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Wer verbraucht unsere Saarbohlen?
Wie mancher hat sich schon gefragt, wenn
er so einen unendlich langen Kohlenzug an
sich vorbeirollen sieht: „Wer verbraucht
eigentlich alle die Kohlen?"
Der kleine Bürgersmann, der Kohlen nur
im Küchenherd und Sonntags noch in der guten
Stube brennt und daher seinen Kohlenbedarf
nur zentnerweise eindeckt, weiß wohl, daß größere
Haushaltungen wohl 2—3 Waggons Kohlen
jährlich gebrauchen; er macht sich auch noch
einen Begriff von der Größe einer Fabrik, die
täglich einen Waggon Kohlen verfeuert, würde
aber wahrscheinlich nur ungläubig den Kopf
schütteln, wenn man ihm" erzählt, daß es
industrielle Unternehmungen gibt, die
täglich 200 Waggon, also 400000 Zentner
und darüber benötigen. Und doch stehen solch
große Unternehmungen nicht vereinzelt da. Es
ist deshalb für manchen schon von Interesse,
einmal einen kleinen Einblick zu bekommen, wie
sich die jährliche Produktion der Königlichen
Gruben an der Saar aus die einzelnen
Industriezweige verteilt.
An der Spitze marschieren, wie ein Blick aus
die nebenstehende Zusammenstellung zeigt, die
Eisenhütten, deren enormer Bedarf an Kohlen
zur Koksbereitung die stattliche Zahl von fast
4 Millionen Tonnen ausmacht.
Ungefähr die gleiche Ziffer zeigt der B e d a r s
der Händler. Wenn auch das Handels¬
bureau der Königlichen Bergwerksdirektion in
der Lage ist, fast 3/i der Gesamtproduktion durch
-eigene Tätigkeit zu verkaufen, so ist es doch für
die Versorgung der kleineren Industriellen und
namentlich der Haushaltungen auf den
Zwischenhandel angewiesen.
Der Bedarf der einzelnen Haushaltungen
an Kohlen ist zwar im Verhältnis zur Pro¬
duktion nicht groß und schwankt in den meisten
Fällen zwischen 80 und 200 Zentnern jährlich.
Aber die ungeheure Zahl der Feuerstätten geben
in ihrer Gesamtheit doch eine beträchtliche Suinme,
und da die wenigsten Haushaltungen ihren Winter-
bedarf bereits im Sommer eindecken, so können sie
schon allein in den ersten Herbstmonaten Oktober
und November eine gewisse Kohlennot herbei¬
führen.
<u In weitem Abstande folgen dann zunächst
die Gasanstalten. Wenn man rechnet, daß
aus einer Tonne Kohlen ungefähr 320 cbm Gas
erzeugt werden, so werden aus Saarkohlen allein
jährlich rund 460 Millionen cbm Leucht¬
gas gewonnen.
Aber auch die Gruben selbst sind als
Kohlen verbrauch er nicht zu verachten, wenn
man bedenkt, daß 1390000 Tonnen von ihnen
selbst verbraucht werden; allerdings sind
hierin auch die Verluste enthalten, welche durch
das Waschen der Kohlen entstehen.
Erwähnen wir dann noch die Eisenbahn-
verwaltungen, so ist die Reihe der ganz
großen Abnehmer erschöpft.
Die übrigenJndustriezweige folgen
hierauf in ziemlich regelmäßigen Abständen, je
nach ihrer Bedeutung und Verbreitung.
Alles Nähere ist aus nachfolgender Zu¬
sammenstellung zu ersehen.
Industriezweig
Absatz
Tonnen
in
v. H.
1
Eisenhütten, Herstellung von Eisen
und Stahl
3 826 819
30,37
2
Hausbedarf und Handel....
3 177 298
25,21
3
Gasanstalten . . -
1 433 618
11,38
4
Gewinnung von Steinkohlen
(Selbstverbrauch)
1 394 308
11,06
5
Eisenbahn- u. Straßenbahn-Bau
und Betrieb
1 239 908
9,84
6
Industrie der Steine und Erden
335 277
2,66
7
Textilindustrie
257 686
2,05
8
Chemische Industrie
234 524
1,86
9
Glasindustrie
125 106
0,99
10
Verarbeitung von Eisen u. Stahl
119 842
0,95
11
Papierindustrie
108 695
0,86
12
Elektrische Industrie
102 156
0,81
13
Leder-, Gummi- u. Guttapercha-
Industrie
49 380
0,39
14
Industrie der Maschinen, Jnstru-
mente und Apparate . . .
45 622
0,36
15
Rüben- und Kartoffelzuckerfabri-
kation und Zuckerraffinerie .
41133
0,33
16
Brauereien und Branntwein-
brennereien
36 297
0,29
17
Salzgewinnung, Salzbergwerke
und Salinen
26 683
0,21
18
Erzgewinnung und Aufbereitung
von Erzen aller Art....
14 890
0,12
19
Wasserversorgungsanlagen . . .
12 773
0,10
20
Metallverarbeitung, ausgenommen
Eisen- u. Stahlverarbeitung
8 608
0,07
21
Industrie der übrigen Nahrungs-
und Genußmittel
8 124
0,06
22
Binnenschiffahrt
3 400
0,03
23
Industrie der Holz- u. Schnittstoffe
290
—
Zusammen.
12 602 347
100