Full text: 43.1915 (0043)

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Berg (vornehmlich als Ersatz für Ansbach und 
Bayreuth), sodann die Lande der ehemaligen 
geistlichen Kurfürstentümer Cöln und Trier, 
sowie der freien Reichsstädte Cöln und Aachen, 
Teile von Luxemburg und Limburg, das Fürsten¬ 
tum Arenberg und viele ehemalige pfälzische, 
mainzifche und rheingräfliche Besitzungen. (Diese 
neuen rheinischen Besitzungen ivurden mit den 
älteren zunächst in der Provinz Jülich-Berg- 
Cleve und dem Großherzogtum Niederrhein zu¬ 
sammengefaßt, später in der einen Rheinprovinz.) 
Aber während die Stunde der Befreiung 
von der französischen Herrschaft für die Länder 
rechts vom Rhein schon bald nach der Völker¬ 
schlacht bei Leipzig geschlagen hatte, mußten die 
Bewohner der linken Rheinufer noch 
eine lange und schmerzvolle Zeit des 
Hangens und Bangens durchmachen. Auch 
hierbei hatten sich die Befürchtungen des alten 
Blücher bewahrheitet, daß die Federn der Diplo¬ 
maten verdarben, was das Schwert der Krieger 
gewonnen hatte. Was insbesondere die Saar- 
lande in jener Zeit, da man rechts vom Rhein 
aufatmete nach langer, schwerer Knechtschaft, 
Schweres erduldet, als man sie im Augenblicke 
der höchsten, seligsten Hoffnung dauernd vorn 
Herzen des deutschen Mutterlandes reißen wollte, 
das gehört zu den traurigsten Erinnerungen 
dieser Lande. 
Lassen wir in diesem Erinnerungs¬ 
jahr die Ereignisse in gedrängter Kürze 
noch einmal an unserm geistigen Auge 
vorüberziehen. Als Blücher in der Neujahrs¬ 
nacht 1814 bei Caub mit seinen Heeres- 
masfen den Rhein überschritt, hielten auch die 
Bewohner der Saarlande die Stunde der Be¬ 
freiung für gekommen. Am 10. Januar war 
der alte Marschall Vorwärts auch in Saar¬ 
brücken angekommen, von den deutschgesinnten 
Bewohnew mit Jubel begrüßt. Da bei der 
Annäherung der Preußen die französischen Auf¬ 
sichtsbeamten die Saarstädte verlassen hatten, 
ernannte der preußische Generalkriegskommiffar 
Ribbentrop zum Chef der Zivilbehörden den 
bisherigen Vizepräsidenten des Tribunals Haupt 
mit dem Titel eines Unterpräfekten, während 
zur Ausübung der militärischen Aufsicht der 
preußische Kapitän von Plotho zum Platzkom¬ 
mandanten von Saarbrücken ernannt wurde. 
Der Handelsverkehr mit dem rechten Rheinufer 
wurde freigegeben und die Beamten angewiesen, 
denselben nach Kräften zu fördern, damit der 
allgemeine Wohlstand wieder gehoben werde. 
Das Deutsche wurde wieder als Amts- und 
Gerichtssprache eingeführt, der Unterpräfekt hieß 
jetzt Kreisdirektor, der Maire von Saarbrücken 
verivandelte sich in jeinen Bürgermeister und 
der Munizipalrat in einen Stadtrat. Die Be¬ 
amten, welche bis dahin „odeissanee aux con- 
stitutions del’Empire et fidelite a l’Empereur“ 
geschworen hatten, mußten den hohen verbün¬ 
deten Mächten den Eid leisten und in deren 
Namen alle Amtshandlungen vornehmen. 
An die Spitze der Gefamtverwaltung der 
drei Departements Rhein und Mosel, Don¬ 
nersberg und Saar aber trat ein Mann, 
dessen Name als furchtloser, feuriger Patriot 
durch ganz Deutschland einen hellen Klang hatte: 
der Generalgouverneur des Mittelrheins, 
Justus v. Grüner, der Freund und Mitarbeiter 
Steins an der Befreiung Deutschlands. 1809 
Polizeipräsident von Berlin, seit 1811 als Ge¬ 
heimer Staatsrat an die Spitze der gesamten 
höheren Polizei gestellt, machten die ihm eigen¬ 
tümliche Mischung von geschäftlicher Gewandt¬ 
heit und Schlauheit und sein leidenschaftlicher 
Patriotismus ihn zu einem gefährlichen Gegner 
der französischen Umtriebe, aber auch für die 
reaktionären Elemente am Hofe zu einer ver¬ 
dächtigen Persönlichkeit. Als Preußen'im März 
1812 gezwungen war, sich mit Frankreich gegen 
Rußland zu verbünden, nahm Grüner feinen 
Abschied und ging nach Prag zum Freiherrn 
vom Stein, der dort sich mit dem Plan einer 
im Rücken der französischen Armee zu organi¬ 
sierenden deutschen Volkserhebung beschäftigte 
und Grüner, nachdem er sich selbst nach Ru߬ 
land begeben hatte, mit der Ausführung dieses 
Gedankens beauftragte. Der französischen Re¬ 
gierung war jedoch dieser Plan nicht verborgen 
geblieben, und, um sich zu decken, veranlaßte 
das preußische Kabinett selbst die österreichische 
Regierung dazu, Grüner verhaften zu lassen: 
! er wurde nach der Festung Peterwardein ge¬ 
bracht, von wo er erst im Herbst 1813 ent¬ 
lassen wurde. Grüner erhielt im November 1813 
die Verwaltung des Großherzogtums Berg und 
vertauschte sie im Februar 1814 mit den: 
Generalgouvernement des. Mittelrheins. 
Es war ein Glück, daß bei dem schweren 
Mißgeschick, das die Saarlande treffen sollte, 
sie gerade diesem großzügigen und unternehmen¬ 
den Patrioten unterstellt waren. Er erließ am 
26. Februar 1814 einen Aufruf an alle 
Männer und Jünglinge des Mittelrheins 
! zum freiwilligen Kampf für das Vater- 
j land. Und er hatte sich in der Anhänglichkeit 
der Bewohner nicht getäuscht. Auch die 2Öjährige
	        
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