Full text: 41.1913 (0041)

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die zusammen 5334 Rinder zu beaufsichtigen haben. 
Bei dem Elementarunterricht der Bergmanns¬ 
kinder leistet die Knappschaft durch unentgeltliche 
Abgabe von Schulbüchern und durch Bestreitung der 
Unterrichtskosten den Eltern eine angenehme Beihilfe. 
Im Jahre 19H Hai der Rnappschaftsverein zu diesem 
Zwecke über 77 000 Mark verausgabt. 
Durch Gründung von Konsumvereinen ist den 
Bergmannsfamilien Gelegenheit geboten, zu ange¬ 
messenen Preisen gute und frische waren zu erhalten 
und durch die jährliche Dividendenzahlung sich mitunter 
ein schönes Sümmchen zu ersparen. Bor allem sollen 
die Konsumvereine durch Durchführung des Barverkehrs 
erzieherisch auf die Bergleute einwirken. Die bestehenden 
9 bergmännischen Konsumvereine zählen zusammen 
16 080 Mitglieder, an die im verflossenen Jahre ein 
Reingewinn von 421718 Mark zur Verteilung gelangt ist. 
Line Eigentümlichkeit der Belegschaft unserer Saar¬ 
gruben ist es, daß ein großer Teil derselben nicht in 
der Nähe der Gruben wohnt, sondern weit verstreut 
in der Umgegend seinen Wohnsitz hat. von den 19596 
„Auswärtigen" fahren 9377 täglich mit der 
Eisenbahn oder elektr. Bahn in die peimat zurück, die 
übrigen 10019 kehren nicht täglich nach pause zurück 
und müssen in der Nähe der Gruben (Quartier nehmen. 
Um das Kostgängerwesen möglichst zu verringern, sind 
staatliche Schlafhäuser errichtet worden, deren es 
zur Zeit 41 mit 5 336 Betten gibt und in denen die 
Bergleute gegen ein Entgelt von 2 Mark für den 
Monat Unterkommen einschl. Bettzeug, Licht, peizung, 
Reinigung und Warmwasser erhalten. Außerdem wird 
von der Bergverwaltung in reichlichem Maße für An- 
und Abfuhrwege zwischen den Gruben und Ort¬ 
schaften gesorgt und von ihr werden auch die den 
Saarbrücker Grubenbezirk nach allen Richtungen hin 
durchkreuzenden „B erg mannsfußpfade" angelegt 
und unterhalten. 
Nach der letzten Belegschaftszählung vom \. Dezember 
1910 waren vorhanden 
Hausbesitzer 19428 — 36,83 °/o 
Geldbesitzer \o\5\ — 19,25 °/o 
Bezieht man die Zahl der pausbesitzer nur auf die 
verheirateten Bergleute (es sind nur 196 Pausbesitzer 
ledig) so erhält man 61,94°/» Pausbesitzer. Dies 
günstige Ergebnis ist in erster Linie auf das Bestreben 
der Bergverwaltung zurückzuführen, die Baulust unter 
den Bergarbeitern zu fördern und sich auf diese weise 
einen seßhaften Arbeiterstamm heranzubilden. Die 
Arbeiterwohnungsfürsorge ist eins der bedeutendsten 
Glieder in der Kette der Wohlfahrtseinrichtungen der 
Königlichen Bergwerksdirektion zu Saarbrücken. Zu 
den verschiedendsten Mitteln, mit denen die Bergver¬ 
waltung die Bautätigkeit der Bergleute unterstützt, 
gehören in erster Linie die p a u s b a u p r ä m i e n. 
