Full text: 41.1913 (0041)

•truppen vom französischen Senat bewilligen lassen 
und diese frischen Regimenter wurden nun in aller 
€i1e ausgehoben, ausgebildet und bewaffnet. Und 
so konnte Napoleon seine Drohung wahr machen, 
im Frühjahr wieder in Sachsen zu erscheinen. 
Zwar waren es nicht mehr die alten Soldaten, 
die waren bis auf wenige Reste im russischen 
frldzug geblieben; aber wenn die üeteranen die 
jüngeren truppen verächtlich anfangs als „cochons 
de lait“ (Milchschweine) verspotteten, so schlugen 
isie sich doch vorzüglich. Der faszinierende Feld¬ 
herrngeist Napoleons riß eben die Armee mit sich 
fort. Zu diesen neuen truppen kamen die Garni¬ 
sonen in den Testungen auf deutschem Boden und 
die Rheinbundstruppen. Mit einem neuen Beere 
von rund 120000 Mann marschierte Napoleon 
•Ende April auf Leipzig. 
Schon das erste Zusammentreffen bei Groß- 
görschen brachte den Franzosen eine böse Über¬ 
raschung. In der Absicht, Napoleons Marschlinie 
'von Süden her zu durchstechen, griffen die ver¬ 
bündeten Preußen und Russen ihn in der Nähe 
von Lüben an. freilich mußten sie nach einem 
unendlich erbitterten Ringen weichen, und auch, 
als sie auf ihrem Rückzug nach Schlesien in der 
zweitägigen Schlacht bei Bautzen, dem fast zweimal 
jo starken Gegner (140000 franzosen gegen 70000 
Uerbündete) das Feld räumen mußten. Der sieg- 
gewohnteScblachtenkaijer hatte aber erkannt, daß ihm 
jetzt ein anderer Gegner gegenüberstand als vor 
sieben jähren bei jena und Auerslädt. Reine Sahne, 
keine Kanone war in die Bände der franzosen ge¬ 
fallen. Napoleon tobte: „(Das“, rief er aus, „eine 
solche Schlächterei ohne Erfolge, ohne Gefangene! 
(Dill mir denn das Uolk nicht einen Radnagel zu¬ 
rücklassen? Es scheint, daß diese (siecher etwas 
gelernt haben!“ Crondem war Napoleon Berr der 
Lage. Er hatte zwei Siege gleich zu Beginn des 
Teldzuges erfochten und die frohen Boffnungen 
auf ein Ende der Fremdherrschaft waren sehr 
herabgestimmt. (Dar Napoleon doch unüberwindlich? 
Und die verzagte Stimmung griff noch mehr 
um sich, als die niederschmetternde Kunde kam, 
daß die Uerbündeten wenige Lage nach Bautzen 
einen bis in den August reichenden (Daffenftill- 
ttand abgeschlossen hätten. Zudem zeigten die 
Russen wenig Neigung, den Feldzug fortzuführen. 
Alle Boffnung beruhte jetzt auf den Uerband- 
lungen, die mit Österreich geführt wurden, um es 
zum Anschluß zu bewegen. Endlich gelang es, 
und bei (Diederbeginn der Feindseligkeiten trat 
Österreich offen auf die Seite der Uerbündeten. 
Ihre Kriegsmacht ward nunmehr in drei Armeen 
eingeteilt. Bei der rund 250000 Streiter zählenden 
böhmischen oder Bauptarmee unter Fürst Schwarzen¬ 
berg befanden sich die drei Monarchen. Die 
schlesische Armee (100000 Preußen und Russen) 
wurde von Blücher geführt; sein Generalftabschef 
ward an Scharnhorsts Stelle Gneisenau. Die Nord- 
armee (150 000 Preußen — unter Bülow — Russen 
und Schweden) stand unter dem Kommando des 
ehemaligen französischen Marschalls Bernadotte, jetzt 
Kronprinz von Schweden, der durch seine unselige 
Zauderpolitik die Operationen mehr als einmal 
lähmte. Diesen drei Beeren stand Napoleon mit 
insgesamt 400000 Mann und 1200 Geschützen 
im Berzen Sachsens bei Dresden gegenüber. 
(Nährend Napoleon sich selbst gegen seinen 
gefährlichsten Gegner Blücher wandte, schickte er 
seinen Marschall Oudinot mit 70000 Franzosen 
und Sachsen nach Norden zu einem Dorsloß gegen 
Berlin. Bernadotte wollte ausweichen, doch der 
tapfere Bülow erklärte, „Der bekommt mich nicht 
zurück, unsere Knochen sollen vor Berlin bleichen, 
nicht rückwärts“. Und so griff er den Feind am 
23. August bei Großbeeren an und errang den 
ersten glänzenden Sieg des Feldzuges. Eine fran¬ 
zösische Division Girand, 7000 Mann stark, wurde 
wenige Lage darauf bei Bagelberg von der preu¬ 
ßischen Landwehr zusammengehauen. (Nährend- 
dem war Blücher Napoleon ausgewichen und suchte 
ihn hinter sich her von Dresden abzuziehen, auf 
das bereits die böhmische Armee vorrückte. Das 
zwang Napoleon selber zur Umkehr, und er mußte 
es dem Marschall Macdonald mit seinen SO 000 
Mann überlassen, mit Blücher fertig zu werden. 
Dieser wurde jedoch an demselben 26. August, 
als Napoleon bei Dresden seinen letzten Sieg er¬ 
focht und die böhmische Armee zurückwarf, geradezu 
vernichtend von Blücher an der Katzbach geschlagen. 
20 000 Gefangene, die nicht über die hochge¬ 
schwollene Katzbach zurück konnten, und 100 Ge¬ 
schütze fielen den Preußen in die Bände. Den 
Sieg bei Dresden suchte Napoleon dadurch aus¬ 
zunutzen, daß er den Österreichern auf ihrem Rück¬ 
zug über das Erzgebirge den General Uandamme 
nachsandte, um ihnen den (Ueg zu verlegen. Doch 
der geriet unvermutet zwischen zwei Feuer und 
mußte sich nach der zweitägigen Schlacht bei Kulm 
und Dollendorf mit 10 000 Mann gefangen geben. 
Die wieder vorrückenden Österreicher und Blüchers 
erneutes Andrängen machten Napoleons Stellung 
in Dresden unhaltbar. Aber noch einmal versuchte 
er einen Norstoß nach Norden, um sich Luft zu 
schaffen. Er schickte den „Lapfersten der Capferen“, 
den Marschall Dey, um die bei Großbeeren ge¬ 
schlagenen Cruppen wieder gegen Berlin zu führen. 
Doch die mörderische Schlacht bei Dennewitz, wo
	        
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