Full text: 41.1913 (0041)

Nahe bei Völklingen liegt an der Bahn 
Völklingen—Wadgassen die Grub e G e w e r k - 
schuft Hostenbach, von der Anteile im Besitz 
der Familie Röchling sind. — Es ist dies 
die einzige Grube im Saargebiet auf 
p reuß is ch e m Boden, die im Pr iv a t b e s i tz 
ist. Die Grube hat zwei Schachtanlagen: 
DenUnionschacht unddauebendenSchacht II. 
Auf unseren: ersten Bilde sind die Fördergerüste 
beider Schächte zu sehen (in: Vordergründe 
Unionschacht). 
Der Bau beider Gerüste ist von einer 
gewissen Eigenart, sodaß es sich verlohnt, mit 
einigen Worten darauf einzugehen. 
Als Förderschacht diente bis zum Jahre 
1905 nur der Unionschacht und zwar waren 
bis dahin die Forderungen sehr n:äßig, mit 
einer kleinen Maschine betrieben. Die Anlage 
bestand aus einem niedrigen hölzernen Schacht¬ 
gerüst, die Förderkörbe faßten nur wenig Wagen. 
Der Schacht II diente bis dahin nur zur | 
Menschenförderung und zwar nicht in der sonst 
allgemein üblichen Weise mittelst Seilfahrt, 
sondern es bestand noch die sogenannte 
Fahrt:: n st. Diese F a h r k u n st ist, wie unsere 
Bergleute wissen, eine der ältesten Methoden 
nach Einführen der Dampfkraft, um den Berg¬ 
mann in die Tiefe zu bringen: Über Tage stehen 
2 mächtige Dampszylinder, deren Kolben einen 
Balancierer bewegen. An diesem Balancierer 
hängen 2 Gestänge nebeneinander bis zum Sumpf. 
Jedes der Gestänge hat eine große Zahl kleiner 
Plattformen, die in: gleichen Abstande von oben 
bis unten verteilt find. Während nun das eine 
Gestänge durch den Kolben nach auswärts be- 
wegt wird, geht das andere abwärts. Hierbei 
gehen die Plattformen dicht nebeneinander vorbei. 
Bei Umkehr der Bewegung entsteht ein kleiner 
Moment der Ruhe für beide Gestänge. In 
diesem Moinent liegen alle Plattformen des 
einen Gestänges in gleicher Höhe neben denen 
des anderen Gestänges. Wenn nun ein Berg¬ 
mann einfahren will, dann stellt er sich auf die 
oberste Plattform, die gerade abwärts geht, er 
benutzt den Mo¬ 
ment der Ruhe, 
wenn die Platt- 
forn:, aus der¬ 
er steht, am 
tiefsten Punkt 
angekommen 
ist, um nach 
der Plattform 
des anderen Ge¬ 
stänges überzu¬ 
treten. Sofort 
bewegt sich nun 
dieses Gestänge 
abwärts und es 
wiederholt sich 
nur das Spiel, 
sodaß er durch 
einfaches Über¬ 
schreiten von 
einer Plattform 
zur anderen 
leicht nach seinen: Arbeitsort befördert wird. 
Diese Fahrkunst ist sehr sicher, es ist 
z. B. in der langen Betriebszeit kein Unglücks- 
sall bekannt geworden. Aber die Förderung 
geht sehr langsam und der Schacht kann nur 
zur Menschensörderung benutzt werden, steht 
also die übrige Zeit nutzlos da. Dies bedeutet 
ein großer Mangel an Wirtschaftlichkeit, das 
System ist deshalb nach Bekannt- 
w erden der Seilfahrt v e r l a s s e n wor¬ 
den. Rur die Gewerkschaft Hostenbach 
hat noch ziemlich lange daran festgehalten. 
Als die Verwaltung sich jedoch entschloß, 
die Grube besser auszubauen, mußte die alte 
ehrwürdige Fahrkunst modernen Ein- 
r i ch t u n g e n P l a tz m achen: es verschwand 
Privat-Grube Hostenbach.
	        
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