Diese werden in der Regel mit einem unverzins¬ 
lichen Darlehen gewährt. Die Prämie beträgt, 
je nach der Größe des pauses, bis 900 Mark. Das 
unverzinsliche Darlehen beläuft sich in der Regel auf 
2100 Mark und gelangt in 10 Jahren zur Rückzahlung. 
Während die Bauprämien, diesen Bergleuten geschenkt 
werden, stets aus der Staatskasse gezahlt wurden, 
wurden die Darlehen von 1842—1871 aus der Kasse 
des Saarbrücker Knappschaftsvereins zu 4% Zinsen 
an die Bergleute abgegeben. Erst seit 1865 beteiligt 
sich der Staat mit unverzinslichen Darlehen an dem 
Prämienverfahren. Die gesamte, den Bergleuten bis 
jetzt in Gestalt von Pausbauprämien geschenkte Geld¬ 
summe beträgt 5 768 165 Mark. Unverzinsliche Dar¬ 
lehen wurden seit 1865 für 8 075 435 Mark aus¬ 
geliehen, wodurch dem Staate ein ganz erheblicher 
Zinsverlust erwachsen ist. Durch dieses Entgegen¬ 
kommen ist es schon manchem ordentlichen Bergmann 
vergönnt gewesen, sich ein schönes, eigenes peim zu 
gründen, ohne daß er viel vermögen besaß. Aber 
auch der Bergmann, der nicht das Glück hat, ein 
eigenes paus zu besitzen, empfindet dankbar die Für¬ 
sorge der Verwaltung. 625 Miethäuser, mit zu¬ 
sammen 1078 schönen geräumigen Wohnungen, die 
für 5485407 Mark gebaut bezw. angekauft wurden, 
find an Bergleute vermietet. An pausbrand 
erhalten unsere Bergleute nach einer dreijährigen 
ununterbrochenen Dienstzeit die sogenannten Berg¬ 
mann s d e p u t a t k 0 h l e n. Ein verheirateter Berg- 
niann erhält jährlich 2,500 Tonnen und ein unver¬ 
heirateter Bergmann 1,250 Tonnen Kohlen 2. Sorte 
zum Preise von 3 Mark die Tonne. Aber auch an 
der Vergünstigung zum Bezüge der Gemeinde- 
berechtigungskohlen, die zum Selbstkostenpreise 
— gegenwärtig 9,80 Mark für die Tonne — an die 
Gemeinden des ehem. Fürstentums Nassau-Saarbrücken 
abgegeben werden, nimmt der weitaus größte Teil 
der Belegschaft der Saarbrücker Steinkohlenbergwerke 
teil, da von der Gesamtbelegschaft der größte Teil 
in den zum Bezüge berechtigten Teilen der Kreise 
Saarbrücken, Saarlouis, Gttweiler und St. Wendel 
wohnt. Zeder selbständige paushalt erhält 1,550 
Tonnen Pausbrandkohlen und für je 25 3 Acker¬ 
land */2 Zentner Kalkbrandkohlen. Durch die Abgabe 
der Bergmanns- und Gemeindekohlen erwächst der 
Staatskasse ein ganz bedeutender Linnahmeaus- 
fall. Zn den letzten 10 Zähren betrug er nicht 
weniger als 12540469 Mark. 
Zst in dieser Weise für den gesunden Arbeiter 
in umfangreichem Maße gesorgt, so nicht minder für 
den erkrankten und invaliden und die pinterbliebcnen 
derselben. Die Bergarbeiterfamilien können stets 
getrost in die Zukunft blicken. Sie wissen, daß 
für sie in guten und schlechten Tagen gesorgt ist. 
- Nicht vergessen wollen wir aber auch das alte 
Bergfest, welches stets Bergleute und Beamte in 
froher Stunde vereinte. Das Bergmannsfamilienfest 
gehört der Vergangenheit an. An seine Stelle ist eine 
neue große Wohlfahrtseinrichtung, die ^amilien- 
kranke nkasse getreten. Mit einem Kostenaufwand 
von jährlich mehreren hunderttausend Mark ist die 
Kasse vom 1. April 1912 ab errichtet. 82 Aerzte sind 
zur Behandlung der erkrankten Familienangehörigen 
verpflichtet worden. Möge auch diese Einrichtung 
unserm Bergmannsstand zum Segen gereichen. 
Zn Betrachtung obiger Ausführungen wird sich 
kein rechtlich denkender Bergmann der Erkenntnis 
verschließen können, daß der Staat und, im Verein 
mit ihm, die Knappschaft für ihn sorgt, wie ein guter 
Vater für seine Kinder. Er wird daher weder den 
umstürzlerischen noch sonstigen staatsfeindlichen Ein¬ 
flüsterungen sein Ohr leihen, sondern er wird dem 
Staate treu zur Seite stehen und dienen. Allezeit 
wird der Saarbergmann bereit und gerüstet sein, jeden 
Feind des Vaterlandes zu bekämpfen. Und wenn, wie 
unsere Bergleute, jeder Bürger treu auf seinem Posten 
ausharrt, dann wird es nicht schwer sein, die dräuen¬ 
den vaterlandsfeindlichen Elemente innerhalb und 
außerhalb des Landes int Schach zu halten, dann 
wird auch in Zukunft unser Vaterland groß und 
frei dastehen, als ein Zeichen der Einheit und 
Stärke.
	        
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