Full text: 43.1915 (0043)

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bedeutendster Publizist, veröffentlichte im 
„Rheinischen Merkur" stammende Artikel. Es 
hieß darin an einer Stelle, „man habe sich 
der Schwarzen in Afrika angenommen, aber 
die Saarbrücker der fremden Sklaverei hin¬ 
gegeben." Der patriotische Dichter Stägemann 
sprach in einem Gedicht von der „Tränenflut 
der Saar", und Friedrich Rückert sang in einem 
ergreifenden Liede von den „armen Saarvöglein". 
Als am 18. Oktober 1814 der erste Jahrestag 
der Leipziger Völkerschlacht im ganzen Deutsch¬ 
land gefeiert wurde, und überall die Freuden¬ 
feuer aufloderten, blieb 
es im Saarbrücker Lande 
dunkel und in den Herzen 
ihrer Bewohner düster 
und traurig. 
Welche Ängste und 
Röte die treuen Bewohner 
der Saarlande damals 
ausgestanden, was treue 
Patrioten, unter ihnen vor 
allem der in der Geschichte 
der Saarlande so hoch ver¬ 
diente Heinrich Böcking 
im Verein mit einer Reihe 
gleichgesinnter Männer ge¬ 
tan, um die Wiederver¬ 
einigung nrit Deutschland 
anzubahnen, wie nach 
Napoleons Rückkehr von 
Elba der Befreiungskampf 
noch einmal auftobte und 
sogar in den Straßen 
Saarbrückens zwischen den 
französischen Nationalgar¬ 
disten und den Bayern 
unter Marsch all Wred e 
hart gestritten wurde, wie endlich der Staats¬ 
kanzler Hardenberg auf Betreiben Bückings in 
Saarbrücken eintraf und den Bewohnern neue 
Hoffnung machte — das alles ist im einzelnen in 
dem Erinnerungsaufsatz: „Aus der Geschichte 
Saarbrückens vor hundert Jahren" in 
dem vorigen Jahrgang des Saarbrücker 
Bergmannskalenders eingehend und mit 
Liebe geschildert worden. 
Böcking war nach der völligen Überwindung 
Napoleons mit Lauckhardt nach Paris gereist, 
um bei den verbündeten Regierungen die Sache 
der Saarlande weiter zu verfechten. Männer 
wie Stein, Blücher, Gneisenau, General 
von Pfuel, Staatsrat Staegemann waren 
es, die sich hier der Sache der armen Saar¬ 
länder annahmen; gegen den verschlagenen und 
hinterlistigen Talleyrand und den leicht beweg¬ 
lichen und jeder Meinung so schnell zugänglichen 
Zaren, der sich in Großmut gegen Frankreich 
fast selbst überbot, aber einen schweren Stand 
hatten. 
Aber es gelang! Freilich, die weitergehenden 
Wünsche der deutschen Patrioten, die dem 
Deutschen Reiche einst im Frieden von Frank¬ 
reich geraubten Länder Elsaß und Lothringen 
schon jetzt mit Deutschland wieder zu vereinen, 
mußte man fallen lassen. 
Aber das, was man von 
den Saarlanden so sehn¬ 
lichst erstrebt hatte, war 
erreicht. Der Friedens¬ 
vertrag vom 20. No¬ 
vember 1815 be¬ 
stimmte, daß die Kan¬ 
tone Saarbrücken, 
St. Johann, Saar¬ 
louis und Rehlingen 
an Preußen abge¬ 
treten wurden. 
Als am 26. November 
der S t a a t s k a n z l e r 
Hardenberg durch 
Saarbrücken kam, kannte 
die Herzlichkeit und Dank¬ 
barkeit der Bevölkerung 
keine Grenzen. Man 
empfing ihn wie einen 
Befreier aus langer 
schwerer Not. Unter 
stürmischem Jubel be¬ 
festigte man die Fahne auf dem Rathausturme 
zu Saarbrücken. Abends fand zu Ehren des 
hohen Gastes in den Räumen des Tribunals 
ein Festball statt, und während hier die Wogen 
der Begeisterung hochgingen, stammten draußen in 
den Straßen die Freudenfeuer auf, sprühten in un¬ 
zähligen Fenstern die Lichter der Illumination. 
Die Bedeutung der Stunde, da Saarbrücken unter 
preußische Herrschaft kam, klingt fast prophetisch 
wieder in folgender Transparent-Inschrift: 
„Laßt hoch den Adler schweben, 
Vor den: die Feinde beben, 
Durch dessen starke Macht 
Ein Vaterland uns lacht, 
Der uns mit seinen Blitzen 
Wird ferner mächtig schützen!" 
Feldmarschall von Blücher.
	        
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