Nahe bei Völklingen liegt an der Bahn
Völklingen—Wadgassen die Grub e G e w e r k -
schuft Hostenbach, von der Anteile im Besitz
der Familie Röchling sind. — Es ist dies
die einzige Grube im Saargebiet auf
p reuß is ch e m Boden, die im Pr iv a t b e s i tz
ist. Die Grube hat zwei Schachtanlagen:
DenUnionschacht unddauebendenSchacht II.
Auf unseren: ersten Bilde sind die Fördergerüste
beider Schächte zu sehen (in: Vordergründe
Unionschacht).
Der Bau beider Gerüste ist von einer
gewissen Eigenart, sodaß es sich verlohnt, mit
einigen Worten darauf einzugehen.
Als Förderschacht diente bis zum Jahre
1905 nur der Unionschacht und zwar waren
bis dahin die Forderungen sehr n:äßig, mit
einer kleinen Maschine betrieben. Die Anlage
bestand aus einem niedrigen hölzernen Schacht¬
gerüst, die Förderkörbe faßten nur wenig Wagen.
Der Schacht II diente bis dahin nur zur |
Menschenförderung und zwar nicht in der sonst
allgemein üblichen Weise mittelst Seilfahrt,
sondern es bestand noch die sogenannte
Fahrt:: n st. Diese F a h r k u n st ist, wie unsere
Bergleute wissen, eine der ältesten Methoden
nach Einführen der Dampfkraft, um den Berg¬
mann in die Tiefe zu bringen: Über Tage stehen
2 mächtige Dampszylinder, deren Kolben einen
Balancierer bewegen. An diesem Balancierer
hängen 2 Gestänge nebeneinander bis zum Sumpf.
Jedes der Gestänge hat eine große Zahl kleiner
Plattformen, die in: gleichen Abstande von oben
bis unten verteilt find. Während nun das eine
Gestänge durch den Kolben nach auswärts be-
wegt wird, geht das andere abwärts. Hierbei
gehen die Plattformen dicht nebeneinander vorbei.
Bei Umkehr der Bewegung entsteht ein kleiner
Moment der Ruhe für beide Gestänge. In
diesem Moinent liegen alle Plattformen des
einen Gestänges in gleicher Höhe neben denen
des anderen Gestänges. Wenn nun ein Berg¬
mann einfahren will, dann stellt er sich auf die
oberste Plattform, die gerade abwärts geht, er
benutzt den Mo¬
ment der Ruhe,
wenn die Platt-
forn:, aus der¬
er steht, am
tiefsten Punkt
angekommen
ist, um nach
der Plattform
des anderen Ge¬
stänges überzu¬
treten. Sofort
bewegt sich nun
dieses Gestänge
abwärts und es
wiederholt sich
nur das Spiel,
sodaß er durch
einfaches Über¬
schreiten von
einer Plattform
zur anderen
leicht nach seinen: Arbeitsort befördert wird.
Diese Fahrkunst ist sehr sicher, es ist
z. B. in der langen Betriebszeit kein Unglücks-
sall bekannt geworden. Aber die Förderung
geht sehr langsam und der Schacht kann nur
zur Menschensörderung benutzt werden, steht
also die übrige Zeit nutzlos da. Dies bedeutet
ein großer Mangel an Wirtschaftlichkeit, das
System ist deshalb nach Bekannt-
w erden der Seilfahrt v e r l a s s e n wor¬
den. Rur die Gewerkschaft Hostenbach
hat noch ziemlich lange daran festgehalten.
Als die Verwaltung sich jedoch entschloß,
die Grube besser auszubauen, mußte die alte
ehrwürdige Fahrkunst modernen Ein-
r i ch t u n g e n P l a tz m achen: es verschwand
Privat-Grube Hostenbach.