•truppen vom französischen Senat bewilligen lassen
und diese frischen Regimenter wurden nun in aller
€i1e ausgehoben, ausgebildet und bewaffnet. Und
so konnte Napoleon seine Drohung wahr machen,
im Frühjahr wieder in Sachsen zu erscheinen.
Zwar waren es nicht mehr die alten Soldaten,
die waren bis auf wenige Reste im russischen
frldzug geblieben; aber wenn die üeteranen die
jüngeren truppen verächtlich anfangs als „cochons
de lait“ (Milchschweine) verspotteten, so schlugen
isie sich doch vorzüglich. Der faszinierende Feld¬
herrngeist Napoleons riß eben die Armee mit sich
fort. Zu diesen neuen truppen kamen die Garni¬
sonen in den Testungen auf deutschem Boden und
die Rheinbundstruppen. Mit einem neuen Beere
von rund 120000 Mann marschierte Napoleon
•Ende April auf Leipzig.
Schon das erste Zusammentreffen bei Groß-
görschen brachte den Franzosen eine böse Über¬
raschung. In der Absicht, Napoleons Marschlinie
'von Süden her zu durchstechen, griffen die ver¬
bündeten Preußen und Russen ihn in der Nähe
von Lüben an. freilich mußten sie nach einem
unendlich erbitterten Ringen weichen, und auch,
als sie auf ihrem Rückzug nach Schlesien in der
zweitägigen Schlacht bei Bautzen, dem fast zweimal
jo starken Gegner (140000 franzosen gegen 70000
Uerbündete) das Feld räumen mußten. Der sieg-
gewohnteScblachtenkaijer hatte aber erkannt, daß ihm
jetzt ein anderer Gegner gegenüberstand als vor
sieben jähren bei jena und Auerslädt. Reine Sahne,
keine Kanone war in die Bände der franzosen ge¬
fallen. Napoleon tobte: „(Das“, rief er aus, „eine
solche Schlächterei ohne Erfolge, ohne Gefangene!
(Dill mir denn das Uolk nicht einen Radnagel zu¬
rücklassen? Es scheint, daß diese (siecher etwas
gelernt haben!“ Crondem war Napoleon Berr der
Lage. Er hatte zwei Siege gleich zu Beginn des
Teldzuges erfochten und die frohen Boffnungen
auf ein Ende der Fremdherrschaft waren sehr
herabgestimmt. (Dar Napoleon doch unüberwindlich?
Und die verzagte Stimmung griff noch mehr
um sich, als die niederschmetternde Kunde kam,
daß die Uerbündeten wenige Lage nach Bautzen
einen bis in den August reichenden (Daffenftill-
ttand abgeschlossen hätten. Zudem zeigten die
Russen wenig Neigung, den Feldzug fortzuführen.
Alle Boffnung beruhte jetzt auf den Uerband-
lungen, die mit Österreich geführt wurden, um es
zum Anschluß zu bewegen. Endlich gelang es,
und bei (Diederbeginn der Feindseligkeiten trat
Österreich offen auf die Seite der Uerbündeten.
Ihre Kriegsmacht ward nunmehr in drei Armeen
eingeteilt. Bei der rund 250000 Streiter zählenden
böhmischen oder Bauptarmee unter Fürst Schwarzen¬
berg befanden sich die drei Monarchen. Die
schlesische Armee (100000 Preußen und Russen)
wurde von Blücher geführt; sein Generalftabschef
ward an Scharnhorsts Stelle Gneisenau. Die Nord-
armee (150 000 Preußen — unter Bülow — Russen
und Schweden) stand unter dem Kommando des
ehemaligen französischen Marschalls Bernadotte, jetzt
Kronprinz von Schweden, der durch seine unselige
Zauderpolitik die Operationen mehr als einmal
lähmte. Diesen drei Beeren stand Napoleon mit
insgesamt 400000 Mann und 1200 Geschützen
im Berzen Sachsens bei Dresden gegenüber.
(Nährend Napoleon sich selbst gegen seinen
gefährlichsten Gegner Blücher wandte, schickte er
seinen Marschall Oudinot mit 70000 Franzosen
und Sachsen nach Norden zu einem Dorsloß gegen
Berlin. Bernadotte wollte ausweichen, doch der
tapfere Bülow erklärte, „Der bekommt mich nicht
zurück, unsere Knochen sollen vor Berlin bleichen,
nicht rückwärts“. Und so griff er den Feind am
23. August bei Großbeeren an und errang den
ersten glänzenden Sieg des Feldzuges. Eine fran¬
zösische Division Girand, 7000 Mann stark, wurde
wenige Lage darauf bei Bagelberg von der preu¬
ßischen Landwehr zusammengehauen. (Nährend-
dem war Blücher Napoleon ausgewichen und suchte
ihn hinter sich her von Dresden abzuziehen, auf
das bereits die böhmische Armee vorrückte. Das
zwang Napoleon selber zur Umkehr, und er mußte
es dem Marschall Macdonald mit seinen SO 000
Mann überlassen, mit Blücher fertig zu werden.
Dieser wurde jedoch an demselben 26. August,
als Napoleon bei Dresden seinen letzten Sieg er¬
focht und die böhmische Armee zurückwarf, geradezu
vernichtend von Blücher an der Katzbach geschlagen.
20 000 Gefangene, die nicht über die hochge¬
schwollene Katzbach zurück konnten, und 100 Ge¬
schütze fielen den Preußen in die Bände. Den
Sieg bei Dresden suchte Napoleon dadurch aus¬
zunutzen, daß er den Österreichern auf ihrem Rück¬
zug über das Erzgebirge den General Uandamme
nachsandte, um ihnen den (Ueg zu verlegen. Doch
der geriet unvermutet zwischen zwei Feuer und
mußte sich nach der zweitägigen Schlacht bei Kulm
und Dollendorf mit 10 000 Mann gefangen geben.
Die wieder vorrückenden Österreicher und Blüchers
erneutes Andrängen machten Napoleons Stellung
in Dresden unhaltbar. Aber noch einmal versuchte
er einen Norstoß nach Norden, um sich Luft zu
schaffen. Er schickte den „Lapfersten der Capferen“,
den Marschall Dey, um die bei Großbeeren ge¬
schlagenen Cruppen wieder gegen Berlin zu führen.
Doch die mörderische Schlacht bei Dennewitz, wo