Absicht, einen zufriedenen Arbeiter st and zu
besitzen und tut alles, um den Bergarbeiterstand zu
einem begehrenswerten für jeden anderen Arbeiter zu
machen. Sucht er doch schon durch die weitgehendsten,
oft sehr kostspieligen Sicherheitsmaßregeln in
der Grube die Arbeiter vor Verletzungen und Krank¬
heiten nach Möglichkeit zu schützen und auch außerhalb
des Betriebes durch allerlei zweckdienliche Einrichtungen
und Erleichterungen die Wohlfahrt und das Gedeihen
des Arbeiterstandes zu fördern! von den Sicherheits¬
maßregeln beim eigentlichen Grubenbetrieb seien be¬
sonders erwähnt die stets fortschreitenden Verbesserungen
auf dem Gebiete der Wetterführung, der Förderung,
beim verbauen der Strecken, bei den Sprengarbeiten,
bei der Berieselung der Arbeitspunkte zur Sicherung
vor Kohlenstaubexplosionen, die Vorkehrungen zur Ver¬
minderung der Unglücksfälle durch Stein- und Kohlen¬
fall usw. usw.
Ueber Tage wiederunr sind in der Nähe der Schächte
noch mancherlei von dem Bergmann angenehm em¬
pfundene Einrichtungen getrosten. Den: in der Grube
verletzten oder erkrankter: Bergmann wird in der auf
jeder Grube befindlichen Krankenstube durch Heil¬
gehilfen die erste Hilfeleistung zu teil, ehe die Ueber-
führung nach dem Krankenhaus oder der Wohnung erfolgt.
Sollte einmal ein größeres Unglück — was Gott ver¬
hüten möge — über unsern Bergbau hereinbrechen, so
werden die vorzüglich ausgebildeten Rettungsmann-
fchaften das möglichste zur Rettung der verunglückten
leisten.
Die verschiedenen zum wohle der Bergleute er¬
richteten Einrichtungen wollen wir in folgendem näher
betrachten.
Große Ul a n n s ch a f t s b a d e a n st a l t e n mit
Brausebädern empfangen nach vollbrachter Schicht den
ausfahrenden müden Bergmann und geben ihm
Gelegeilheit sich von dem Grubenschmutz zu reinigen
und feine Glieder zu erfrischen. Auch können die in
der Grube gebrauchten Kleidungsstücke in den Bade¬
anstalten init trockenen, reinen Kleidern gewechselt
werden. Die abgelegten Grubenkleider werden in der
Badeanstalt aufbewahrt. An Haken werden sie zur
Decke emporgezogen und trocknen dort schnell infolge
der höheren Temperatur und des kräftigen Luftzuges.
Heute stehen auf sämtlichen Berginspektionen im ganzen
4l Mannschaftsbadeanstalten in Gebrauch.' Für die
leiblichen Bedürfnisse auf der Grube ist durch die zahl¬
reichen Speiseanstalten und Kaffeeküchen
gesorgt, in denen zu niedrigen preisen Lebensmittel
und Getränke wie Brot, Wurst, Käse, Kaffee, Milch,
Limonade usw. an die Arbeiter abgegeben werden.
Hierdurch wird dem Bergmann das Kochen zu Haufe
und Mitnehmen erspart und ist die Verabreichung in
frischem Zustande für seine Gesundheit zuträglicher.
Nicht unerwähnt wollen wir hier die von einigen
Gruben angeschafften Speisetransportwagen
lassen. Zn neuerer Zeit wurden auch 3 Molkereien
errichtet; auch vermitteln die einzelnen Werksver¬
waltungen den gemeinsamen billigeren Einkauf
von Lebensmitteln wie Kartoffeln, Fische und
Weißkohl.
