Full text: 41.1913 (0041)

Absicht, einen zufriedenen Arbeiter st and zu 
besitzen und tut alles, um den Bergarbeiterstand zu 
einem begehrenswerten für jeden anderen Arbeiter zu 
machen. Sucht er doch schon durch die weitgehendsten, 
oft sehr kostspieligen Sicherheitsmaßregeln in 
der Grube die Arbeiter vor Verletzungen und Krank¬ 
heiten nach Möglichkeit zu schützen und auch außerhalb 
des Betriebes durch allerlei zweckdienliche Einrichtungen 
und Erleichterungen die Wohlfahrt und das Gedeihen 
des Arbeiterstandes zu fördern! von den Sicherheits¬ 
maßregeln beim eigentlichen Grubenbetrieb seien be¬ 
sonders erwähnt die stets fortschreitenden Verbesserungen 
auf dem Gebiete der Wetterführung, der Förderung, 
beim verbauen der Strecken, bei den Sprengarbeiten, 
bei der Berieselung der Arbeitspunkte zur Sicherung 
vor Kohlenstaubexplosionen, die Vorkehrungen zur Ver¬ 
minderung der Unglücksfälle durch Stein- und Kohlen¬ 
fall usw. usw. 
Ueber Tage wiederunr sind in der Nähe der Schächte 
noch mancherlei von dem Bergmann angenehm em¬ 
pfundene Einrichtungen getrosten. Den: in der Grube 
verletzten oder erkrankter: Bergmann wird in der auf 
jeder Grube befindlichen Krankenstube durch Heil¬ 
gehilfen die erste Hilfeleistung zu teil, ehe die Ueber- 
führung nach dem Krankenhaus oder der Wohnung erfolgt. 
Sollte einmal ein größeres Unglück — was Gott ver¬ 
hüten möge — über unsern Bergbau hereinbrechen, so 
werden die vorzüglich ausgebildeten Rettungsmann- 
fchaften das möglichste zur Rettung der verunglückten 
leisten. 
Die verschiedenen zum wohle der Bergleute er¬ 
richteten Einrichtungen wollen wir in folgendem näher 
betrachten. 
Große Ul a n n s ch a f t s b a d e a n st a l t e n mit 
Brausebädern empfangen nach vollbrachter Schicht den 
ausfahrenden müden Bergmann und geben ihm 
Gelegeilheit sich von dem Grubenschmutz zu reinigen 
und feine Glieder zu erfrischen. Auch können die in 
der Grube gebrauchten Kleidungsstücke in den Bade¬ 
anstalten init trockenen, reinen Kleidern gewechselt 
werden. Die abgelegten Grubenkleider werden in der 
Badeanstalt aufbewahrt. An Haken werden sie zur 
Decke emporgezogen und trocknen dort schnell infolge 
der höheren Temperatur und des kräftigen Luftzuges. 
Heute stehen auf sämtlichen Berginspektionen im ganzen 
4l Mannschaftsbadeanstalten in Gebrauch.' Für die 
leiblichen Bedürfnisse auf der Grube ist durch die zahl¬ 
reichen Speiseanstalten und Kaffeeküchen 
gesorgt, in denen zu niedrigen preisen Lebensmittel 
und Getränke wie Brot, Wurst, Käse, Kaffee, Milch, 
Limonade usw. an die Arbeiter abgegeben werden. 
Hierdurch wird dem Bergmann das Kochen zu Haufe 
und Mitnehmen erspart und ist die Verabreichung in 
frischem Zustande für seine Gesundheit zuträglicher. 
Nicht unerwähnt wollen wir hier die von einigen 
Gruben angeschafften Speisetransportwagen 
lassen. Zn neuerer Zeit wurden auch 3 Molkereien 
errichtet; auch vermitteln die einzelnen Werksver¬ 
waltungen den gemeinsamen billigeren Einkauf 
von Lebensmitteln wie Kartoffeln, Fische und 
Weißkohl. 
