedrich Rückert sang in einem
ergreifenden Liede von den „armen Saarvöglein".
Als am 18. Oktober 1814 der erste Jahrestag
der Leipziger Völkerschlacht im ganzen Deutsch¬
land gefeiert wurde, und überall die Freuden¬
feuer aufloderten, blieb
es im Saarbrücker Lande
dunkel und in den Herzen
ihrer Bewohner düster
und traurig.
Welche Ängste und
Röte die treuen Bewohner
der Saarlande damals
ausgestanden, was treue
Patrioten, unter ihnen vor
allem der in der Geschichte
der Saarlande so hoch ver¬
diente Heinrich Böcking
im Verein mit einer Reihe
gleichgesinnter Männer ge¬
tan, um die Wiederver¬
einigung nrit Deutschland
anzubahnen, wie nach
Napoleons Rückkehr von
Elba der Befreiungskampf
noch einmal auftobte und
sogar in den Straßen
Saarbrückens zwischen den
französischen Nationalgar¬
disten und den Bayern
unter Marsch all Wred e
hart gestritten wurde, wie endlich der Staats¬
kanzler Hardenberg auf Betreiben Bückings in
Saarbrücken eintraf und den Bewohnern neue
Hoffnung machte — das alles ist im einzelnen in
dem Erinnerungsaufsatz: „Aus der Geschichte
Saarbrückens vor hundert Jahren" in
dem vorigen Jahrgang des Saarbrücker
Bergmannskalenders eingehend und mit
Liebe geschildert worden.
Böcking war nach der völligen Überwindung
Napoleons mit Lauckhardt nach Paris gereist,
um bei den verbündeten Regierungen die Sache
der Saarlande weiter zu verfechten. Männer
wie Stein, Blücher, Gneisenau, General
von Pfuel, Staatsrat Staegemann waren
es, die sich hier der Sache der armen Saar¬
länder annahmen; gegen den verschlagenen und
hinterlistigen Talleyrand und den leicht beweg¬
lichen und jeder Meinung so schnell zugänglichen
Zaren, der sich in Großmut gegen Frankreich
fast selbst überbot, aber einen schweren Stand
hatten.
Aber es gelang! Freilich, die weitergehenden
Wünsche der deutschen Patrioten, die dem
Deutschen Reiche einst im Frieden von Frank¬
reich geraubten Länder Elsaß und Lothringen
schon jetzt mit Deutschland wieder zu vereinen,
mußte man fallen lassen.
Aber das, was man von
den Saarlanden so sehn¬
lichst erstrebt hatte, war
erreicht. Der Friedens¬
vertrag vom 20. No¬
vember 1815 be¬
stimmte, daß die Kan¬
tone Saarbrücken,
St. Johann, Saar¬
louis und Rehlingen
an Preußen abge¬
treten wurden.
Als am 26. November
der S t a a t s k a n z l e r
Hardenberg durch
Saarbrücken kam, kannte
die Herzlichkeit und Dank¬
barkeit der Bevölkerung
keine Grenzen. Man
empfing ihn wie einen
Befreier aus langer
schwerer Not. Unter
stürmischem Jubel be¬
festigte man die Fahne auf dem Rathausturme
zu Saarbrücken. Abends fand zu Ehren des
hohen Gastes in den Räumen des Tribunals
ein Festball statt, und während hier die Wogen
der Begeisterung hochgingen, stammten draußen in
den Straßen die Freudenfeuer auf, sprühten in un¬
zähligen Fenstern die Lichter der Illumination.
Die Bedeutung der Stunde, da Saarbrücken unter
preußische Herrschaft kam, klingt fast prophetisch
wieder in folgender Transparent-Inschrift:
„Laßt hoch den Adler schweben,
Vor den: die Feinde beben,
Durch dessen starke Macht
Ein Vaterland uns lacht,
Der uns mit seinen Blitzen
Wird ferner mächtig schützen!"
Feldmarschall von Blücher.