von großer Bedeutung für das Saarrevier ist der
Saarbrücker Knappschaftsverein, dessen An¬
fänge in die letzten Jahrzehnte des ^8.Jahrhunderts zurück¬
gehen. Der Saarbrücker Knappschaftsverein, welchem
aus den Kaffen der staatlichen Gruben ein Beitrag in
Höhe der von den Bergleuten gezahlten Büchsengelder
zufließt und dessen Vorstand mindestens zur Hälfte aus
höheren Bergbeamten besteht, geht in den Bestrebungen
für die Arbeiterfürsorge mit der staatlichen Bergver-
waltung Hand in Hand. während die schwerverletzten
bezw. erkrankten Bergleute in den vier vorzüglich ein¬
gerichteten eigenen Krankenhäusern (zu Neunkirchen, Sulz¬
bach, Völklingen und bei Fischbach), den vierAugenkliniken
(zu Saarbrücken i, Saarbrücken 3, Neunkirchen und
Saarlouis), bei Spezialärzten oder in Heilanstalten für
Lungenkranke, in Badeorten und in sonstigen Kliniken
Aufnahme finden, sorgen Revierärzte in den 50 Aerzte-
sprengeln für die Heilung und Genesung der leichter
Erkrankten. Die auf der Höhe der Zeit stehenden,
gewissenhaften Aerzte haben schon oft bei schweren
Erkrankungen und bei den gefährlichsten Verletzungen
überraschend günstige Heilerfolge erzielt, und mancher
wackere Knappe ist seiner Familie erhalt?:: worden,
um den es schon recht verzweifelt gestanden hatte.
Bei dieser soeben geschilderten von Staat und Knapp¬
schaft betätigten Gesundheits- und Leibespflege unserer
Belegschaft kann es nicht verwundern, daß auch das
Dienst- und Lebensalter unserer Bergleute trotz der
Schwere ihres Berufes eine Zunahme aufweist.
Die Fürsorge des Staates und des Saarbrücker Knapp-
schaftsvereins erstreckt sich jedoch nicht nur auf das
leibliche Wohl, sondern sie zieht auch die geistige Ent¬
wicklung und das materielle Fortkommen der
Arbeiter in ihr Bereich. Beide, Staat und Knappschaft,
leihen zu mäßigem Zinsfüße und unter günstigen Rück¬
zahlungsbedingungen an strebsame Bergleute Haus-
baudarlehen bezw. sonstige Kapitalien aus, sie unter¬
stützen ferner die in Not und Bedrängnis geratenen
Arbeiter mit Geldbeträgen. Auch ist von der Berg¬
behörde der Belegschaft die Vergünstigung gewährt,
daß sowohl freiwillige Spareinlagen, als auch die
von den Bergleuten bei den einzelnen Spar- und Dar-
lehnskaffen entliehenen Kapitalien durch Vermittlung
der Grubenkaffen von dem Lohne abgehalten und an
die Sparkassen abgeführt werden dürfen. Nicht weniger
als 3401 Bergleute haben im verflossenen Ltatsjahre
von dieser Vergünstigung Gebrauch gemacht und zu¬
sammen 635 51$ Mark gespart. Geistige Nahrung
bieten den Bergleuten gut gewählte Bücher aus den
48 reichhaltig ausgestatteten Bibliotheken der ein¬
zelnen Berginspektionen. Die weitere Ausbildung der
jungen Bergleute nach der Entlastung aus der Elementar¬
schule bis zur Vollendung des 18. Lebensjahres wird
durch die werksfchulen in die Hand genommen.
Es bestehen heute 56 werksschulen, die von 3939
Schülern besucht werden. Den intelligenten und fleißigen
jungen Leuten bietet sich dabei die äußerst günstige
Gelegenheit, durch späteren Besuch einer Bergoor-
schule und der Hauptbergschule zu Saarbrücken,
die ebenfalls vom Staate unterhalten werden, die Be¬
fähigung zum mittleren und oberen Werksbeamten
zu erhalten. Den Töchtern unserer Bergleute ist es
anheimgestellt, durch den Besuch der gut geleiteten Indu¬
strieschulen und Haushaltungskurse sich zur
tüchtigen Bergmannsfrau heranzubilden, was für
unsern Arbeiterstand von nicht zu unterschätzender
Bedeutung ist.
Den Bergmannsfamilien gewährt es eine große
Erleichterung, daß ihre noch nicht schulpflichtigen Kinder
in den K einkinderbewahranstalten Aufnahme
finden, wo sie unter der Dbhut der Lehrerinnen schon
manches Nützliche lernen und sich bei anmutigen Spielen
vergnügen. Die Zahl der Kleinkinderschulen beträgt
gegenwärtig 23. An ihnen wirken 33 Lehrerinnen,