von großer Bedeutung für das Saarrevier ist der 
Saarbrücker Knappschaftsverein, dessen An¬ 
fänge in die letzten Jahrzehnte des ^8.Jahrhunderts zurück¬ 
gehen. Der Saarbrücker Knappschaftsverein, welchem 
aus den Kaffen der staatlichen Gruben ein Beitrag in 
Höhe der von den Bergleuten gezahlten Büchsengelder 
zufließt und dessen Vorstand mindestens zur Hälfte aus 
höheren Bergbeamten besteht, geht in den Bestrebungen 
für die Arbeiterfürsorge mit der staatlichen Bergver- 
waltung Hand in Hand. während die schwerverletzten 
bezw. erkrankten Bergleute in den vier vorzüglich ein¬ 
gerichteten eigenen Krankenhäusern (zu Neunkirchen, Sulz¬ 
bach, Völklingen und bei Fischbach), den vierAugenkliniken 
(zu Saarbrücken i, Saarbrücken 3, Neunkirchen und 
Saarlouis), bei Spezialärzten oder in Heilanstalten für 
Lungenkranke, in Badeorten und in sonstigen Kliniken 
Aufnahme finden, sorgen Revierärzte in den 50 Aerzte- 
sprengeln für die Heilung und Genesung der leichter 
Erkrankten. Die auf der Höhe der Zeit stehenden, 
gewissenhaften Aerzte haben schon oft bei schweren 
Erkrankungen und bei den gefährlichsten Verletzungen 
überraschend günstige Heilerfolge erzielt, und mancher 
wackere Knappe ist seiner Familie erhalt?:: worden, 
um den es schon recht verzweifelt gestanden hatte. 
Bei dieser soeben geschilderten von Staat und Knapp¬ 
schaft betätigten Gesundheits- und Leibespflege unserer 
Belegschaft kann es nicht verwundern, daß auch das 
Dienst- und Lebensalter unserer Bergleute trotz der 
Schwere ihres Berufes eine Zunahme aufweist. 
Die Fürsorge des Staates und des Saarbrücker Knapp- 
schaftsvereins erstreckt sich jedoch nicht nur auf das 
leibliche Wohl, sondern sie zieht auch die geistige Ent¬ 
wicklung und das materielle Fortkommen der 
Arbeiter in ihr Bereich. Beide, Staat und Knappschaft, 
leihen zu mäßigem Zinsfüße und unter günstigen Rück¬ 
zahlungsbedingungen an strebsame Bergleute Haus- 
baudarlehen bezw. sonstige Kapitalien aus, sie unter¬ 
stützen ferner die in Not und Bedrängnis geratenen 
Arbeiter mit Geldbeträgen. Auch ist von der Berg¬ 
behörde der Belegschaft die Vergünstigung gewährt, 
daß sowohl freiwillige Spareinlagen, als auch die 
von den Bergleuten bei den einzelnen Spar- und Dar- 
lehnskaffen entliehenen Kapitalien durch Vermittlung 
der Grubenkaffen von dem Lohne abgehalten und an 
die Sparkassen abgeführt werden dürfen. Nicht weniger 
als 3401 Bergleute haben im verflossenen Ltatsjahre 
von dieser Vergünstigung Gebrauch gemacht und zu¬ 
sammen 635 51$ Mark gespart. Geistige Nahrung 
bieten den Bergleuten gut gewählte Bücher aus den 
48 reichhaltig ausgestatteten Bibliotheken der ein¬ 
zelnen Berginspektionen. Die weitere Ausbildung der 
jungen Bergleute nach der Entlastung aus der Elementar¬ 
schule bis zur Vollendung des 18. Lebensjahres wird 
durch die werksfchulen in die Hand genommen. 
Es bestehen heute 56 werksschulen, die von 3939 
Schülern besucht werden. Den intelligenten und fleißigen 
jungen Leuten bietet sich dabei die äußerst günstige 
Gelegenheit, durch späteren Besuch einer Bergoor- 
schule und der Hauptbergschule zu Saarbrücken, 
die ebenfalls vom Staate unterhalten werden, die Be¬ 
fähigung zum mittleren und oberen Werksbeamten 
zu erhalten. Den Töchtern unserer Bergleute ist es 
anheimgestellt, durch den Besuch der gut geleiteten Indu¬ 
strieschulen und Haushaltungskurse sich zur 
tüchtigen Bergmannsfrau heranzubilden, was für 
unsern Arbeiterstand von nicht zu unterschätzender 
Bedeutung ist. 
Den Bergmannsfamilien gewährt es eine große 
Erleichterung, daß ihre noch nicht schulpflichtigen Kinder 
in den K einkinderbewahranstalten Aufnahme 
finden, wo sie unter der Dbhut der Lehrerinnen schon 
manches Nützliche lernen und sich bei anmutigen Spielen 
vergnügen. Die Zahl der Kleinkinderschulen beträgt 
gegenwärtig 23. An ihnen wirken 33 Lehrerinnen,
	        
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